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Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch

Titel: Wilsberg 13 - Wilsberg isst vietnamesisch
Autoren: Juergen Kehrer
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das keine Rolle spielte. Zudem fragte ich mich, wie Anja die Strapazen überstehen würde. Sie konnte zwar ohne Schmerzen gehen, aber auf keinen Fall rennen. Und damit fiel für uns aus, was jedem Einbrecher blieb, wenn alles schief ging: weglaufen.
    Wir kamen durch Hiltrup. Ich bog von der Westfalenstraße, wie die Hammer Straße hier hieß, in die Hansestraße ab. Ein paar hundert Meter weiter, mitten im Gewerbegebiet, stand das Gebäude von BioMedic. Ein unscheinbarer Kasten, nicht aufregender als die Gebäude links und rechts daneben. Nur einem Fachmann wäre aufgefallen, dass die Sicherheitsvorkehrungen ein bisschen aufwendiger und teurer waren als bei der mittelständischen Nachbarschaft.
    Etwa hundert Meter vor BioMedic ließ ich den Wagen ausrollen.
    »Also«, ich räusperte meine belegte Stimme frei, »noch haben wir die Chance, die Sache abzublasen.« Ich drehte mich um. »Ich wäre niemandem böse, wenn er kalte Füße bekommt. Das Risiko, geschnappt zu werden, lässt sich nicht ausschließen.«
    Holger schaute Anja fragend an.
    »Nein.« Anja presste die Lippen aufeinander. »Die gehen über Leichen. Wenn wir sie nicht stoppen, machen sie weiter. Vielleicht nicht in Münster, aber an einem anderen Ort.«
    »Okay«, sagte ich. »Dann los!«
    Wir trugen schwarze Kleidung und hatten unsere Gesichter schwarz angemalt. So waren wir fast unsichtbar, und für den Fall, dass uns einer der Wachmänner doch zu Gesicht bekam, würde er keine genaue Personenbeschreibung geben können.
    Ich ging zum BioMedic-Gelände, während Franka, Anja und Holger zunächst im Auto blieben. Mithilfe einer Angel setzte ich ein ferngesteuertes Spielzeugauto über den elektrisch gesicherten Zaun. Dann ließ ich das Auto so lange vor dem Gebäude auf und ab fahren, bis die Bewegungsmelder reagierten. Das ferne Tuten der Alarmanlage im Büro der Nachtwächter war bis zu meinem Standort zu hören. Schnell dirigierte ich das Spielzeugauto in die dunkelste Ecke des Geländes.
    Kurz darauf erschienen die beiden Nachtwächter auf dem Hof, die Hände an den Pistolenhalftern, bereit, jeden Eindringling zu vertreiben.
    »Schon wieder dieser Scheiß«, sagte der eine.
    »Schalten wir das blöde Ding doch gleich aus«, sagte der andere.
    Darauf hatte ich gehofft. In der letzten Nacht hatte ich das Spiel dreimal mit ihnen getrieben, bis sie die Bewegungsmelder ausgeschaltet hatten. Jetzt waren sie endgültig davon überzeugt, dass die Geräte nicht richtig funktionierten.
    Nach einigen gelangweilten Blicken verzogen sich die Nachtwächter wieder in ihr gut geheiztes Büro.
    Zum Test holte ich das Spielzeugauto fünf Minuten später aus der Ecke und ließ es erneut ein paar Runden drehen. Kein Bewegungsmelder reagierte.
    Ich winkte den anderen und wir gingen gemeinsam zum Tor. Anja gab den Zahlencode ein, dann schlüpfte sie mit Holger durch die Öffnung.
    »Sei vorsichtig!«, sagte ich zu Franka. »Wenn es brenzlig wird, verschwinde lieber!«
    »Und was ist mit euch?«
    »Wir kommen schon zurecht.«
    Ich gab ihr einen Klaps auf die Schulter, bevor ich den anderen folgte.
    Wir nahmen den Umweg am Zaun entlang bis zur Rückseite des Gebäudes. Hier gab es einen Hintereingang, zu dem Anjas Schlüssel passte. Vorläufig gingen wir jedoch nicht hinein, sondern vertrieben uns die Zeit mit Warten. In der kalten Aprilnacht keine angenehme Beschäftigung.
    Endlich, nach einer Viertelstunde, machte sich einer der Nachtwächter zu seinem Rundgang auf. An den nacheinander aufflackernden Flurlichtern konnten wir seine Route verfolgen.
    Als das letzte Flurlicht verloschen war, betraten wir das Gebäude. Meinen Beobachtungen zufolge hatten wir jetzt eine knappe Stunde Zeit.
    Da im ganzen Haus Kameras installiert waren, durften wir natürlich kein Licht einschalten. Aber im fahlen Mondlicht, das durch die großen Fenster hereinfiel, und mit den Rotlicht-Taschenlampen, deren Schein auf den Schwarz-Weiß-Monitoren der Nachtwächter kaum zu erkennen war, kamen wir ganz gut voran.
    Die Büros der Geheimabteilung lagen in der zweiten Etage. Anja führte uns daran vorbei, schloss eine Tür auf und dann eine weitere, bis wir in einem Versorgungsraum standen. An der Wand suchte sie nach einer fugenlos eingefügten Abdeckung, die sie mit einem Magneten öffnete.
    »Hat mir mal ein Wachmann gezeigt«, flüsterte sie, während sie einen Schalter umlegte. »Er wollte mir imponieren.«
    Unten, im Büro der Nachtwächter, ging jetzt vermutlich ein Lämpchen an, oder eines, das
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