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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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ihrer anderen mehr ran, bevor man ihr nicht sonst was versprach. Ehe Interviews erschienen, wurden sie von Camilla zensiert. Bei Fototerminen bestand sie auf Visagisten, die tausend Pfund pro Stunde verlangten, auf Hubschrauberflügen zum Shooting und zurück. Lieber zog man eine unschmeichelhafte Story zurück, bevor sie die Zähne zeigte, und ersparte sich den Kummer.
    Und nicht nur die Presse befolgte alle ihre Befehle. Wenn ein verwöhnter Promi vom festgelegten Carter-&-Morgan -PR-Pfad abwich, las sie ihm gnadenlos die Leviten. Dann drückten sie ihre Zigaretten aus, starrten zerknirscht auf ihre Schuhe hinab und nannten sie »Miss«, wie Schulkinder. Denn sie wussten, dass sie Camilla Carter alles verdankten.
    Nur aufgrund ihrer Intervention wurde in den Berichten über Isobel Valentines Hochzeit die Rede des sternhagelvollen Trauzeugen mit keinem Wort erwähnt. (Diese Ansprache gipfelte in einem obszönen Trinkspruch, aufgrund dessen der Bräutigam ihn in die Hochzeitstorte stieß.)
    Damien Elliots Baby ersparte sie Enthüllungen über den Vaterschaftstest, den er forderte, nachdem seine Frau Affären mit ihrem Personal Trainer, dem Gärtner, dem Chauffeur und dem Jungen, der sich um den Pool kümmert, gestanden hatte. Und es war nur ihr zu verdanken, dass die Presse zuverlässig die Eroberungen eines vermeintlichen Schürzenjägers schilderte, nämlich des Actionstars David Mortensen. Obwohl er an den meisten Abenden friedlich zu Hause saß, mit seinem langjährigen Liebhaber und zwei Plüschpudeln.
    Aber jetzt ist es nur mir zu verdanken, dass überhaupt was passiert.
    Schon immer gehörte Camilla zu den Frauen, deren scheinbar chaotischer Stil von einem erstaunlichen Organisationstalent und der Fähigkeit, blitzschnell von einem Gedanken zum nächsten zu springen, Lügen gestraft wird. Da konnten gewöhnliche Sterbliche nur fassungslos mit den Ohren schlackern. Aber nachdem sie viel zu früh aus der Elternzeit zurückgekehrt ist, verbirgt die chaotische Fassade weder raffinierte Strategien noch einen einstmals typischen Carter-Masterplan. Sie kann sich nicht mehr konzentrieren. Das wissen wir alle.
    Und Jemima weiß es am besten. In den drei Monaten von Camillas Mutterschutz pirschte Jemima sich wie ein Geier im Armani -Outfit an die Klienten ihrer Partnerin heran. Wenn Cam das Talent der Firma war, verkörperte Jemima schiere Gier und unbeirrbaren Ehrgeiz: Carter & Morgan dient ihr nur als Sprungbrett zur Gründung eines international agierenden Unternehmens namens Jemima Morgan PR. Skrupellos würde sie Mittel und Wege finden, um Camilla hinauszuekeln und ihre manikürten Klauen in die illustre Klientenliste zu krallen.
    Bisher hat sie drei dieser Klienten dazu überredet, sich »vorübergehend« von ihr betreuen zu lassen.
    »Nur bis die arme Cam wieder auf die Beine kommt – es würde ihr wirklich helfen, wenn Sie zustimmen. Sie würde Sie niemals selbst darum bitten, das wissen Sie ja. Aber all diese Kinder sind so anstrengend, und Sie möchten ihr sicher keinen zusätzlichen Kummer bereiten.«
    Und jetzt, wo sie Camillas Klienten zwischen ihre Finger gekriegt hat, wird sie nicht kampflos auf ihre Beute verzichten.
    In den vier Jahren, seit ich für Cam arbeite, hat sie mich
oft genug an den Rand der Erschöpfung getrieben. Aber sie brachte mir auch alles bei, was sie wusste. Zu Jemimas Entsetzen hatte sie mich engagiert, eine desillusionierte, fast dreißigjährige Journalistin vom Croydon Examiner  – keine der zahllosen, wahnsinnig selbstsicheren zweiundzwanzigjährigen Collegeabsolventinnen, die jeden Sommer an die Tür von Carter & Morgan hämmern. Camilla behauptete, Reife und Erfahrung seien ihr wichtiger als brennender Ehrgeiz. Aber ich glaube, sie stellte mich eher aus Mitleid ein, weil ich gestand, dass ich während des Journalismusstudiums von einer Karriere bei einem Hochglanzmagazin geträumt hatte. Doch diese Träume wären leider in einer Sackgasse von regionalen Blumenausstellungen und Kirchenfesten beendet worden. Unverzüglich nahm sie mich zu glamourösen Partys mit und stellte mich als aufstrebenden Star vor, bot mir die Geschenke dankbarer Klienten an und überließ mir die Ruhmeslorbeeren unserer gemeinsamen Leistungen. Nachdem mich mein Freund Joe vor zwei Jahren abserviert hatte, stand sie mit Eiscreme und einer Miss-Undercover -DVD (in einer Box mit Miss Undercover 2, aber so schlecht fühlte ich mich nun auch wieder nicht) vor meiner Tür. Außerdem verlangte sie, ich
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