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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr
Autoren: Christopher Ross
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Zeitschriften, die beim Rodeo kursierten.
    Unterwegs kam ihnen ein Pick-up-Truck entgegen. Zuerst schenkte sie ihm keine besondere Beachtung. In dieser Gegend gab es viele dieser Wagen, jeder Rancher und Farmer hatte einen. Doch als er näher kam, glaubte sie ihn zu erkennen, die abgeblätterte braune Farbe, die beiden Buchstaben auf dem Nummernschild, das Chrom am Kühlergrill. Der Wagen hatte auf dem Hof der Rockwell-Ranch gestanden, als sie wegen des abgebrannten Stalls dort gewesen waren.
    Ohne es zu wollen, ging sie vom Gas. Sie beugte sich etwas nach vorn und kniff die Augen zusammen, erkannte die schattenhaften Umrisse eines jungenMannes hinter der Windschutzscheibe. Auch der andere Wagen wurde jetzt langsamer.
    »Das ist Marty!«, sagte sie.
    Auch er hatte sie anscheinend erkannt und fuhr auf den breiten Seitenstreifen, erwartete wohl, dass sie ebenfalls hielt. Sie tat ihm den Gefallen, fuhr neben ihn und kurbelte das Fenster herunter. »Howdy, Marty«, grüßte sie ihn verlegen.
    Er wirkte auch nicht gerade selbstbewusst. »Howdy, Peggy.«
    Sie bemerkte die blutigen Schrammen auf seiner linken Backe, an der Schläfe und am Kinn. »Das war Buddy Miller, nicht wahr? Weil Sie mich befreit haben?«
    »Nicht so schlimm«, spielte er die Verletzungen herunter.
    »Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gutmachen kann.« Sie hätte ihn am liebsten berührt. Wenn er so verlegen war wie jetzt, wirkten seine blauen Augen noch tiefer und gefühlvoller. »Sie hätten mich liegen lassen sollen, Marty. Buddy Miller hatte einen Revolver.«
    »Ich weiß … aber das würde er nicht wagen. Mein Vater würde ihn umbringen, wenn er auf mich schießen würde. Er hätte ihn so schon beinahe umgebracht.«
    »Ich war dabei. Er hat ihn von unserem Hof gejagt.«
    »Mein Vater ist nicht so schlimm, wie manche denken.«
    »Er ist ein sturer Bulle.«
    Marty lächelte zum ersten Mal, seit sie nebeneinanderstanden. »So hat ihn meine Mutter auch immer genannt, als sie noch lebte. Sie starb, als ich vierzehn war … Tuberkulose. Würde sie noch leben, wäre vieles anders.« Er blickte eine Weile ins Leere, dachte an seine Mutter, die er wohl sehr geliebt hatte. »Wohin fahren Sie?«, fragte er.
    »Wir haben Annie zum Flughafen gebracht«, antwortete Charlie. Es gab keinen Grund, ihm etwas zu verheimlichen. »Sie spricht in Washington vor einem Ausschuss. Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis das neue Mustang-Gesetz kommt.«
    Marty nickte. »Sie ist eine tapfere Frau.«
    »Ich bin sehr stolz auf sie.«
    »Und ich bin froh, dass mit der Tierquälerei endlich Schluss ist. Ich hätte schon viel früher damit aufhören sollen, aber mein Vater … ich glaube, er hätte mich windelweich geschlagen, wenn ich mich geweigert hätte. Ich sollte mich endlich wie ein Mann benehmen, wie einer, auf den er stolz sein kann, und nicht wie ein kleines Mädchen, das abends am Lagerfeuer an der Gitarre zupft. ›Das tun Cowboys nur in Filmen‹, sagt er immer.«
    Peggy blickte auf die Gitarre, die neben ihm auf der Sitzbank lag. Erst jetzt bemerkte sie die prall gefüllte Reisetasche daneben. »Fahren Sie für länger weg?«
    »Ich bin ausgezogen«, gestand er. »Das ist alles, was ich besitze.«
    »Sie haben sich Ihrem Vater widersetzt?«
    »Und wie«, erwiderte er, »ich hab mich selbst nicht wiedererkannt. ›Dad‹, hab ich gesagt, ›ich hab langsam die Schnauze voll, nach deiner Pfeife zu tanzen.‹ Das hab ich wirklich gesagt. ›Buddy Miller ist ein skrupelloser Verbrecher und seine Kumpane sind nicht viel besser, und Wild Horse Annie hat recht, es ist eine große Schweinerei, die Mustangs auf diese Weise zu fangen. Ich gehe, Dad. Ich bin kein Cowboy. Ich war nie einer und werde nie einer sein. Ich will versuchen, es mit der Musik zu schaffen, und wenn ich dafür ein paar Jahre tingeln muss.‹«
    »Das war sehr mutig von Ihnen.«
    »Ich dachte natürlich, er holt seine Bullenpeitsche und schlägt sie mir links und rechts um die Ohren, aber er grinste nur und sagte: ›Endlich redest du wie ein Mann, mein Junge. Hier hast du tausend Dollar. Teil sie dir gut ein, denn mehr bekommst du nicht. Versuche auf deine Weise glücklich zu werden. Wenn ich das Radio einschalte und deine Stimme höre, weiß ich, dass du es geschafft hast.‹ Dann drehte er sich um, und ich sprang in den Pick-up und fuhr davon.«
    »Und wo soll es jetzt hingehen?«
    »Nashville, Los Angeles … was weiß ich? Aber wir werden
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