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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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Schauspielerin keineswegs dasselbe wie ein resolutes französisches Dienstmädchen in einem kurzen Rock und einer Rüschenschürze. Die romantischen Gesten hörten etwa zu der Zeit auf, als das Stück abgesetzt wurde. Er schickte ihr keine Wagenladungen Blumen mehr oder versteckte Geschenke in ihrem Essen. Jetzt klebte er ihr Post-it-Notizen an den Spiegel, um sie daran zu erinnern, seine Sachen aus der Reinigung abzuholen, und er vergaß ihren Geburtstag.
    »Was soll’s«, sagte Sally und schnitt nach Harriets Anweisungen die Rinde von einem Stück Brie, das seine besten Tage schon hinter sich hatte. »Ich werd’ bald genug verdienen, um mir eine eigene Wohnung zu nehmen. Dann kann ich die Wände rosa streichen und die Heizung aufdrehen, wann immer ich will.«
    Am nächsten Morgen kam Sally zu spät – und das nicht nur, weil sie so lange brauchte, um zu entscheiden, was sie zur Arbeit tragen sollte, bis die fuchsienrosa Overalls kamen. Es lag ebenso daran, daß Piers sich zögernd bereit erklärt hatte, sie ein Stück im Wagen mitzunehmen. Nach diesem großmütigen Angebot verlangte er, daß sie ihm ein ausgiebiges Frühstück servierte: drei Scheiben gebratener kanadischer Schinken, eine gegrillte »aromatische Strauchtomate«, serviert auf dem Mehrkorn-Vollwert-Brot, das er bei Harrods kaufte.
    Mit seinem kubanischen Kaffee herumzutrödeln war seine ziemlich plumpe Art, sie dafür zu bestrafen, daß sie einen solchen Job angenommen hatte. Das Gehalt hatte ihn ziemlich beeindruckt, und er war vor allem um ihretwillen froh, daß sie Arbeit hatte und nun etwas zum Haushalt beisteuern konnte. Aber er wollte nicht, daß irgendwer erfuhr, daß seine Freundin putzen ging. Nicht, daß er das ausdrücklich sagte, aber Sally verstand.
    May und Harriet warteten geduldig vor dem großen viktorianischen Haus, als Sally angerannt kam.
    »Es tut mir so leid. Ich bin aufgehalten worden. Hat Schleimbeutel was gemerkt?«
    May schüttelte den Kopf. »Er ist selber noch nicht aufgekreuzt, und da er den Schlüssel hat, können wir nicht rein, bevor er kommt.«
    »Und er bringt angeblich auch Arbeitskleidung mit, die wir tragen können, bis die Overalls fertig sind«, fügte Harriet hinzu. Sie wirkte sehr viel weniger angespannt als gestern, dachte Sally.
    In diesem Moment hielt ein auffälliges schwarzes Auto in einer Parklücke auf der anderen Straßenseite. Es stand halb auf dem Bürgersteig, das Schild »Parken nur für Anwohner« schien den Fahrer nicht zu kümmern. Das Nummernschild lautete K81THS.
    Es dauerte einen Moment, bis ihnen aufging, daß es ein Name sein sollte. In der Zwischenzeit war der fragliche Keith ausgestiegen, hatte drei Plastiktüten vom Rücksitz geholt und den Wagen per Fernbedienung abgeschlossen.
    »Morgen, Mädels!« Er schenkte ihnen sein vielbemühtes, allzeit bereites Lächeln. »Also, legen wir los.«
    Die Eingangshalle des Hauses war schmal, staubig und dunkel, letzteres vor allem, weil man hier großzügig Gebrauch von dunkelbrauner Farbe und dunkelroter Tapete gemacht hatte. Die Decken waren sehr hoch, und Spinnweben hingen in den Ecken wie vergessener Weihnachtsschmuck.
    »Es ist ein bißchen schmuddelig«, gestand Keith. »Es war eine Zwangsversteigerung, und ich habe es billig bekommen. Jetzt muß natürlich etwas dran getan werden, aber ein paar neue Tapeten, ein bißchen frische Farbe, und ich werd’ einen netten Gewinn machen.«
    »Ein bißchen schmuddelig« wurde der Sache irgendwie nicht gerecht. Harriet fragte sich, wie in aller Welt sie an die Spinnweben herankommen sollten. May dachte wieder über die Vorzüge eines Politessendaseins nach, und Sally legte sich bereits zurecht, wie sie Piers erklären wollte, warum sie es nicht einmal einen Tag als Putzfrau ausgehalten hatte.
    Ganze Ketten toter Fliegen zogen sich mäanderförmig über die Fensterbänke wie Seetang entlang der Flutlinie. Rissiges Linoleum bedeckte den Boden, kahle Stellen an den Wänden zeigten, wo die Tapete mitsamt dem Wandschmuck heruntergekommen war. Im Immobilienmaklerjargon war das Haus »renovierungsbedürftig«. Jeder andere hätte es eine Ruine genannt.
    »Die Heizung wird sich bald bemerkbar machen«, versprach Keith und betätigte einen Schalter. »Aber wenn es sein muß, können Sie auch Wasser erhitzen.«
    »Unbedingt«, sagte Harriet entschieden. »Ohne heißes Wasser ist es hoffnungslos. Haben Sie die Putzmittel?« Trotz Perlenohrsteckern und samtener Haarschleife wirkte sie sehr entschlossen. Sie trug
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