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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht
Autoren: Joe Schlosser
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lesen. Daneben „Nicaragua victoriosa, ni se vende, ni se rinde“ und „Aqui, allá, el Yanque morirá“.
    Das gefiel den meisten Brigadisten. Revolutionäre Parolen überall, für die sie zu Hause gleich als verdächtig eingestuft wurden.
    Sie erreichten die Innenstadt von Managua. Die Straßen waren abseits der Hauptachsen in einem schlechten Zustand. Nicht nur einmal musste der Lkw langsam über abgesackte Fahrbahnteile oder um Stellen mit fehlenden Kanaldeckeln herum rangieren.
    In einer kurzen Nebenstraße erreichten sie ihr vorläufiges Domizil. Ein einstöckiges, kleines Haus mit vertrocknetem Vorgarten und einem schmiedeeisernen Gitter vor einer Art Garage, dem größten Raum des Gebäudes. Renate erklärte, dass das Haus der Befreiungsfront in El Salvador gehören würde und sie es den Brigadisten in internationaler Solidarität zur Verfügung stellen würden. Möbel gab es so gut wie keine im Haus. Lediglich in der Küche befand sich ein Tisch mit ein paar Stühlen. Aber es gab ein Klo und eine kleine Dusche.
    Renate hatte ein paar auf schlechtem Papier gedruckte Stadtpläne Managuas verteilt und markierte die Straße, in der sie wohnten. Lediglich die Hauptstraßen und einige besondere Orte waren darauf ausgewiesen. Die kleinen Straßen hatten keine Namen. Man orientierte sich am besten durch einfaches Abzählen von einem Fixpunkt aus in eine der vier Himmelsrichtungen. Entweder von einer der Hauptstraßen ausgehend oder aber von dem im Norden Managuas gelegenen Lago de Managua, dem zweitgrößten Binnensee des Landes. Relativ einfach war es auch, sich mit den Bussen in der Stadt zu bewegen. Sie hielten in der Regel auf ein Zeichen hin überall an. Man bezahlte nur ein paar Cordobas und konnte dann so lange fahren wie man wollte. Bei jedem Umsteigen musste neu gezahlt werden.
    Dunker und zwei weitere Brigadisten machten sich am Nachmittag auf den Weg, um für die Gruppe Lebensmittel einzukaufen. Mit großer Aufmerksamkeit bewegten sie sich durch die Straßen dieser für sie völlig fremden Stadt und ungewohnten Atmosphäre. Zwischen oder direkt in den überwucherten Trümmerfeldern standen vereinzelt kleine Häuser. Eidechsen huschten bei ihrem Herannahen unter Geröllhaufen. Einige Männer gingen mit einem Jutesack in der Hand gebückt durch die Brachflächen. Sie sammelten giftige Schlangen ein, die sich hier unter diesen günstigen Bedingungen rapide vermehrten und eine Gefahr für die Bevölkerung darstellten. Dunker dachte bei diesem Anblick mit Sorge an das schmiedeeiserne Tor vor ihrer Schlafstätte, das Schlangen nicht aufhalten konnte.
    An der Pista de la Resistencia fanden sie endlich einen supermercado.
    Eigentlich sah er so aus wie jeder Supermarkt auf der Welt. Ein großer Parkplatz, ein eingeschossiger Betonklotz und Einkaufswagen vor dem Haupteingang. Aber die gähnende Leere auf dem Parkplatz, die fehlende Farbe und der bröckelnde Putz an den Wänden wiesen auf eine Mangelwirtschaft hin. Alle Einkaufswagen waren verrostet.
    Nach ihrem Eintreten in den Markt waren die Brigadisten umso mehr überrascht, wie vielfältig das Warenangebot war. Es gab im Prinzip alles, was man zum Leben brauchte. Brot, Milch, Gemüse, Fleisch. Alles war reichlich vorhanden. Und die Preise waren so niedrig, dass auch jeder Nicaraguaner hier alles kaufen konnte, was er benötigte.
    Die drei kauften Brot, Obst, Mineralwasser und Kaffee. Dazu noch ein paar Flaschen „Flor de Caña“, den nicaraguanischen Rum, den es in drei Qualitäten gab und der eine Auszeichnung durch die DDR erhalten hatte, wie man einer auf der Flasche klebenden Plakette entnehmen konnte.
    Mit ihren Einkäufen bepackt, schlenderten sie zurück in ihr Haus. Sie verstauten die Lebensmittel in einem Schrank in der Küche und entschlossen sich dazu, das „Sarah’s“ aufzusuchen.
    Das Sarah’s war ein kleines Lokal in der Innenstadt, unweit der Plaza España, in dem sich die internationalen Brigadisten trafen. Fälschlicherweise wurde es von einigen als das Migrantencafé bezeichnet. Falsch, weil die wenigsten Brigadisten in Nicaragua bleiben wollten. Trotzdem hatte es dieses Flair. Vor einem kleinen, heruntergekommenen Steinhaus war eine große, auf Holzstützen ruhende Wellblechüberdachung angebracht worden. Eine Terrasse also, auf der sich unterschiedlichste Holzstühle und Tische befanden. Zusammengesucht eben.
    Als die drei das Sarah’s erreichten, war es bereits gut besucht. Nicaraguaner waren bis auf die Bedienungen nicht da. Die
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