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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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Essen kennen sie schon sehr gut.
    »Guten Morgen, bitte ein Fahrradkurier von Carter & Morgan PR zu Onslow Gardens.«
    »Guten Morgen. Lizzy, nicht wahr? Der Hummel -Kindergarten? Eine Lieferung für den kleinen Muhammad Ali?«
    »Hallo, Dave. Ha, ha, ja, für Cassius.« Höflich lache ich. Diese Konversation hatten wir schon tausend Mal, und ich kenne meine Rolle – ich muss ihm einfach nur Stichwörter geben.
    In Daves Welt ist Cassius vermutlich der amüsanteste Name aller Zeiten – besonders, wenn er zu einem blonden Lockenköpfchen aus dem Schickimicki-Stadtteil South Kensington gehört. Ich ertrage es kaum, mir seine Belustigung (und unsere Telefonate) vorzustellen, wenn die Zwillinge aus dem Kinderzimmer in den Kindergarten übersiedeln und ihm das gesamte Comedy-Potenzial von Hero und Mercy bieten.
    »Was für ein erfreuliches Ziel, ha, ha. Sticht er wie eine Hummel?«
    »Oh, sehr gut, Dave. Aber ich glaube, Hummeln stechen nicht, oder? Zumindest nicht, wenn sie hungrig sind, und das wird er sein, wenn wir ihm den Lunch nicht schicken.«
    »Ah, der Lunch? Natürlich dürfen wir den Kleinen nicht verhungern lassen. Was bekommt er denn heute? Ein Mega-Ultra-Schinkensandwich?«
    »Ha, ha, ja genau, Dave.« (Das hatte ich beim ersten Mal vor etwa sechs Wochen auch schon zu hören bekommen.) »Schicken Sie den Kurier sofort hierher?«
    »Klar, Lizzy, keine Bange. Wir wollen doch kein Magenknurren im Dschungel riskieren, was? Eh?«
    »Absolut nicht, danke, Dave, schönen Tag noch.« Was für ein anstrengender Typ ...
    Als ich den Hörer auflege, stürmt Camilla aus ihrem Büro, den Bob-der-Baumeister -Rucksack in der Hand. »Lizzy, würdest du ...«
    »Der Fahrradkurier ist schon unterwegs.«
    »Gott segne dich, Lizzy.«
    »Und da ist ein bisschen Babyspucke, hinten auf deinem Kleid.«
    Sie späht über ihre Schulter und starrt den ominösen Fleck an. »Ach, du meine Güte, was denn noch alles? Ein Glück, dass du es bemerkt hast, Lizzy, du bist eine wahre Lebensretterin. Und was steht ganz oben auf deiner wunderbaren Liste für diesen Tag?«
    »In fünf Minuten beginnt die Planungsbesprechung. Die wurde in Jemimas Büro verlegt. Um elf müsste sie beendet sein. Heute gibt’s keinen Lunch, weil ich dich für zwölf Uhr fünfzehn beim Zahnarzt angemeldet habe. Um vier signiert Eliza Evans ihr Buch bei Selfridges. Das Taxi holt dich um halb vier hier ab, damit du mit ihr reden kannst, bevor sie loslegt. Um fünf holt dich das Taxi von dort ab und bringt dich zu ein paar Drinks mit Tom Porter...«
    »Tom ...« Verständnislos runzelt sie die Stirn.
    »Porter, Isobel Valentines neuer Agent? Ihr wollt erörtern, wie sich ihre Schwangerschaft ausschlachten lässt. Erinnerst du dich? Sie erwartet Drillinge und will die künstliche Befruchtung nicht zugeben. Stattdessen schwebt ihr eine Story über das ›großartige Wunder meiner Babys‹ vor.«
    »Natürlich, natürlich, klar, Tom Porter.« Sie schaut immer noch leicht verwirrt drein, und das verstehe ich, weil Isobel Valentine ihre Agenten konsumiert wie andere Leute Kaugummis.
    »Aber bevor du irgendwas tust, möchtest du vielleicht das da sehen.« Ich gebe ihr die Hot-Slebs-Ausgabe, auf Seite zwölf aufgeschlagen.
    »Ah, ein Fleckenputztuch ... Oh, Lizzy, was würde ich bloß ohne dich machen?«
    Camilla läuft zur Tür hinaus und wirft nur einen flüchtigen Blick auf das Magazin. Eine Sekunde später sehe ich sie mitten im Korridor erstarren.
    »Verdammte Scheiße!«
    Während sie durch den Flur marschiert, beobachte ich Jemimas Assistentin, die ihre Freundin anstößt. Dann zeigt sie auf den Fleck, den Camilla nicht restlos von ihrem Rock entfernen konnte. Dabei formen ihre Lippen unverkennbar das Wort »Sperminator«.
    Heute Morgen würden Sie es bei Camilla Carters Anblick nicht glauben. Aber es gab Zeiten, da war sie die großartigste PR-Expertin in der ganzen Branche. Man durfte sich drauf verlassen, dass alle ihre Klienten aus den richtigen Gründen in der Presse erwähnt wurden. »Meine fabelhafte Hochzeit«, »Mein Babyglück«, »Die Rolle, mit der ich den Oscar gewann«, »Mein selbstloses Engagement für die Gesellschaft.« Wie eine fröhliche Spiel-und-Spaß-Trainerin aus den Dolly -Büchern von Enid Blyton kam sie mir vor, ein warmherziger Kumpel. Aber sie war unerbittlich, wenn man ihr in die Quere kam. Alle Feuilletonredakteure zitterten, wenn sie von ihr angerufen wurden. Und wenn man einen ihrer Klienten verunglimpfte, kam man
auch an keinen
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