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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen
Autoren: Karin Slaughter
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alten Mann zu heiraten.«
    Das Offensichtliche sagte er nicht, nämlich, dass sie gar niemanden heiraten würde. Angie hatte ihr Haus nicht zum Verkauf ausgeschrieben, ihren Verlobungsring trug sie nur, wenn es ihr passte, und seit Will sie kannte, war die einzige Verpflichtung, die sie je eingegangen war, die, keine Verpflichtungen einzugehen. Das einzige Versprechen, das sie je gehalten hatte, war, dass sie immer wieder in seinem Leben aufgetaucht war, egal, wie oft sie gesagt hatte, dass sie es nicht tun würde.
    Immerhin hatte sie ihm Mayonnaise gekauft. Es lag eine Art Liebe in dieser Geste.
    Angie beugte sich übers Bett und gab ihm einen uncharakteristischen Kuss auf die Stirn. Er versuchte, sich zu erinnern, wie es war, allein zu sein. So weit er zurückdenken konnte, hatte er nie dieses Gefühl kompletter Isolation gehabt, das man bekam, wenn es niemanden auf der Welt gab, der auch nur seinen Namen kannte. Angie war immer nur einen Telefonruf weit weg gewesen. Auch wenn sie sich mit anderen Männern traf, ließ sie alles stehen und liegen, um an Wills Seite zu eilen. Zwar hatte er sie nie darum gebeten, aber er wusste, dass sie es tun würde, sowie er wusste, dass er dasselbe für sie tun würde.
    Angie in seinem Leben zu haben, bedeutete das, nie so allein zu sein wie Warren Grier? Er dachte an die Szene, die er dem jüngeren Mann während des Verhörs beschrieben hatte, das Bild häuslichen Glücks, das Will für Warren gezeichnet hatte: Warren, der nach Hause kam und sah, dass Emma das Abendessen für ihn kochte. Dass sie eine Flasche Wein miteinander teilten und über ihren Tag redeten. Dass Emma das Geschirr spülte und Warren abtrocknete. Die Szene zu beschreiben war so einfach für Will gewesen, weil er in seinem Herzen wusste, dass Warrens Träume den seinen sehr ähnlich waren.
    Bis vor Kurzem hatte Wills Haus so ausgesehen wie Warrens winziges Zimmer an der Ashby Street - alles ordentlich, alles dort, wo es hingehörte. Jetzt lagen überall Angies Sachen verstreut, der Abdruck ihrer täglichen Existenz vermischte sich mit Wills. War das schlimm? Waren die Unannehmlichkeiten und die Störungen der Preis, den Menschen fürs Zusammensein bezahlten? Will hatte Warren gesagt, dass Typen wie sie nicht wussten, wie man sich in einer normalen Beziehung verhielt. Vielleicht war Will selbst mitten in einer Beziehung gelandet, ohne die Fähigkeit zu besitzen, die Zeichen zu erkennen.
    Klicken kündete Bettys Ankunft im Schlafzimmer an, es waren ihre Krallen auf dem Holzboden. Es war, als hätte die Hündin nur darauf gewartet, dass Angie das Zimmer verließ. Sie sprang aufs Bett und schaute ihn erwartungsvoll an. Will deckte sich wieder zu, denn er fand es etwas unangemessen, vor der Hündin unbekleidet zu sein. Betty schien andere Probleme zu haben. Er bemerkte, dass sie etwas auf der Schnauze hatte, das aussah wie Pflanzerde.
    Will schloss die Augen, lauschte dem Knarzen und Ächzen des alten Hauses, dem Summen des Kompressors, als sich die Klimaanlage einschaltete. Betty kam auf seine Brust gekrochen und drehte sich dreimal, bevor sie es sich auf ihm bequem machte. Sie keuchte ein wenig beim Atmen. Vielleicht war ihr Heuschnupfen wieder da. Will würde sie morgen für eine Antihistaminspritze zum Tierarzt bringen müssen.
    Er hörte Angie in der Küche fluchen, dann das Geräusch eines Messers, das auf den Boden fiel, wahrscheinlich mit Mayonnaise auf der Klinge. Er stellte sich vor, wie sie sie mit dem Fuß aufwischte und dabei auf den Fliesen verschmierte. Betty würde die Flecken wahrscheinlich entdecken und auflecken. Will fragte sich, ob Hunde eine Lebensmittelvergiftung bekommen konnten, und beschloss, das Risiko lieber nicht einzugehen.
    Behutsam hob er Betty von seiner Brust, zog seine Hose an und ging in die Küche, um Angie zu helfen.

    Epilog

    Das Haus im Ansley Park war verlassen. Die Möbel waren versteigert, von Böden und Wänden waren Beläge und Tapeten entfernt worden. Reinigungstrupps hatten das Blut und alle Spuren des Verbrechens beseitigt. Doch in Abigails Kopf war immer noch alles wie damals. Manchmal stand sie in der Küche ihres neuen Hauses oder ging die Treppe hoch, und dann fiel ihr Adam Humphrey wieder ein, das Dunkelrot seiner Augen, als sie das Leben aus ihm herauspresste.
    Trotz - oder wegen - der Einsprüche ihrer Anwälte hatte Abby seinen Eltern einen Brief geschrieben. Sie berichtete ihnen, was Emma über ihren Sohn gesagt hatte, dass er freundlich und gut und sanft
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