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Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)

Titel: Will Gallows – Jagd nach dem Schlangenbauchtroll: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
Autoren: Derek Keilty
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Sheriffbüro. Slugmarsh schlief wahrscheinlich schon wieder, die Füße wie üblich am Schreibtisch festgewachsen.
    Kurze Zeit später betrat ein alter Elf den Waggon. Er trug eine hübsche, grün-silberne Weste der Eisenbahngesellschaft und ging mit einer Streichholzschachtel zu der Lampe, die über dem Fenster hing.
    »Gleich wird’s dunkel«, murmelte er. »Wir fahren in einen Tunnel.« Der Elf sah noch älter aus als Grandma, aber offensichtlich war er so arm, dass er immer noch arbeiten musste. Von allen Bewohnern des Kaktusfelsens sind mir die Elfen die liebsten, sogar noch lieber als die Menschen. Sie sind ein stolzes, hart arbeitendes Volk. Ganz abgesehen davon, dass ich auch ein halber Elf bin.
    Seltsamerweise machte der Elf die Streichholzschachtel gar nicht auf, sondern stellte sich auf den Sitz und legte eine Hand über das Lampenglas. Kurz darauf stieg Rauch aus der Lampe auf, und schon im nächsten Augenblick tanzte eine kleine Flamme darin. Elfenzauber.
    »Zaubern würde ich auch gerne können«, sagte ich. »Aber meine Grandma meint, es geht nicht, weil ich bloß ein halber Elf bin.«
    »Bei allem Respekt, aber deine Grandma hat unrecht. Wahrscheinlich hat sie nur Angst.«
    »Angst, wovor?«
    »Jede Zauberkunst hat auch eine dunkle Seite«, erwiderte er feierlich. »Aber in den richtigen Händen kann sie sehr viel Gutes bewirken.«

    »Mein Onkel Wilder Wolf ist der Medizinmann des Gung-Choux-Stammes. Einmal, als wir beim Fischen waren, hat er einen Feuerball so groß wie eine Wassermelone aus seinen Händen losgeschleudert. Aber das habe ich Grandma gar nicht erst erzählt.«
    Der Elf hob seine buschigen Augenbrauen. »Das ist natürlich beeindruckend. Bevor ich damals zur Eisenbahn gegangen bin, habe ich als junger Elf fast ein Jahr lang bei einem Medizinmann assistiert. Da habe ich auch diesen Feuerzauber gelernt.« Träumerisch blickte er die Lampe an, bevor er sich zum Gehen wandte. »Manchmal denke ich, ich hätte weitermachen sollen. Es ist ein ehrenvoller Beruf. In den Geschichtsbüchern ist zu lesen, dass es damals, vor Hunderten von Jahren, ein Medizinmann war, der die menschlichen Eindringlinge auf dem westlichen Arm des Kaktusfelsens so lange Zeit in Schach gehalten hat.«
    »Vielen Dank«, rief ich ihm noch hinterher, als er wieder davonschlurfte. Ich hätte gerne noch mehr über den Elfenzauber erfahren, und er hätte mir bestimmt gerne noch mehr darüber erzählt, aber er hatte viel zu tun.
    Kurze Zeit später donnerte der Zug in den Mid-Rock-Tunnel. Der Lärm hallte von den Felswänden wider, und es war doppelt so laut wie zuvor. Ich starrte in die Schwärze hinaus. Und starrte. Und plötzlich starrten zwei Augen aus der Düsternis zurück. Zwei Augen, die in einem riesigen, weiß leuchtenden Schädel saßen. Dazu ertönte so etwas wie schrilles Gelächter. Das Blut gefror mir in den Adern, und ich drückte mich in meinen Sitz. Eine verkrüppelte Geisterhand drang durch das Fenster, als ob es keine Glasscheibe gäbe, und tastete suchend durch den Waggon. Die Flamme in der Lampe flackerte und wäre beinahe ausgegangen. Dann begann die Geisterhand zu schrumpfen. Noch mehr Gelächter. Ich wagte nicht einmal zu atmen. Schließlich war die Hand ganz verschwunden. Die Flamme erholte sich und brannte wieder heller.
    Ich war froh, als der Zug endlich aus dem Tunnel fuhr. Die Sonne blendete mich. Der Lampenwärter kam wieder herein. Dieses Mal hatte er ein kleines Blechhütchen dabei, mit dem er die Flamme ersticken konnte. Aber auch dieses Hilfsmittel ließ er ungenutzt an seiner Seite baumeln. Er winkte nur einmal mit der Hand, dann ging die Flamme aus.
    Der Elf sah mich mit seinen milchig weißen Augen an. »Alles okay?«
    »Da war etwas im Waggon … eine Hand …«
    Er nickte. »Das sind böse Geister. Wir nennen sie Minendämonen. Sie lauern in der Tiefe des Felsens. Du solltest dir wirklich einmal die Zeit nehmen, um den Elfenzauber zu lernen, das wird dir helfen. Und wenn dein Onkel ein Medizinmann ist, dann hast du vermutlich auch großes Talent. Du könntest deinem Volk von großem Nutzen sein.«
    Ich dachte noch über seine Worte nach, da ließ der Elf das Blechhütchen verschwinden und fügte augenzwinkernd hinzu: »Ach, übrigens, du hast nichts gesehen. Der Eisenbahn-Chef hasst Zauberei, so wie die meisten Menschen.«
    Als ich wieder alleine war, starrte ich auf die ausgedörrte, verbrannte Landschaft an der Spitze des östlichen Arms hinaus. Ganz oben waren schon die spitzen
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