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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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Geheimwaffe gegen Badezimmerkalk war.
    Nein, wenn die Typen hier auch nur halbwegs bei Verstand waren, würden sie die letzten beiden Frauen einstellen, deren Gesichter einen Ausdruck kompetenter Überlegenheit zeigten und deren Kleidung wie dafür geschaffen schien, unter Nylonoveralls getragen zu werden. Man konnte ihnen einfach ansehen, daß sie in der Lage waren, einen störrischen Abfluß freizukriegen, ehe man »Domestos« sagen konnte.
    May zog die Füße unter ihren Stuhl und sah sich nach Ablenkung um. Sie entfernte die Farbreste unter ihren Fingernägeln und betrachtete ihre Hände. Auf einem Boot zu leben führte einfach zwangsläufig zu dauerhaft schmutzigen Fingern. Wenn sie jemandem die Hand geben mußte, krümmte May ihre Finger immer nach innen, so daß niemand die Trauerränder bemerkte.
    Hätte sie sich doch nur etwas zu lesen mitgebracht. Mutter und Kind hielten zusammen ein Nickerchen, vermutlich hatte die Mutter den Schlaf weitaus nötiger. Das Mädchen im marineblauen Kostüm las immer noch, die anderen starrten ausdruckslos vor sich hin. So war es unvermeidlich, daß Mays Gedanken zu den schrecklichen Ereignissen der letzten vierundzwanzig Stunden zurückkehrten. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, nur an positive Dinge zu denken.
    Es hatte alles damit angefangen, daß Mike, der neue Inhaber des Bootshafens, sie aufgesucht hatte. »Ich bin die Bücher durchgegangen. Du – oder genauer gesagt, die Rose Revived – bist seit mehr als einem Jahr mit der Liegegebühr im Rückstand. Das macht runde dreieinhalbtausend Pfund.«
    May war mit weichen Knien auf den Ofen niedergesunken, aber er war zu heiß, um darauf zu sitzen, also mußte sie wieder aufstehen.
    »Ich will mindestens fünfhundert jetzt sofort und den Rest spätestens in drei Monaten. Ich brauche den Liegeplatz, May. Ich kann hier kein Fünfundzwanzig-Meter-Hausboot kostenlos ankern lassen. Also, du mußt bezahlen oder verkaufen.«
    »So viel Geld hab’ ich nicht«, hatte sie gekrächzt. »Aber es ist mein Heim, über das wir hier reden, nicht irgendein verkäuflicher Gegenstand!«
    Doch all ihre Proteste stießen auf taube Ohren. Mike hatte den Bootshafen nicht zu wohltätigen Zwecken gekauft. Er hatte ihr gesagt, daß sie mehr für ihr Boot bekommen werde, wenn sie es privat verkaufte, als wenn er es pfänden ließe und der Gerichtsvollzieher anrückte, aber das war kein besonderer Trost. Jedenfalls war es wohl kaum verwunderlich, daß May nach dieser Sache der Kragen geplatzt war, als sie abends im Union Flag kellnerte. Ganz gleich, wie sexistisch, rassistisch oder grammatikalisch falsch die Sprüche der Gäste auch waren, für gewöhnlich schaffte sie es, ihre Kommentare zurückzuhalten, bis sie unter den Tresen tauchte, um die Mixer zurück in den Unterschrank zu räumen, wobei sie dann bissig vor sich hin murmelte.
    Aber nachdem ihre Welt gestern in Stücke gegangen war, konnte sie sich einfach nicht beherrschen und hatte einem ganz besonders widerlichen Gast ein Pint Mild über den Kopf geschüttet. Sie war nicht überrascht, eigentlich auch nicht besonders erschüttert, als ihr Chef ihr sagte, sie solle verschwinden, sobald sie aufgewischt habe.
    Na ja, immerhin kann ich jetzt wahrheitsgemäß behaupten, daß ich Berufserfahrung auf dem Reinigungssektor habe, überlegte May mit einem Optimismus, der aus purer Verzweiflung geboren war.
    Sie verschränkte die Arme vor ihrem Magen, der sich bedenklich verknotet anfühlte. Konnte man eigentlich vor Langeweile und Nervosität sterben? fragte sie sich. Jeden Moment werde ich etwas unverzeihlich Unenglisches tun und ein Gespräch anfangen.
    In diesem Augenblick wurde die Tür zum Nebenraum geöffnet, und eine junge, große, unglaublich gutaussehende Frau kam heraus.
    »Und? Wie ist es gelaufen?« fragte eine von denen, die May als professionelle Putzfrauen klassifiziert hatte.
    Das Mädchen ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Weiß der Himmel. Er hat so lange auf meine Beine gestarrt, daß ich sicher war, ich hätte ’ne Laufmasche oder so was.« Besorgt streckte sie die Beine vor sich aus und betrachtete kritisch die schwarzen Nylons.
    »Ist ja wohl kein Wunder, wenn Sie Ihre Beine so zur Schau stellen«, meinte eine der anderen Frauen. »Hier werden Putzhilfen gesucht, keine Go-go-Girls.«
    »Ich weiß, ich weiß! Ich bin völlig falsch angezogen«, räumte die mit den Beinen ein. »Aber ich hab’ eben ganz spontan beschlossen herzukommen. Die Bezahlung ist so
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