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Willkür

Willkür

Titel: Willkür
Autoren: Gary Disher
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dem Syndikat einen heißen Tipp gegeben?«
    Rossiter blickte mutlos auf den Boden und nickte.
    »Wart ihr immer schon per du, ihr und das Syndikat?«
    »Mann, Junge ... vierzig Riesen, wenn man dich schnappt. Jeder wusste, an wen er sich zu wenden hatte.«
    »Ihr beide hättet mit Eileen verschwinden sollen.«
    »Ich wollte das mit dir klären.«
    Wyatt starrte ihn an. Vielleicht war das sogar die Wahrheit. Er deutete mit dem Kopf auf Niall. »Und was ist mit ihm?«
    Ohne einen Funken Stolz in den Augen musterte Rossiter seinen Sohn. »Der kleine Pisser hat sich eingebildet, er könnte es mit dir aufnehmen, wenn du hier reinschneist.«
    Niall drehte sich abrupt von seinem Vater weg, um ihn zum Schweigen zu bringen. Rossiters Arm wurde mitgezogen und die stark geäderte Hand landete auf Nialls Oberschenkel. Niall fluchte und stieß sie weg. Wyatt wurde klar, was Blutsbande Menschen antun konnten, und es kam ihm so erbärmlich vor.
    Das Gartentor quietschte und unwillkürlich ging ein Ruck durch beide Rossiters. Nun schienen sie nur darauf zu warten, dass es wieder ins Schloss fiel.

    VIERZIG

    Die Vorgehensweise hatte Napper von einem Vergewaltiger abgekupfert, den er vor einigen Jahren im Rahmen einer Überwachung festnehmen konnte. Der Täter war auf das Dach seines Opfers geklettert, hatte ein paar Ziegel entfernt und war in den Raum zwischen Dach und Decke geschlüpft. Durch die Einstiegsluke hatte er sich dann Zutritt zum Haus verschafft. Nur hatte es sich seinerzeit bei dem Täter um ein kleines spindeldürres Etwas gehandelt. Napper hingegen hatte sich jede Menge blauer Flecken an seinen dicken Oberschenkeln zugezogen, als er sich durch die kleine Luke des Hauses in Northcote hatte zwängen müssen. Außerdem war er unsanft gelandet, was seine Schienbeine ebenfalls schlecht verkraftet hatten. Und dann die Panik, als die Waffe ihm den Dienst versagt hatte. Sollte sich nochmals die Gelegenheit bieten, bei einer Drogenrazzia eine Waffe mitgehen zu lassen, müsste es ein Double-Action-Revolver sein, keine Halbautomatik. Schussversagen bei einer Pistole heißt, man ist geliefert, bei einem Revolver hingegen muss man nicht erst die Patrone aus dem Patronenlager entfernen, man zieht nur mal kurz durch und fertig.
    Immerhin war er jetzt sicher zu Hause und um zweihundertneuntausend Dollar reicher. Napper saß auf seinem Bett, umschlang seinen Körper mit beiden Armen und schaukelte vor und zurück, erleichtert und beinahe in Jubelstimmung. All die Zwanziger, Fünfziger und Hunderter — seine Hand zuckte nach vorn, um sie zu berühren. Er hatte alle Banderolen abgezogen und die Scheine aufs Bett geworfen, um seiner Vorstellung von einem Riesenhaufen Gestalt zu geben. So als Bündel hatte es nach verdammt wenig ausgesehen. Nun ja, anfangs war er sogar etwas enttäuscht gewesen, bis er das Geld gezählt hatte. Vielleicht war es der Wodka, den er in sich hineinschüttete, aber je länger er auf den Haufen Scheine blickte, desto irrealer kamen sie ihm vor, wie ein Berg abgelöster Etiketten von Marmeladegläsern oder bunter Papierschnipsel, die alle vor seinen Augen verschwammen.
    Napper riss sich von dem Anblick los und nahm noch einen Schluck Wodka. Es war nach Mitternacht und seit zwei Stunden hockte er nun schon so da. Er hatte sofort Tina angerufen, doch die hatte angepisst reagiert, sie schlafe bereits und es sei ihm wohl bekannt, dass sie um fünf Uhr aufstehen müsse, er könne ihr mal im Mondschein begegnen und dann hatte sie den Hörer hingeknallt. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr stellte er die Beziehung zu Tina in Frage. Wollte er sie überhaupt? Das hier war ’ne schöne Stange Geld. Das erlaubte einem Mann, bei der Wahl der Puppen Ansprüche zu stellen. Sein Blick wanderte hinüber zu den Scheinen, ohne sie tatsächlich zu sehen. Tatsächlich war sein Blick nach innen gerichtet und die Jahre mit Josie zogen an ihm vorüber. Am Anfang hatte er gedacht, das sei wahre Liebe. Als Sozialarbeiterin hatte sie Verständnis gezeigt für seine Arbeit als Polizist, dann die Geburt von Roxanne, sie zogen in ein Haus — und plötzlich war alles wie auf den Kopf gestellt. Josie entdeckte ihre feministische Ader — und soweit er wusste, auch ihre lesbische — und von nun an bombardierte sie ihn vierundzwanzig Stunden am Tag mit Emanzen-Parolen. Auf einmal wollte sie wieder studieren. Ihm warf sie vor, er verrohe durch seinen Job und das färbe ab aufs Kind, um das er sich sowieso nie kümmere. Napper
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