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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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meinem Kopf Haare befinden  – sonst nirgendwo. Nein, ich meine die Telefonate – den Zwang, dauernd jemandem erzählen zu müssen, wohin man geht, was man gerade tut, und mit ihm Pläne zu schmieden. Das ist so anstrengend.« Sie nippt an ihrer Cola light. »Aber auch wundervoll.«
    »Du planst was mit Laurent?« Ich traue meinen Ohren nicht.
    Pläne? Das hier soll Lulu sein? Ich habe längst aufgehört zu zählen, wie oft sie mir vorgejammert hat, wie wahnsinnig gefährlich es sei, mit einem Mann die Zukunft zu planen. Eine Verabredung zum Dinner länger als eine Woche im Voraus zu vereinbaren – das ist der erste Schritt auf dem glitschigen Abhang, an dessen Fuß man mit dem Partner über Schreibtischschubladen von Ikea diskutiert, und plötzlich hat man ein Baby an der tropfenden Brust hängen.
    Nach Lulus Ansicht gibt es kein grausigeres Schicksal. Meistens enden solche Klagen mit einem Schauer eiskalten Entsetzens. Und jetzt?
    »Moment mal.« Obwohl Lulu meine beste Freundin ist, wage ich nicht in Worte zu fassen, was ich sie wirklich fragen will. »Heißt das – du gehst mit Laurent zu Ikea?«
    Natürlich lässt sie sich nicht zum Narren halten. »Was ich sagen möchte, Harrison – ich erwäge, ob ich mit ihm im Ikea -Katalog blättern soll.«
    »Was für eine Entwicklung...«, meine ich. Mittlerweile haben die beiden Frauen zu unserer Linken ihre Salate mit den Haarresten gegessen und belauschen uns sichtlich verblüfft.
    »Aber ich bin nicht bereit, zum Ikea in Croydon zu fahren«, betont Lulu. »Und Laurent will das auch nicht. Damit das klar ist.«
    »Völlig klar. Immerhin ist der Katalog – vielversprechend.«
    »Ja.« Lulu zwirbelt den Strohhalm in ihrem Drink herum. »Definitiv.«
    »Und wie geht’s Dan?«, frage ich möglichst beiläufig. Offenbar überhaupt nicht beiläufig, weil Lulu mir einen vielsagenden Blick zuwirft.
    »Dan...«, beginnt sie langsam. »Dan ist – seltsam.«
    »Seltsam? Inwiefern?«
    »Also, er trifft sich jetzt wieder mit dieser Emma. Erinnerst du dich an sie? Sie war damals auf unserer Party.«
    »Oh – ja, sicher. Großartig.« Beim Gedanken an jenen Abend fühle ich mich ein bisschen mulmig. Es muss Emmas Stimme gewesen sein, die ich letztens gehört habe, als ich bei Dan vor der Tür stand.
    »Ja, merkwürdig. Sie ist gar nicht sein Typ. Und sie scheint ihn dauernd zu irritieren. Was wohl kaum der Liebestraum eines jungen Paares...«
    »Nein?« Unwillkürlich freue ich mich. Seit Randy und Dan sich wegen ihres goldenen Körpers beinahe geprügelt hätten, hege ich eine irrationale Abneigung gegen die hinreißende Emma.
    »Keine Ahnung, warum er mit ihr zusammen ist. Um die Wahrheit zu gestehen...« Lulu lässt ihren Strohhalm los und beobachtet mich. »Bis vor Kurzem dachte ich, Dan wäre in dich verliebt.« Das spricht sie so sachlich aus, dass ich glaube, ich müsste mich verhört haben.
    »Du dachtest, er – eh – wie, bitte?«
    »Ja, ich weiß, das klingt lächerlich, nicht? Aber eine Zeit lang war ich davon überzeugt. Bei jeder Gelegenheit hat er deinen Namen ins Gespräch gebracht. Und er hasste Randy mit einer geradezu unvernünftigen Leidenschaft. Ein Jahr lang hat er kaum andere Frauen angesehen. Und er benahm sich so komisch, wenn er mit dir zusammen war. Ständig suchte er Streit. Hast du das nicht bemerkt?«
    »Oh – großer Gott, Lu – ich und Dan?«, stottere ich und weiche ihrem Blick aus.
    Natürlich habe ich das bemerkt. Ich wollte es mir nur nicht eingestehen – immerhin geht es um Dan. Es wäre zu seltsam. Aber ich spüre es schon seit Wochen. Wie etwas, das ich oft genug aus den Augenwinkeln gesehen, aber niemals direkt angeschaut habe.
    »Nun, offenbar habe ich mich geirrt«, fügt Lulu hinzu und winkt lässig ab. Auf dem Tisch summt ihr BlackBerry. »Wenn ich dich heutzutage erwähne, wechselt er sofort das Thema. Warte mal...« Sie meldet sich am Telefon. »Was, es
brennt? Wie? Spül es sofort aus! Schnell! Und biete ihr kostenlose Pflegeprodukte an. Und ein Glas Wein. Zwei Gläser Wein. Wenn sie sich betrinkt, wird sie vergessen, dass sie uns verklagen könnte. Ich bin in zwei Minuten da.« Sie verzieht das Gesicht und legt das Telefon beiseite. »Sorry, Harrison, ich muss gehen – eine kleine Katastrophe mit einer brasilianischen Keratin-Behandlung.«
    Hastig küsst sie meine Wange, rast aus dem Café und lässt mich mit einem halb gegessenen Mozarella-Tomaten-Sandwich, zwei Cola light und beunruhigenden Gedanken
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