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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen
Autoren: Karin Slaughter
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Will«, sagte er, und das reichte schon. Will stoppte das Band, er wollte den Rest der Nachricht nicht hören. Er wollte Paul nicht gedemütigt oder dankbar hören. Der Mann hatte seinen Namen genannt, anstatt ihn Müll zu nennen. Das war alles, was Will hören wollte.
    Er hob die Hündin von der Couch und trug sie in die Küche. Wo er überrascht feststellte, dass ihre Wasserschüssel voll war. Er musterte Bettys glubschäugiges Gesicht, als könnte er nur so feststellen, ob sie aufgehört hatte zu saufen oder nicht. Er war sich ziemlich sicher, dass Angie sich nicht die Mühe gemacht hatte, die Schüssel tagsüber zu füllen. Betty leckte Will übers Gesicht, und er streichelte sie kurz, bevor er sie auf den Boden stellte. Er schüttete ein wenig Hundefutter in ihren Fressnapf und legte ein Stück ihres Lieblingskäses dazu, bevor er ins Schlafzimmer ging.
    Hier im hinteren Teil des Hauses war es wie in einem Backofen. Er zog Weste, Hemd und Hose aus, während er zum Bett ging, und warf alles auf einen Stuhl. Will wusste nicht genau, wie spät es war, aber er war so müde, dass es ihm egal war. Als er unter die Decke schlüpfte, fand er es eigentlich richtig gut, dass Angie nie das Bett machte.
    Als er die Augen schloss, stieß er unwillkürlich einen langen, schweren Seufzer aus. Er kreuzte die Hände auf der Brust, legte sie dann seitlich aufs Bett. Er drehte sich um. Er strampelte die Decke weg. Schließlich lag er wieder auf dem Rücken und starrte in die Luft.
    Das Telefon klingelte und zerriss die Einsamkeit. Will war unentschlossen, ob er drangehen sollte oder nicht. Es war zehn Uhr. Im Augenblick wollte er mit niemandem auf der Welt sprechen. Amanda würde ihm nicht auf die Schulter klopfen, die Presse hatte seine Privatnummer nicht, und Angie war irgendwo und machte ihr eigenes Ding - was immer das war.
    Er nahm ab, bevor der Anrufbeantworter sich einschaltete.
    »Hi«, sagte Faith, »sind Sie gerade beschäftigt?«
    »Liege nur in meiner Unterwäsche herum.« Es kam keine Erwiderung. »Hallo?«
    »Ja.« Sie sagte das Wort wie eine Erklärung, und Will erkannte, dass er schon wieder einmal das Falsche gesagt hatte. Er wollte sich eben entschuldigen, als sie fortfuhr: »Ich habe Amanda gesagt, ich nehme das Angebot an.«
    Will kamen mehrere Antworten in den Sinn, aber er verkniff sich alle, weil er nicht schon wieder etwas Dummes ablassen wollte. »Gut«, brachte er schließlich nur heraus, und es klang eher wie ein Krächzen.
    »Und zwar deshalb, weil wir ihn geschnappt haben.« Bernard, meinte sie. »Wenn nicht, dann hätte es mir nichts ausgemacht, wieder an meinen kleinen Schreibtisch im Morddezernat zurückzukehren und meine Zeit bis zur Rente abzusitzen.«
    »Ich hatte nie den Eindruck, Sie sind eine Polizistin, die nach der Stechuhr arbeitet.«
    »Daran konnte man sich sehr leicht gewöhnen, wenn man einen Partner wie Leo hatte«, gab sie zu. »Vielleicht war es mit Ihnen anders.«
    Er lachte. »Ich kann ehrlich sagen, ich hatte noch nie mit einer Frau zu tun, die es als positiv betrachtete, sich mit mir herumschlagen zu müssen.«
    Auch sie lachte. »Immerhin kann ich Ihnen bei Ihren Berichten helfen.«
    Will spürte, wie sein Lächeln verschwand. Sie hatten noch nicht über Faiths offensichtliche Erkenntnis gesprochen, dass es in der Nachbarschaft Zweitklässler gab, die besser lesen konnten als Will. Er sagte: »Ich brauche keine Hilfe, Faith. Wirklich.« Um die Spannung etwas zu lockern, fügte er hinzu: »Aber danke.«
    »Schon gut«, erwiderte sie, doch es klang noch immer angestrengt.
    Er wollte etwas anderes sagen - einen Witz, einen schlechten Scherz über sein Analphabetentum. Doch ihm fiel nichts ein außer der schrillen Mahnung, dass es einen Grund gab, warum er den Leuten nichts von seinem Problem erzählte. Will brauchte keine Hilfe. Er kam allein zurecht, und das schon seit Jahren.
    Er fragte: »Wann fangen Sie an?«
    »Das ist kompliziert«, sagte sie. »Ich habe eine provisorische Bescheinigung, bis ich meinen Abschluss gemacht habe, aber im Wesentlichen werde ich gleich am Montagmorgen in Ihrem Büro sein.«
    »In meinem Büro?«, fragte Will und bekam ein komisches Gefühl. Er wusste, wie Amanda tickte. Vor ungefähr einem Jahr war sie in sein Büro gekommen und hatte angemerkt, dass man, wenn Will sich nicht allzu breitmachte, gut noch einen Schreibtisch in das Zimmer stellen konnte. »Das ist ja großartig«, sagte er, um für gute Stimmung zu sorgen.
    »Ich habe über Kayla
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