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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch
Autoren: Juergen Kehrer
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gelebt hatte. Ich schaute zum grau verhangenen Himmel. Es sah nach Regen aus. Oder nach Schnee.
    Franka saß im Büro und addierte ihre Arbeitsstunden. »Schon gelesen?« Sie schob mir die Lokalzeitung hin.
    Die Überschrift des Artikels lautete: Mord an junger Frau aufgeklärt .
    Ich überflog den Text. Stürzenbecher hatte eine Pressekonferenz gegeben, sich allerdings ziemlich bedeckt gehalten. BioMedic wurde nur am Rande erwähnt. Im Zusammenhang mit der Verhaftung des mutmaßlichen Mörders von Jessica W., eines Amerikaners namens John Parker, sei eine Pharma-Firma in Hiltrup durchsucht worden, bei der Parker als Sicherheitschef gearbeitet habe. Dabei seien Hinweise aufgetaucht, die den Tod von vier alten Frauen in Sankt Mauritz beträfen. Aufgrund der laufenden Ermittlungen könne die Polizei aber noch keine Einzelheiten mitteilen. Thalheims Name tauchte überhaupt nicht auf. Am Ende des Artikels berichtete der Verfasser, dass er versucht habe, eine Stellungnahme der Hiltruper Firma zu bekommen. Dort habe man ihm mitgeteilt, dass die leitenden Manager der Firma zur Konzernzentrale in die USA gereist seien. Ob und wann die Herren zurückkämen, sei derzeit unklar.
    »Irgendwelche Anrufe?«, fragte ich.
    »Ja. Rechtsanwalt Kachelpöhler. Er wünscht Erläuterungen zu der Rechnung, die du gestellt hast.«
    »Soll er bekommen.«
    »Und Rainer Wiedemann. Er möchte sich bei dir persönlich bedanken.«
    Ich seufzte. »Na schön. Und sonst?«
    »Wer soll denn noch anrufen?«
    »Frauen, die sich mit mir verabreden wollen, zum Beispiel.«
    Franka lachte. »Es rufen doch nie Frauen für dich an, mal abgesehen von deiner Ex.«
    Ich ließ mich in meinen Ledersessel fallen. »Das ist ja das Niederschmetternde. Irgendwas scheint mit meiner erotischen Ausstrahlungskraft nicht mehr zu stimmen.«
    »Du könntest daran arbeiten«, sagte Franka amüsiert. »Es gibt immer mehr Chatrooms, in denen einsame Singles flirten.«
    »Igitt. Ich hasse diese elektronische Anmache. Wie steht's eigentlich zwischen dir und Ludger Schulte-Notarp?«
    Franka beugte sich tiefer über ihre Abrechnung. »Das ist vorbei.«
    »Wieso?«
    »Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    Ich lachte: »Das ist doch schön.«
    »Weißt du, wie er sich das vorstellt?« Franka knallte den Kugelschreiber auf den Schreibtisch. »Er meinte, ich könne ja das Jurastudium abbrechen und mich um die familiären Dinge kümmern. Verstehst du? Herr Schulte-Notarp geht seinen Geschäften nach und Frau Schulte-Notarp wartet darauf, dass sie schwanger wird. Nein, so habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt.«
    Draußen hatte es begonnen zu schneien. Große, wässrige Schneeflocken.
    Ich schüttelte den Kopf. »Schnee im Mai.«
    »Das ist die Klimaerwärmung«, erklärte Franka.
    »Was soll daran warm sein?«
    »Du darfst das nicht so punktuell sehen. Hier mag es vielleicht schneien, aber dafür können die Eskimos am Nordpol in Bikini und Badehose sonnenbaden.«
    »Verrückt.« Ich schnappte mir das Telefon.
    Steffi Kleinschmidt nahm selbst ab.
    Ich sagte: »Wenn Sie Lust haben, mich noch einmal zu treffen, bauen Sie einfach ein Ja in Ihren nächsten Satz ein.«
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