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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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aufpassen wollte. Allerdings war er nicht so dumm, das Jeb auf die Nase zu binden. Unter anderen Umständen hätte er mit einem Grinsen reagiert, doch er hatte soeben eine gute Frau öffentlich gedemütigt und erfahren müssen, dass zwei seiner besten Freunde in Schwierigkeiten waren. Jeb hatte eine Frau und die gemeinsame kleine Tochter. Ähnliches galt für Rafe und Kade, hatten ihre Frauen doch alle drei letztes Jahr zum Unabhängigkeitstag ihre Kinder zur Welt gebracht. „Diesen Kampf muss ich allein kämpfen", erwiderte Holt. Rafe zog eine nachdenkliche Miene. „John Cavanagh. Das ist doch der Mann, der dich großgezogen hat, stimmt's?"
    „Ja, ihm gehört ein Stück Land in der Nähe von San Antonio", bestätigte Holt. Rafes Worte konnte nicht einmal im Ansatz beschreiben, wie viel Cavanagh ihm bedeutete. „Und dieser Gabe?", hakte Jeb nach. „Wer ist das?"
    „Wir waren beide bei den Rangern", antwortete Holt. Gabe Navarro war ein wilder Kerl - zum Teil Komantsche, zum Teil Mexikaner und zum Teil Teufel -, aber weder ein Mörder noch ein Pferdedieb. Holt kannte ihn zu gut und schon zu lange, als dass er auch nur eine der Anschuldigungen hätte glauben können. Kade begnügte sich mit dieser knappen Erklärung und ging zur Scheune, um Holts Pferd Traveler reisefertig zu machen. In der Zwischenzeit stellten Rafe und Jeb ihm aus dem Hochzeitsmahl den Reiseproviant zusammen. Holt sah sich nach Lizzie um und stellte fest, dass Angus sie noch immer in seinen Armen hielt und ihr Kopf auf der breiten Schulter des alten Mannes ruhte.
    „Nun komm", murmelte Angus, der seinen ältesten Sohn unfreundlich, aber resigniert musterte, während er näher kam. „Du musst jetzt mit deinem Papa reden, Lizziebeth. Es ist nicht gut, wenn sich eure Wege trennen, ohne das zu sagen, was gesagt werden muss."
    Schniefend hob Lizzie den Kopf und sah Holt an. Angus übergab ihm seine Tochter, und nachdem er Holt einen vernichtenden Blick zugeworfen hatte, zog er sich zurück.
    „Kommst du wieder?", wollte Lizzie wissen.
    „Ja", versicherte er ihr überzeugt. Er war mit Texas noch nicht fertig, zu viele Dinge hatte er ungelöst hinter sich gelassen. Doch tief in seinem Herzen wusste er, diese Region von Arizona und die Triple M waren sein Zuhause. Er gehörte in diese Gegend mit dem groben roten Staub, mit seinem unmöglichen Vater, seinen nicht zu bändigenden Brüdern und seiner lebhaften Tochter.
    Mit dem Handrücken fuhr sie sich durchs Gesicht. „Versprichst du's mir?"
    „Ich gebe dir mein Wort."
    „Und wenn du nicht zurückkommen kannst? Wenn dich jemand erschießt?"
    „Ich komme wieder, Lizzie."
    „Ich werd's dir wohl glauben müssen."
    Lachend streckte er einen Arm aus, und nach kurzem Zögern drückte sich Lizzie gegen seine Brust. „Du wirst ein braves Mädchen sein", sagte er und ließ sein Kinn auf ihrem dunklen Haar ruhen. Er wünschte, er müsste sie nicht hier zurücklassen. „Kümmere dich ein bisschen um Concepcion und deinen Großvater." Zitternd zog sie ihr geliebtes blaues Band aus ihrem Haar und steckte es in Holts Westentasche. „Damit du immer an mich denkst", flüsterte sie und versetzte seinem Herzen damit einen Stich. Bevor er aber seiner Tochter versichern konnte, auch ohne dieses Band immer an sie zu denken, zumal es völlig unmöglich wäre, sie zu vergessen, redete sie bereits weiter: „Wirst du auch Mamas Grab besuchen? Sie ist in San Antonio beerdigt, auf dem Friedhof hinter Saint Ambrose's." Er nickte nur stumm, da seine Kehle nach wie vor wie zugeschnürt war. Lizzies Mutter Olivia hatte viel mit den Dingen zu tun, die es für ihn in Texas zu erledigen gab. Von ihr musste er sich noch angemessen verabschieden, sie in seinem Kopf und seinem Herzen zur ewigen Ruhe betten. Auch wenn sie alle seine Worte längst nicht mehr hören konnte.
    „Nimmst du ihr Blumen von mir mit? Die schönsten, die du finden kannst?" Holt hatte unverändert einen Kloß im Hals, sodass er auch jetzt nur stumm nicken konnte.
    Aufmerksam musterte Lizzie sein Gesicht, fast so, als suche sie nach einer von diesen Halbwahrheiten, die Erwachsene Kindern gern erzählen, oder sogar nach einer dreisten Lüge. Da sie in seiner Miene aber nur die Wahrheit sah, straffte sie die Schultern und schob das Kinn vor. „Na gut. Du reitest bestimmt besser los, solange es noch hell genug ist, damit du den Weg auch erkennst."
    Lächelnd legte er eine Hand unter ihr Kinn. „Iss nicht zu viel Kuchen", ermahnte er sie.
    Tränen blitzten
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