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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos
Autoren: Erwin Kohl
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fragte Karin. Seifert verzog das Gesicht, die Frage war ihm unangenehm.
    »Das Motiv ist die große Unbekannte. Wir hatten uns erhofft, in seinem Haus irgendwelche Hinweise auf eine Verbindung zu finden. Negativ. Keine Telefonnummer, keine E-Mails, nichts. Umgekehrt ebenso.«
    »Ihr habt Dahlmanns Haus durchsucht?«, entfuhr es Joshua.
    »Selbstverständlich, auch wenn ihr uns für befangen haltet.«
    »Entschuldige, so war das nicht gemeint.«
    »Schon gut. Es scheint wirklich so, als hätte es nie einen Kontakt zwischen Täter und Opfer gegeben. Jedenfalls keinen, der in irgendeiner Art dokumentiert ist.«
    Karin und Joshua sahen sich verwundert in die Augen.
    »Ich weiß, was ihr denkt«, antwortete Seifert ungefragt, »ein Motiv ist zwar nicht Vorschrift, aber …«
    »Es erleichtert die Sache«, Karin versuchte, die Situation zu entspannen. Seifert nickte.
    »Können wir zu ihm?«
    »Ja. Das Bild könnt ihr gleich mitnehmen. Ist ja jetzt praktisch euer Fall.«
     
     

4
    Die Frau in dem dunkelgrauen Hosenanzug wirkte mitgenommen. Dunkle Schatten zeichneten sich unter ihren Augen ab. Vor zwei Tagen hatten die Medien die Identität ihres Mannes erfahren. Seitdem wurde das Haus am Heinrich-Holtschneider-Weg belagert. Gestern erschien ein Bild ihres Mannes auf der Titelseite eines Boulevardblattes, darüber die Schlagzeile:
    ›Ist dieser Mann der feige Polizistenmörder?‹
    Dr. Dremel, ihr Anwalt, prüfte derzeit die Chancen einer Klage. Thorsten Heiner, ihr Nachbar gegenüber, hatte ihr nahegelegt, das Haus zu verkaufen, um weiteren Schaden von der Nachbarschaft abzuwenden, während Beamte der Polizei damit beschäftigt waren, Kisten aus dem Haus der Hornbachs zu schleppen.
    »Das kann doch nur ein Albtraum sein«, flüsterte Udo Hornbach. In Gefängniskluft saß der frischgekürte Personalchef des Schulamtes zusammengekauert auf dem Plastikstuhl im Besucherraum. Das Gesicht war aschfahl, die Haare hingen in wirren Strähnen über seine Stirn. Manuela Hornbach schluckte. Die Wut der ersten Tage hatte sich längst in Resignation gewandelt. Mittlerweile nahm sie Schlaftabletten, sie hatte sich nächtelang den Kopf zerbrochen.
    »Ich bin diesem Dahlmann schon mal begegnet.«
    Manuela sah ihren Mann erschrocken an.
    »Man hat mir ein Bild von ihm gezeigt, er kommt mir bekannt vor. Seitdem denke ich darüber nach, woher. Es muss mir einfallen, vielleicht ist das meine einzige Chance.«
    »Hast du es den Polizisten gesagt?«
    »Nein!«, schrie er. Der Vollzugsbeamte mahnte ihn zur Ruhe.
    »Das wäre doch nur Wasser auf ihre Mühlen. Bitte sag keinem was davon.«
    »Aber möglicherweise ist das wirklich deine Rettung.«
    Udo Hornbach senkte den Kopf. Selbst wenn er das Opfer mal irgendwo gesehen hatte, welche Bedeutung hätte das schon?
    Nach dem ersten Schock vorige Woche war er noch optimistisch gewesen. Hornbach empfand es sogar aufregend. Er stellte sich vor, beim nächsten Kegelabend der Personalabteilung stolz zu berichten, als Verdächtiger in einem Mordfall verhaftet worden zu sein. Mit erkennungsdienstlicher Behandlung, Verhören und allem Drum und Dran. Wer konnte das schon von sich behaupten? Niemand würde ihn mehr für einen langweiligen Spießer halten.
    Zu Beginn des ersten Verhörs strotzte er nur so vor Selbstvertrauen. Dieses Gefühl war wie Schnee in der Sonne geschmolzen, als der Kommissar ihm das blutverschmierte Messer unter die Nase hielt und behauptete, es aus seinem Wagen zu haben. Die Situation hatte ihn plötzlich an einen alten Krimi erinnert. Der Film bezog seine Spannung daraus, dass korrupte Polizisten Beweise manipuliert hatten, um einen schnellen Erfolg vorweisen zu können. Aber dies war kein Film, es war das reale Leben und an dem Messer befinden sich angeblich seine Fingerabdrücke. Hornbach beschäftigte noch die Frage, wie sie das angestellt hatten, als der Kommissar ihm die nächsten Hiobsbotschaften lieferte. Sie behaupteten, Fußabdrücke von ihm gefunden zu haben. An einem Ort, an dem er noch nie im Leben gewesen war. Dann die Zeugin, Hornbach verzweifelte. Das fassungslose Stammeln machte die Polizisten siegessicher. Hornbach hatte die ganze Nacht wach auf der Pritsche gelegen, auf der Suche nach einer Erklärung. Die Polizisten bluffen, wollen die Medien mit einem schnellen Fahndungserfolg beruhigen. Im Hintergrund suchen sie fieberhaft nach dem wahren Täter, war die einzige logische Erklärung, die sein Verstand ihm präsentierte.
    Am nächsten Tag hatten sie ihn
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