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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Autoren: Pippa Wright
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angetan?«
    Wie sie mir bei mehreren Gelegenheiten eingeschärft hat, trägt man Pferdeschwänze nur in der Badewanne und beim Abschminken. Niemals würde eine Frau, die etwas auf sich hält, das Haus mit einem Pferdeschwanz verlassen. Es sei denn, sie hat alles abgeschrieben, was mit Attraktivität und Mode zusammenhängt, vermutlich sogar das Leben selbst.
    »Um Himmels willen, verschone mich, Lulu!«, flehe ich lachend. »Es regnet, und ich konnte mich einfach nicht um mein Haar kümmern. Meine Frisur wird sicher nicht den Weltuntergang heraufbeschwören, okay?«
    »Aber so fängt es an.« Mahnend hebt sie einen Finger und schwenkt ihn vor meinem Gesicht. »Erst vernachlässigst du dein Haar, dann adoptierst du sechs Katzen, duschst einen Monat lang nicht, und dann will niemand mehr im Bus neben dir sitzen. So weit muss es doch nicht kommen, Harrison. Komm nachher mit mir in den Salon, eins meiner Mädchen wird deine Haare waschen und föhnen.«
    »Nicht nötig, Lulu. Es ist alles gut, ehrlich.«
    »Gar nichts ist gut«, protestiert sie energisch. »Darauf bestehe ich. Zur Hölle mit Randy Jones! Hoffentlich fällt ihm sein Schwanz ab.«
    »Nun, vielleicht wird das passieren«, murmle ich – unfähig, genug Enthusiasmus aufzubringen, um über Randy zu lästern.
    »Los, mach weiter! Besudle seinen Namen mit den obszönsten Schimpfwörtern! Wozu sitzen wir denn hier? Den ganzen Vormittag habe ich meinen ›Alle Männer sind Schweine‹-Gesichtsausdruck geübt.«
    »Deshalb wollte ich dich nicht treffen.« Ich zucke die Achseln. »Inzwischen habe ich genug über Randy Jones geredet, Lu. Damit bin ich fertig.«
    »Jetzt schon?« Sie runzelt die Stirn. »Nach einer Woche?«
    Dieses ungläubige Staunen darf ich ihr nicht verübeln. In den letzten Monaten habe ich ihr fast nur Lügengeschichten über mein Seelenleben aufgetischt. »Ich habe angenommen, dass dich das freuen würde. Aus der Perspektive deiner Trennungsgleichung betrachtet – man soll einer Beziehung nur halb so lange nachtrauern, wie sie gedauert hat – habe ich einen exzellenten Rekord aufgestellt. Nur eine Woche...«
    »Süße, du hast die Gleichung immer viel zu ernst genommen.« Seufzend rollt Lulu die Augen. »In einer Woche kommt man nicht darüber hinweg, dass man von einem Promi abserviert und in der Boulevardpresse durchgekaut wird. Nach meiner Berechnung müsstest du immer noch schluchzend in einem Rinnstein liegen.«
    »Und ich dachte, du würdest mich aufheitern!«, erwidere ich belustigt. »Vielleicht findest du das verrückt – aber ich fühle mich so gut wie schon lange nicht mehr. Keine Lügen, keine Heuchelei, keine Peinlichkeiten.«
    »Und kein Job«, erinnert sie mich.
    »Auch das ist okay. Es wird sich irgendwas ergeben.«
    Skeptisch schaut sie mich an.
    »Ich kann es nicht erklären, Lu. Es kommt mir nur so vor, als hätte ich die ganze Zeit geglaubt, ich hätte mein Leben unter Kontrolle, und dabei war es gar nicht so. Jetzt, wo alles auseinanderbricht, finde ich es weniger schlimm, als wenn ich versucht hätte, alles zusammenzuhalten. Ergibt das einen Sinn?«
    »Eigentlich nicht.« Lulu rümpft die Nase. Riecht sie etwas Unangenehmes? »Offen gestanden, das klingt sehr merkwürdig. Ich fürchte, du hast zu viel Zeit mit deiner Mutter verbracht, Harrison. Dreh bloß nicht durch!«
    »Keine Bange, ich werde niemals diese komischen Teigtaschenschuhe tragen. Ich meine einfach nur, dass es mir gut geht. Wirklich.«
    »Hm, wenn du das sagst...« Misstrauisch mustert sie mein Gesicht. »Dieser Pferdeschwanz macht mir immer noch Sorgen. Aber diesmal will ich zu deinen Gunsten entscheiden. Bei noch einem Bad Hair Day gibt es allerdings ernsthafte Probleme, okay?«
    »Okay, und jetzt lassen wir das Thema fallen. Wir haben in letzter Zeit ständig nur über mich und den verdammten Randy geredet. Wie geht’s dir? Wie geht’s Laurent?«
    »O Süße, er ermüdet mich so schrecklich.« Lulu lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück. Wie ein Stummfilmstar berührt sie ihre Stirn mit einem Handrücken.
    »Zu viel Sex?«, kichere ich.
    »Mit Sex hat das nichts zu tun, obwohl es weiß Gott sehr oft passiert. Nein, ich hatte nur vergessen, welch große Rolle die Pflege in einer Beziehung spielt.«
    »Die Pflege? Musst du – jeden Tag deine Beine rasieren?«
    »Bitte, Harrison, könntest du das Schlafzimmer für ein paar Sekunden aus deinen Gedanken verbannen? Das meine ich nicht, wenn ich auch erwähnen muss, dass sich seit zwei Monaten nur auf
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