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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken
Autoren: Lene Kaaberbol
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»Und die Fledermäuse letztes Jahr …«
    »Wovon sprichst du, Clara?«
    Ich erzählte von den Fledermäusen, die mich während der Feuerprobe in dem Prozess gegen Chimära auf der Strickleiter angegriffen hatten, sodass ich abgestürzt war. Und ich erzählte von den Möwen im Park.
    »Kann es wirklich sein, dass sie den ganzen Weg von Vestmark gekommen sind?«, fragte ich.
    »Vielleicht«, sagte Shanaia. »Wenn Chimära sie über die wilden Wege geschickt hat.« Sie betrachtete Oscars Schrammen und Prellungen und sah mich an.
    »Haben sie dich nicht angegriffen?«, fragte sie.
    »Nicht richtig. Sie hatten es vor allem auf dich und Oscar abgesehen. Und den armen Luffe.«
    Luffes Schwanz klopfte ein paarmal schläfrig auf den Boden, dann schlief er wieder ein.
    Tante Isa nickte langsam.
    »Das klingt nach Versklavung.«
    Shanaia seufzte tief.
    »Ich wollte mir ein Bild davon machen, wie schwer es wird, Chimära von Vestmark zu vertreiben, für den Fall, dass sie nicht freiwillig gehen würde. Aber ich war noch keine Stunde da, als sie mich entdeckten. Erst die Vögel. Dann ein Rudel Wildhunde. Oder besser gesagt – ein Rudel Sklavenhunde. Sie umzingelten mich und Elfrida …« Sie streichelte ihrem Frettchen über den Rücken. »… ich konnte mich nicht befreien. Und dann kam Chimära.«
    Plötzlich war Shanaias Gesicht vollkommen ausdruckslos, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es daran lag, dass sie nichts empfand. Eher im Gegenteil.
    »Sie fesselte mich mit kaltem Eisen«, sagte sie tonlos. »Und ich konnte nichts dagegen tun. Dann fing sie an … mir Fragen zu stellen.«
    Tante Isa verzog das Gesicht, und man musste kein Hellseher sein, um zu erraten, dass das Verhör sowohl schmerzhaft als auch demütigend gewesen war. Shanaia schaffte es in diesem Moment nicht mal, uns auch nur anzusehen.
    »Was wollte sie wissen?«, fragte Tante Isa sanft.
    »Eine Menge über Vestmark. Und über Clara.«
    »Über Clara? Was hat sie dich gefragt?«
    »Was sie kann. Also als Wildhexe.«
    Nicht viel, dachte ich düster.
    »Wer ihre Eltern sind. Und dann noch irgendwas über kaltes Eisen«, fuhr Shanaia fort.
    »Sie hat mir damals eine Eisenkette umgelegt«, sagte ich und fasste mir unwillkürlich an den Hals. Ich bildete mir ein, den kalten, scharfen Druck des Metalls immer noch spüren zu können.
    »Aber du konntest deine Kräfte trotzdem einsetzen«, sagte Tante Isa. »Du hast sie dazu gebracht zu verschwinden. Das ist sicher das, was sie gewundert hat. Wollte sie sonst noch etwas wissen?«
    »Nein.«
    Plötzlich sprang Kater zu Shanaia auf das Sofa. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er mit uns ins Haus gekommen war. Er hielt seine Schnauze dicht vor ihr Gesicht, so dicht, dass das Frettchen ihn anfauchte, und stieß selbst einen Laut zwischen Schnurren und Knurren aus. Shanaia blinzelte.
    »Warte mal«, flüsterte sie. »Doch … da war noch was. Etwas mit … Ich glaube, es war Vidian oder so was Ähnliches.«
    Als ich diesen letzten Satz hörte, setzte ich mich schlagartig auf.
    »Viridian? Hat sie vielleicht Viridian gesagt?«
    »Ja.«
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte Shanaia müde. Es klang, als wäre das ihrer Meinung nach auch vollkommen egal. »Ich habe noch nie davon gehört. Von ihr. Oder ihm.«
    Aber ich schon. Zwei Mal.
    »Als ich Chimära das erste Mal begegnet bin«, sagte ich, »und damals bei der Sache mit der Kette, als ich sie verjagt habe, da hat sie es zu mir gesagt. Viridians Blut.« Ja, genau so hatte sie es gesagt. Und mich dabei angesehen, als hätte es etwas mit mir zu tun.
    »Ich mache uns ein bisschen Suppe warm«, sagte Tante Isa, als hätte sie mich nicht gehört.
    »Suppe?« Ich konnte nicht fassen, dass sie das nicht wichtig fand, das mit Viridian.
    »Shanaia braucht etwas Warmes im Bauch«, sagte sie. »Und ihr habt doch bestimmt auch langsam Hunger?«
    Da war es wieder, dieses Schnurr-Knurren. Katers Schwanz peitschte langsam von Seite zu Seite, als hätte er einen fremden Kater oder ein Beutetier entdeckt. Knurrte er etwa Tante Isa an?
    »Kater«, sagte ich. »Benimm dich.«
    Er hörte auf. Aber er sprang auf die Armlehne des Sessels und starrte Tumpe nieder, bis der den Kopf einzog und sich lieber auf den Boden legte. Kater rollte sich auf meinem Schoß zusammen und schickte einen glutäugigen, struppigen Gedanken in meinen Kopf. Meine .
    »Ja, ja«, sagte ich und streichelte seinen Rücken. »Niemand versucht, mich dir wegzunehmen.«
    Aber da war ich
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