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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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Mal.
    Aber dieser Kerl ist unbelehrbar. Entschlossen zieht er den Stuhl unter dem Tisch hervor.
    »Entschuldigung, aber ich habe eben gesagt...« Empört blicke ich auf. »Dan!«
    »Hi, Lizzy.« Ein schwaches Lächeln umspielt seine Lippen. »Darf ich mich setzen?« Seine Hand liegt immer noch auf der Stuhllehne.
    »Eh – ja, natürlich«, stottere ich, total verwirrt über sein Erscheinen. Damit meine ich sein Erscheinen in der Bar. Er sieht aus wie immer nach der Arbeit, korrekter Anzug, bürotauglich, zerzaustes Haar. »Das heißt«, füge ich hinzu, »ich habe diesen Stuhl für Lulu reserviert. Sie kann jede Minute auftauchen. Dann musst du ihr Platz machen.«
    Beeil dich, beeil dich, beeil dich, Lulu, lass mich nicht mit deinem Bruder allein. Diese Situation ist mir unheimlich. Womöglich ist er mit Emma verabredet, und ich muss mit den beiden zusammensitzen, während sie leidenschaftlich knutschen und einander betatschen.
    »Lulu kommt nicht«, erklärt Dan und legt seinen Mantel auf meinen über der Stuhllehne. Die Zeitung landet am Boden. Dann setzt er sich und krümmt die breiten Schultern. Für den Stuhl und den instabilen Tisch zwischen uns wirkt er viel zu groß.
    »Aber sie hat nichts gesagt...« Ich klappe mein Handy auf. Keine SMS.
    »Weil ich sie darum gebeten habe.« Seine grimmige Miene erschreckt mich. »Weil ich allein mit dir reden will, Lizzy.«
    »Also triffst du dich nicht mit Emma in dieser Bar?«, frage ich nervös. Ich rechne jeden Moment mit ihrer Ankunft.
    »Nein.« Dans Brauen ziehen sich zusammen. »Das ist vorbei, es hat nicht funktioniert.«
    »Tut mir leid.«
    »Nicht nötig«, erwidert er und nippt an Lulus Rotweinglas. »Übrigens bin ich nicht hier, um über Emma zu quatschen, sondern um mit dir zu reden.«
    Ich wünschte, ich könnte jetzt verkünden, dass Dans unerwartete Anwesenheit mich überglücklich machen und mir zu der Erkenntnis verhelfen würde, dass ich ihn wahrhaft liebe. Ich weiß, solche Geschichten müssen genau so enden. Stattdessen empfinde ich die gleiche Angst wie in jenem Augenblick, als ich irgendwann um 1987 herum auf dem höchsten Sprungbrett des Schwimmbads von Guildford stand. Unfähig zu springen musste ich einen beschämenden Rückzug antreten und die Stufen wieder hinabsteigen. Hier gibt es kein Entrinnen. Glauben Sie mir, ich habe bereits verstohlen potenzielle Fluchtwege gecheckt. Die einzige Möglichkeit, bei der ich mich nicht an Dan vorbeizwängen müsste, würde durch die Falltür hinter der Bar führen und im Weinkeller enden. Um das zu schaffen, müsste ich wie ein olympischer Hochspringer über die Theke fliegen, was ich mir bedauerlicherweise nicht zutraue. Zumindest vorerst nicht.
    »Dan, tut mir leid, dass ich dir nichts über Randy erzählt habe«, sage ich möglichst schnell, damit ich es hinter mich bringe, so wie man ein Pflaster abrupt runterreißt, um den Schmerz zu verkürzen.
    Bevor Dan mich anschreien kann.
    Doch er mustert mich nur und dreht schweigend den Stiel des Weinglases zwischen den Fingern.
    »Irgendwie – bin ich in diese blöde falsche Beziehung
geraten«, fahre ich fort. Viel zu überstürzt sprudeln die Worte aus mir heraus. »Ich durfte mit niemandem darüber sprechen. Du warst so nett zu mir, als du mich warnen und beschützen wolltest. Ich wollte dich nicht belügen. Aber ich konnte dir die Wahrheit nicht verraten. Klar, das ist keine Entschuldigung. Tut mir leid, Dan, wirklich.«
    Noch immer schaut er mich wortlos an, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Versucht er, seinen Zorn oder seinen Lachreiz zu bezwingen? Das lässt sich nicht feststellen.
    »Natürlich habe ich mich furchtbar schlecht benommen«, fahre ich beharrlich fort. Was will er eigentlich? Dass ich vor ihm auf dem Bauch krieche? »Ich hätte ehrlich sein müssen, Dan. Doch ich habe den Überblick verloren und wusste nicht, was wichtig ist und...«
    »Und was ist wichtig?«, fragt er plötzlich, legt den Kopf schief und wartet auf meine Antwort.
    Einer Panik nahe, versuche ich, die Höhe der Theke abzuschätzen. Würde es wehtun, mich drüber zu schwingen und durch die Falltür zu flüchten? Wäre es vielleicht nicht so schmerzlich wie dieses Gespräch?
    »Äh – was wichtig ist?«, wiederhole ich und spüre Schmetterlinge, die in meinem Bauch zu flattern beginnen. Will er Blut sehen?
    »Ja, soeben hast du erwähnt, du hättest aus den Augen verloren, was wichtig ist«, sagt er, ohne zu lächeln. »Also? Was ist wichtig?«
    »Nun
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