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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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unter die Nase geklebt hatte.
     
    Der Hofer Hauptkommissar war wirklich nicht zu beneiden! Er war zweifellos ein guter Polizist, aber eben auch ein Beamter mit klar umrissenen Kompetenzen. Und jetzt galt es, Entscheidungen zu treffen, die ihm nicht zustanden, die, wie er es nannte, die »Abklärung mit seinen Vorgesetzten« verlangten.
    »Leute, ich komme in Teufels Küche, wenn ich da was entscheide!«, lamentierte er und wandte sich an Brückner: »Das kannst du von mir nicht verlangen, das musst du doch verstehen!«
    Dabei hatte der nur gesagt: »Dann machen wir das eben in Deutschland!« Gemeint war die Verhaftung von Wolski, der mit Frau Straková ein Treffen in Selb vereinbart hatte.
    »Gemach, gemach, Kollege!«, war seine Antwort, »wer sagt denn, dass du was entscheiden sollst? Wir machen nur einen kleinen Abstecher nach Selb und schauen mal nach, ob der Kerl wirklich kommt. Und ich glaube, dass er kommt!«
    »Warum?«, wollte Kral wissen.
    »Das haben wir der Straková zu verdanken«, erklärte Frau Kučerová, »sie hat für vier Uhr ein Treffen in Deutschland vorgeschlagen und er hat zugestimmt. Warum denn? Er muss doch davon ausgehen, dass sie sich nach drüben abgesetzt hat und folglich keinen Kontakt zu uns aufgenommen hat.«
    »Klingt logisch!«, meinte Kral, »aber was haben wir gewonnen, wenn er wirklich in Selb auftaucht?«
    »Genau!«, ereiferte sich Schuster, »soll ich den Zugriff alleine machen? Der Kollege Kral darf auf keinen Fall in die Sache verwickelt werden, und ihr habt drüben überhaupt keine polizeilichen Befugnisse!«
    »Scha gout, Korl!«, beruhigte ihn Brückner, »du hast ja Recht und deshalb wird es in Selb keinen Zugriff geben.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr!«, reagierte Schuster und schüttelte verständnislos den Kopf, »wo willst du dann zugreifen?«
    »Am Grenzübergang, und zwar auf unserer Seite, genau an der Zufahrt zur Grenzpolizei. Einen besseren Platz gibt es gar nicht. Bevor du mich jetzt fragst, wie der da hinkommt, hör zu, was ich mir überlegt habe: Wenn der beim Selber Brauhaus auftaucht, dort hat ihn die Straková nämlich hinbestellt, ruft sie ihn an und lockt ihn unter irgendeinem Vorwand nach Asch.«
    »Klingt gut«, meinte Kral.
    »Könnte genial sein, wenn ich schon wüsste, wie das die Dame bewerkstelligen soll«, antwortete Brückner grinsend und wandte sich dann Schuster zu: »Wos moinst du, Korl?«
    Der Hauptkommissar schien mit widerstreitenden Gefühlen zu kämpfen: Natürlich hatte er sich viel zu früh auf defensives Jammern verlegt, andererseits befreite ihn der Brücknersche Plan von einer schweren Last, die er auf keinen Fall stemmen wollte. »Niat olwer!«, kommentierte er. Mit Nachdruck geäußert konnte das durchaus ein Kompliment sein. Aber Schuster entschied sich für gebremste Zustimmung und gab sich völlig emotionslos.
     
    Frau Straková hatte zweifellos einen idealen Treffpunkt ausgewählt: Das Brauhaus, schon in der Übergangszone zwischen Innenstadt und Außenbezirken, lag ziemlich isoliert, und die drei Zugänge konnten von Beobachtern, die nicht entdeckt werden wollten, gut eingesehen werden. Kral, der von Oberleutnant Kučerová begleitet wurde, hatte mit seinem Auto in einer Firmeneinfahrt eine Position eingenommen, die einen freien Blick über die breite Durchfahrtsstraße direkt auf das Gebäude garantierte. Schuster hatte einen Parkplatz vor einem stillgelegten Supermarkt ausgewählt. Er und seine Begleitung, Brückner und Frau Straková, hatten sowohl die andere Seite des Gebäudes als auch die Straße im Auge.
    Aneta griff zum Handfunkgerät: »Raute 2 für Raute 3!«
    »Hört!«
    »Frage: Verständigung?«
    »Verständigung klar und deutlich!«
    »Verstanden! Ende mit Raute 2.«
    Kral grinste: »Erste Hürde genommen! An der Technik wird’s also nicht scheitern. Aber, sag mal, wie kommt ihr auf den Rufnamen ›Raute‹?«
    »Weil«, sie lachte, »wie hat das Josef so schön gesagt, weil wir nicht auf irgendeiner Suppe geschwommen sind und uns deshalb auf den Rufnamen der Selber Polizei geeinigt haben. Aber sag mir mal, wie ist man bei euch eigentlich auf den Vergleich mit der Suppe gekommen?«
    Keine Ahnung, hätte Kral gerne gesagt, denn eine griffige Erklärung hatte er zunächst nicht parat, aber das konnte er als studierter Germanist nicht zugeben. Irgendwie würde er Aneta das schon verklickern: »Also, die Einbrennsuppe ist eine Suppe, die …«, jetzt vielleicht der Hinweis auf Armut und
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