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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos
Autoren: Erwin Kohl
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sich Wünsche per Unterschrift, es war so leicht. Ein neues Motorrad, die Stereoanlage, einfach unterschreiben und mitnehmen. Mit der Zeit blieb am Ende seines Gehaltes zunehmend mehr Monat übrig. Es war die Zeit, in der er in billigen Absteigen Boxkämpfe für jämmerliche Gagen bestritten hatte. Bis Janine in sein Leben getreten war.
    Ein Ordner mit dem Namen ›KFZ‹ erregte Joshuas Aufmerksamkeit. Auch dessen Inhalt hatten die Kollegen vom KK 11 für die Akten ausgedruckt. Joshua gewann den Eindruck, dass die Hälfte der Ermittlungsakten mit unnützem Computerinhalt gefüllt waren. Zahlenketten und Endlostabellen die ermüdend waren und - soviel wusste er aus eigener Erfahrung, von Ermittlern irgendwann im Schnelldurchgang abgearbeitet wurden. Sollte es irgendwo eine Unstimmigkeit, ein verräterisches Detail geben, so musste er es hier suchen. Er trank einen Schluck des lauwarmen Kaffees, den er sich aus dem Automaten der Kantine mitgenommen hatte.
    Hornbach hatte für beide Fahrzeuge der Familie eine eigene Datei angelegt. Joshua interessierte zunächst nur der Kombi von Udo Hornbach. Gelangweilt las er die Tabelle durch. Hornbach hatte wirklich alle Kosten, nach Datum geordnet, notiert. 22.508 Euro Anschaffungskosten, ungefähr der 20-fache Wert seines alten Golfs, dachte Joshua. Darunter waren Inspektionskosten, kleinere Reparaturen und Wartungsarbeiten aufgelistet. Auf dem nächsten Blatt begann eine Auflistung aller Tankrechungen. Im Durchschnitt hatte Udo Hornbach den Wagen alle sechs Wochen betankt. In der Spalte Kilometer befand sich jeweils eine dreistellige Zahl, die fast immer mit einer Sieben begann. Joshua blätterte an das Ende der Tabelle und stutzte. Der letzte Eintrag trug das Datum 14. Mai. Am 16. Mai wurde Klaus Dahlmann ermordet. 731 Kilometer, 44,2 Liter, waren weiter rechts vermerkt. Joshua blätterte zurück. Hornbach besaß das Fahrzeug etwas über zwei Jahre. Nur einmal in dieser Zeit hatte er nicht vollgetankt. Voriges Jahr im Oktober waren lediglich 28 Liter eingetragen. Der Beleg von Meerbusch, hastig durchwühlte Joshua die anderen Akten. Es dauerte nur eine Minute, bis er ihn in der Hand hielt. Die Kollegen hatten ihn in seiner Brieftasche gefunden.
    6,2 Liter Diesel, 7,12 Euro.
     
     

8
    In der Schulbehörde kam Karin nicht weiter. Die engsten Mitarbeiter Hornbachs zeigten sich schockiert. Niemand wollte glauben, dass Hornbach einen Menschen getötet hatte. Sie beschrieben ihn als zuverlässig, hilfsbereit und freundlich. Stachelmann, Hornbachs Vorgesetzter, hielt die Festnahme für einen makabren Scherz. Eine Woche danach war die Loyalität noch immer ungebrochen. Die Stelle des Leiters der Personalstelle wurde vertretungsweise besetzt, bis Hornbach wiederkäme, so Stachelmann. Niemand in der Behörde hegte die geringsten Zweifel daran und ebenso kannte niemand Klaus Dahlmann. Auf die Frage, ob Hornbach ein Einzelgänger sei, unter Kontaktschwierigkeiten litt, begegnete man ihr mit Kopfschütteln. Hornbach ging jeden vierten Montag mit den Mitarbeitern der Personalstelle kegeln. Er führte die sogenannte Feierkasse, organisierte Ausflüge und Betriebsfeste. Hornbach hatte viele Freunde. Den intensivsten Kontakt hatte er zu Ulf Gerster, einem Lehrer. Karin ließ sich dessen Adresse geben.
    Unterwegs nach Moers-Schwafheim drang das deprimierte Gesicht Hornbachs in ihr Bewusstsein. Die Angst strömte in kleinen Schweißperlen aus jeder seiner Poren. Nach ersten Ermittlungen im Umfeld des mutmaßlichen Täters wuchsen Karins Bedenken stetig an. Hornbach war dermaßen unbefleckt, dass er sich problemlos für das Amt des Bundespräsidenten bewerben könnte. Der DNA-Vergleich wird keine belastenden Beweise hervorbringen, war Karin Seitz überzeugt. Was das bedeutete, jagte der Ermittlerin einen kalten Schauer über den Rücken. In der Festung waren sie schon jetzt so beliebt wie Fußpilz. Sollten sich tatsächlich keine Spuren Hornbachs finden und sie jeden einzelnen Mitarbeiter einem Speicheltest unterziehen müssen, könnte die Situation leicht eskalieren.
     
    Nach einer halben Stunde erreichte sie das Einfamilienhaus am Ludwig-Richter-Ring. Ein schlanker, großer Mann um die 50 mit himmelblauen Augen und wirr durcheinander liegenden Haaren öffnete ihr im Jogginganzug. Freundlich lächelnd begrüßte er Karin. Nach einem Blick auf den Dienstausweis wurde er ernster.
    »Sie kommen bestimmt wegen der Sache mit Udo?«
    »Ja, ich habe einige Fragen. Man sagte mir, dass Sie mit
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