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Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Wilde Rosen: Roman (German Edition)

Titel: Wilde Rosen: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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›Ladys‹ sind.«
    May schauderte. »Ich hasse es wirklich, so genannt zu werden, es hört sich so nach öffentlicher Bedürfnisanstalt an.«
    Sally verzog das Gesicht. »Du willst also sagen, die drei Jahre Schauspielschule, während derer ich gelernt habe, so zu sprechen, daß ich auch in den hintersten Reihen noch verstanden werde, haben mir die perfekte Stimme für Quality Cleaners eingebracht?«
    Harriet rührte in ihrem Kaffee. »Es sieht so aus.«
    »Ich habe in meinem ganzen Leben noch nichts so offenkundig Snobistisches gehört«, schimpfte May. »Wenn ich das Geld nicht so dringend bräuchte, würde ich das niemals mitmachen. Es verstößt gegen all meine Prinzipien.«
    »Prinzipien kann ich mir nicht leisten«, sagte Sally. »Ich hätte ja überhaupt nichts dagegen, mich aushalten zu lassen, aber mein Freund meint, es sei unverantwortlich, in einer Wohnung in der Londoner Innenstadt Haustiere zu halten.« Zu ihrem strahlenden Lächeln stahl sich ein leicht nervöser Ausdruck.
    »Aber er kann sein neues Geschäft doch nicht auf solche wie uns gründen«, beharrte May. »Nur aufgrund der Art, wie wir reden. Ich könnte mir vorstellen, daß die meisten seiner Kunden sowieso nicht zu Hause sind, wenn wir kommen. Ihnen wär’s vermutlich völlig egal, wenn wir den breitesten Cockney-Slang hätten.«
    »Er hat gefragt, ob wir rauchen«, sagte Harriet.
    »Vermutlich wollte er dir eine Zigarre anbieten«, meinte May.
    »Also, warum er mich auch immer genommen haben mag, ich bin ja so froh, daß ich Arbeit gefunden hab’, kaum daß ich in London bin. Selbst wenn es ein Job wie dieser ist.«
    »Was hast du denn vorher gearbeitet?« wollte May wissen.
    »Als Haushälterin, könnte man wohl sagen.« Mays und Sallys Gesichter zeigten solche Neugier, daß Harriet kaum etwas anderes übrigblieb, als fortzufahren: »Ich habe bei meinen Großeltern gelebt. Ich hab’ ihnen den Haushalt geführt.« Sie schlug die Augen nieder, als wolle sie etwas verbergen.
    May und Sally tauschten einen Blick. »Und was hast du so gemacht, May?« fragte Sally, taktvoll genug, um Harriet nicht weiter zu löchern. »Bevor du in die Finanzkrise geschlittert bist?«
    May zuckte die Schultern. »Ich hab’ nie einen richtigen Beruf ausgeübt, nur jede Menge Jobs, immer im Wechsel mit jeder Menge Kurse und angefangenen Ausbildungen. Bis gestern hab’ ich in einem Pub gekellnert. Und im Sommer habe ich Kanal-Souvenirs gemalt. Ihr wißt schon, Rosen und Schlösser auf Holzlöffel. Die hab’ ich an Andenkenläden verkauft.«
    »Ich bin nach wie vor überzeugt, daß es romantisch ist, auf einem Boot zu leben«, sagte Sally.
    May schnaubte. »Bis gestern hab’ ich das wohl selbst geglaubt. Heute finde ich, daß es höllisch teuer ist und nichts als Scherereien bringt.« Sie spielte mit ihrem Teelöffel, plötzlich nachdenklich.
    Harriet wischte mit dem Daumen über den Rand ihrer Tasse, um sicherzugehen, daß sie keine Lippenstiftspuren hinterlassen hatte, obwohl sie gar keinen Lippenstift trug. »Ihr wißt nicht zufällig, wo der YWCA ist? Oder ob ich von hier aus zu Fuß dorthin komme?«
    »Ich hab’ keinen Schimmer, tut mir leid«, sagte Sally.
    »Wozu willst du das wissen?« erkundigte sich May. »Wenn die Frage nicht unhöflich ist.«
    »Ich brauche ein Dach über dem Kopf – irgendeine Übergangslösung, bis ich mir eine Wohnung suchen kann.«
    »Ich würde dich mit zu mir nehmen«, sagte Sally. »Aber mein Freund legt den allergrößten Wert auf seine Privatsphäre.« Sie sagte nicht, daß Piers sich nur mit einflußreichen, schillernden Figuren umgab. Harriet würde er als pure Platzverschwendung abtun und May als Vogelscheuche, die sich die Beine nicht rasierte und somit eine Zumutung für jede zivilisierte Gesellschaft sei. »Er ist ziemlich berühmt, versteht ihr.«
    »Warum? Wie heißt er?« fragte May.
    »Piers Fox.«
    Harriet und May sahen sich ratlos an.
    »Nie gehört«, verkündete May fröhlich.
    »Ich auch nicht, aber ich komme schließlich vom Land ...«
    Sally seufzte. »Ich hatte auch nie von ihm gehört, ehe ich ihn kennengelernt hab’. Er ist Journalist und ziemlich angesehen.«
    Die anderen sannen auf einen passenden Kommentar, aber beiden fiel nichts ein.
    May flüchtete sich wieder in einen Themenwechsel. »Du kannst auf jeden Fall erst mal mit zu mir«, sagte sie zu Harriet. »Wenigstens bis du hier auf die Beine gekommen bist.«
    »Das ist wirklich sehr nett, aber das könnte ich nie annehmen.«
    »Blödsinn! Du
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