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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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in ihren Augen auf. „Lass du dich nicht erschießen", konterte sie. Damit hatten sie sich voneinander verabschiedet.
    Lizzie war eigentlich mehr eine junge Frau als ein Mädchen auf einer der größten Ranches in Arizona. Sie konnte bereits wie ein kleiner Soldat auf einem Pony reiten, und von Kades Frau Mandy, einer Scharfschützin, hatte sie gelernt, mit der Pistole und dem Gewehr umzugehen. Lizzies Mutter war an einem Fieber gestorben, und sie hatte mitansehen müssen, wie ihre Tante kaltblütig erschossen wurde. Daher wusste sie auch, wie schnell ein Leben enden konnte, wie gefährlich es in der Welt zuging und dass ein Abschied jedes Mal auch ein Abschied für immer sein konnte. Dieser Abschied aber würde nicht für immer sein, schwor sich Holt, als er davonritt, und legte seine Hand auf die Tasche, in der Lizzies Haarband steckte.

2. Kapitel

     
    San Antonio, Texas,
    25. August
     
    Das Hochzeitskleid glich einer riesigen wallenden Wolke aus Seide und Tüll, als Lorelei Fellows es zur Mitte des Platzes trug und es gleich neben dem Brunnen zu Boden sinken ließ.
    Von der ringsum versammelten Menschenmenge, die in der schwülen, drückenden Nachmittagshitze schweigend das Geschehen verfolgte, nahm sie keine Notiz. Schwungvoll zog sie eine kleine metallene Schachtel unter dem Rockbund hervor, entnahm ein Streichholz und entzündete es an der Sohle ihres Schuhs. Beißender Schwefelgestank verbreitete sich in der stickigen Luft, als die Flamme zum Leben erwachte. Einen Moment lang betrachtete Lorelei das Streichholz, dann ließ sie es auf das Kleid fallen.
    Der Stoff ging augenblicklich in Flammen auf, und Lorelei war gerade noch rechtzeitig zurückgewichen, bevor das Feuer auf ihren Rock überspringen konnte. Von den Umstehenden ging noch immer kein Laut aus, mit Ausnahme des Mannes hinter dem vergitterten Fenster im Gebäude am Rand des Platzes. Im Halbdunkel blitzten weiß seine Zähne auf, als er breit grinste. Die Hände hatte er zwischen den Gitterstäben hindurchgeschoben, um Beifall zu klatschen - einmal, zweimal, dann ein drittes Mal.
    Brennende Fetzen Spitze stiegen aus dem Scheiterhaufen aus Loreleis Träumen auf und zerfielen in Schwaden von Funken, die gleich darauf erloschen. Sie hatte einen Kloß im Hals, und fast hätte sie die Hand vor den Mund gelegt. Ich werde nicht weinen, schwor sie sich stumm.
    Sie wollte soeben dem brennenden Kleid den Rücken kehren und zählte darauf, dass ihr Stolz sie lange genug durchhalten lassen würde, auch wenn die Knie unter ihr nachzugeben drohten. Da hörte sie auf einmal das Geräusch von Pferdehufen auf gepflastertem Untergrund.
    Neben ihr schwang sich ein großer Mann aus dem Sattel seines Pferds. Er war durchgeschwitzt und nach einem langen Ritt von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt. Ohne von ihr Notiz zu nehmen, ging der Mann an ihr vorbei und trat mit seinen Stiefeln die Flammen aus. Lorelei konnte ihm dabei nur sprachlos zusehen, da sein plötzliches Einschreiten sie einfach zu sehr überraschte. Nachdem das Feuer erstickt war, besaß er auch noch die Dreistigkeit, ihren Arm zu fassen. „Sind Sie verrückt?", fuhr er sie an. Seine nussbraunen Augen loderten so heftig wie die Flammen, die er soeben ausgetreten hatte.
    Die Frage störte sie auf eine Weise, die sie sich selbst nicht erklären konnte. Blut stieg ihr in die Wangen, und sie versuchte, sich zu befreien. Doch der Griff des Fremden wurde nur noch fester. „Lassen Sie mich sofort los!", hörte sie sich ausrufen.
    Aber er hielt sie nur weiter fest und starrte sie an. Einen Moment lang verwandelte sich die Wut in ihrem Blick in Verwunderung, gleich darauf war dieser Ausdruck jedoch schon wieder verschwunden.
    „Holt?", rief auf einmal der Mann, der kurz zuvor noch applaudiert hatte. „Holt Cavanagh? Bist du das?"
    Ein breites Grinsen zeichnete sich auf Holts unrasiertem Gesicht ab. Er wandte sich um, hielt Loreleis Arm dabei aber unverändert fest. „Gabe?", erwiderte er. „Lass lieber die Tochter von Richter Fellows los", riet ihm Gabe und blickte noch immer amüsiert drein. Für einen Mann, der in etwas mehr als einem Monat am Galgen baumeln sollte, war er ausgesprochen gut gelaunt - und vorlaut. Als Holt sich ihr wieder zuwandte, versuchte er, eine ernste Miene aufzusetzen. „Die Tochter des Richters", sagte er. „Sieh mal einer an, dann sind Sie ja eine richtig wichtige Persönlichkeit."
    „Lassen ... Sie ... mich ... los!", befahl Lorelei ihm.
    Sekundenlang rührte er sich nicht, dann
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