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Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Wildwood - Das Geheimnis unter dem Wald: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Colin Meloy , Carson Ellis
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Bauernhöfe allerdings waren karg und grau. Nichts wuchs, die großen Äcker lagen inmitten des dunklen Winters brach. Curtis’ Reiher sank nun tiefer, sodass er eine Gruppe von Kindern auf der Straße erkennen konnte, ohne Schuhe. Er erhaschte einen Blick auf ihre Gesichter; sie wirkten fahl und müde.
    Maude erriet, was er dachte. »Es steht nicht alles zum Besten im Norden«, sagte sie. »Die Notlage unseres dicht besiedelten Verbündeten im Süden zieht uns stärker in Mitleidenschaft, als wir erwartet hatten. Unsere Exporte sind nicht gefragt, und zudem war der Winter besonders streng. Selbst unsere gut gefüllten Vorratslager hatten uns auf solch eine harte Jahreszeit nicht vorbereitet.«
    »Ich hatte ja keine Ahnung«, rief Curtis über den peitschenden Wind.
    »Woher auch?«, fragte der Vogel. »Seit wann kümmern sich die Räuber von Wildwald um das Wohlergehen der Nordwalder?«
    Curtis dachte einen Moment nach. »Ich meine, es wurde schon davon geredet, dass weniger Lieferungen kamen. Wir alle mussten den Gürtel ein bisschen enger schnallen. Die älteren Räuber nennen es eine Durststrecke.«
    Maude lachte kalt. »Das, Räuber Curtis, ist eine Untertreibung. Viele Kinder werden heute Abend hungrig ins Bett gehen. Viele Speisekammern sind leer.«
    »Aber warum?«
    »Ihr werdet es erfahren. Alles zu seiner Zeit.« Der Vogel stieg höher. »Es ist nicht mehr weit. Sieh nur: der Ratsbaum.«
    Tatsächlich tauchte plötzlich die Krone eines großen, knorrigen Baumes in der Ferne auf, der sich hoch über den Flickenteppich aus Feldern und Gebüsch erhob. Curtis blieb die Luft weg. Eine Ansammlung kleiner Vögel bildete eine Art Heiligenschein um die kahlen Äste, kreiste und flatterte spielerisch. Um den dicken Stamm drängten sich Tiere und Menschen, so winzig wie Ameisen im Vergleich zur Erhabenheit des sagenhaften Baumes. Weiter entfernt konnte Curtis einen hohen, unbewachsenen Hügel erkennen, auf dem ein hölzerner Feuerwachturm stand. Dahinter schmiegte sich, umringt von ein paar Ahornbäumen, ein lang gestrecktes Holzhaus in eine Senke zwischen zwei Hügeln. Maude streckte den Hals und legte die Flügel etwas an. Sie begann den Landeanflug.
    Als sie näher kamen, betrachtete Curtis das Gebäude, das sie ansteuerten. In der Mitte des langen Dachs, weiß vom Schnee, stand ein Schornstein, und das dunkle Holz der Latten auf den Seiten war fleckig und verwittert. Unter dem Dachstuhl ragte ein riesiger Balken hervor, genau über einer breiten, hölzernen Flügeltür, die mit flachen Eisenstreben verstärkt war.
    Maude beschrieb eine elegante Acht und landete auf dem verschneiten Platz vor dem Eingang der Halle. Ein Dachs in einem langen Gewand, der gerade den Schnee von einem mit Schieferplatten gepflasterten Weg fegte, hielt in seiner Arbeit inne und musterte Curtis und Brendan, als sie von ihren Vögeln abstiegen. Leicht schwankend betrat Curtis den Boden. Seine Beine gaben kurz nach, und die Erde schien zu beben, während sein Gleichgewicht sich nach dem langen Flug wieder umstellte. Der Dachs setzte sein Fegen fort.
    »Da drin.« Maude keuchte leicht von der Anstrengung. »Die Versammlung wird gerade eröffnet.« Sie deutete mit einem Flügel auf die breite Tür.
    Misstrauisch sah Brendan sich um, die Hand auf den Griff seines Säbels gelegt. Als Maude das bemerkte, sagte sie: »Den wirst du nicht brauchen, Räuberkönig. Du bist jetzt in einem friedfertigen Land.«
    »Das lass mich nur selbst beurteilen«, entgegnete er knapp.
    In Curtis’ Rucksack rührte sich etwas. Septimus schlug die Klappe zurück und schob seine Schnauze in die frische Luft.
    »Sind wir da?«, fragte er.
    »Jawoll«, sagte Curtis. »Hast du den Flug genossen?«
    »Ja, danke. Aber ich hab mir überlegt, wir könnten zurück vielleicht den Landweg nehmen. Was meinst du?« Er streckte eine Pfote aus und strich sich das Fell zwischen den Ohren zurück. »Flipp nicht aus, aber ich hab da drin gespuckt. Nur ein bisschen.«
    »Wie bitte?«
    »Nur ein bisschen! Und das meiste davon in den Beutel hier.« Mit der anderen Pfote hob die Ratte ein Ledersäckchen hoch, das oben locker mit einem Lederband zugebunden war. Lässig warf sie es auf den Boden. »Mach das nicht auf.«

    »Septimus! Das war mein Proviant!«
    Die Bemerkung wurde ignoriert. »Also, wo sind wir?«, wollte die Ratte wissen.
    Curtis brummelte kurz vor sich hin. »Bei der Großen Halle«, sagte er dann. »Ein Geheimtreffen. Wir wurden einbestellt.«
    Genau in diesem Moment
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