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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme
Autoren: Jane Feather
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Schenkel.
    George konnte den kalten Stahl zwischen seinen Lenden spüren. Seine Knie verwandelten sich in eine Teigmasse. Die mitleidlosen Augen durchbohrten ihn, verhöhnten seine nunmehrige Feigheit. Er stolperte zur Tür. Quentin trat beiseite. Tarquin folgte George hinaus, während die Spitze seines Stockdegens noch immer dessen zitternde Männlichkeit bedrohte.
    »Lucien?« Juliana schüttelte den Kopf in dem Versuch, das tranceähnliche Gefühl der Benommenheit loszuwerden. »Wie geht es ihm, Quentin?«
    Quentin gab keine Antwort. Er durchquerte den Raum mit zwei langen Schritten und nahm ihre Hände in seinen starken Griff. »Mein armes Kind«, sagte er mitleidig. »Was müssen Sie gelitten haben!«
    »So schlimm war es nicht.« Sie lächelte müde. »Ich bin so froh, Sie zu sehen.«
    »Haben Sie etwa daran gezweifelt, daß Tarquin kommen und Sie hier herausholen würde?« Quentin klang fast vorwurfsvoll.
    »Dein Ehemann stirbt in meiner Halle«, verkündete Amelia, noch bevor Juliana antworten konnte. »Ich finde es wirklich höchst rücksichtslos von dir, Juliana, uns diese Leute ins Haus zu schleppen.«
    »Ich glaube kaum, daß Sie Juliana dafür verantwortlich machen können, Ma'am«, unterbrach Quentin ihr Gezeter. »Bitte entschuldigen Sie mich. Ich werde zu meinem Cousin gehen und auf die Ankunft des Arztes warten.«
    Juliana folgte ihm hinaus, wo Lucien auf dem Sofa lag. Sein Körper war seltsam schlaff, sein Gesicht wachsbleich. Verkrustetes Blut klebte an seiner Stirnwunde, und Blutflecken hafteten auf seinen bläulich verfärbten Lippen. Er schien nicht mehr zu atmen. Juliana legte ihm leicht eine Hand auf den Mund und spürte nur noch einen Hauch. »Aber er lebt!« Sie behielt ihre Hand dort, plötzlich von einem paradoxen Mitleid für den Mann erfüllt, der sie gequält hatte. Sie blickte auf und las dieselbe Empfindung in Quentins Augen.
    Draußen fand sich George gegen die Stallwand gepreßt wieder, mit einem Stück Holz quer über seiner Kehle. Er wußte nicht, wie es geschehen war, aber in der einen Minute war er noch auf den Füßen gewesen, und in der nächsten hatte ihn ein Schlag auf den Hinterkopf in den Staub fliegen lassen. Dann war er grob hochgezerrt und gegen die Stallwand geschleudert worden. Der Herzog drückte das Holz noch ein wenig fester gegen Georges Kehle. »Kein angenehmes Gefühl, wie ich denke«, sagte er kühl. Er ließ das Holzstück fallen und schob wieder die Klinge seines Stockdegens zwischen Georges fette Schenkel. George verdrehte entsetzt die Augen.
    »Und jetzt hören Sie mir sorgfältig zu, mein Freund. Sie werden dem Richter erklären, daß Juliana unmöglich schuld am Tod Ihres Vaters gewesen sein konnte. Sie werden ihm sagen, daß Ihr Vater alt war, ein schwaches Herz hatte und zuviel getrunken hatte. Sie werden sagen, daß Ihr Vater an nichts anderem als Aufregung und Überanstrengung gestorben ist, um seine Kindbraut schuldlos, allein und völlig verängstigt zurückzulassen.«
    George rollte wieder mit den Augen. Er versuchte, den Kopf zu schütteln, versuchte zu sprechen, brachte jedoch nur ein Grunzen zustande, das sich in ein erschrockenes Quietschen verwandelte, als der Stockdegen aufwärts preßte und er die Klinge, rasiermesserscharf, gegen seine geschrumpften Weichteile drücken fühlte.
    »Lassen Sie sich von mir sagen, warum Sie das tun werden,
    Sie Trottel!« Tarquin hielt inne und blickte über seine Schulter auf den Pferdeknecht, der in den Stallhof geschlendert war und jetzt neugierig auf die Szene starrte. Der Herzog verdrängte ihn aus seinen Gedanken und wandte sich wieder Sir George zu.
    »Wenn Sie irgend etwas anderes aussagen, dann werde ich Sie wegen Körperverletzung und versuchten Mordes an Lady Edgecombe anzeigen. Ich werde Anzeige gegen Sie erstatten wegen Belästigung und Nötigung, wegen Einbruch in mein Haus und Diebstahl. Und es wird Zeugen für jede Ihrer Taten geben. Ich werde aussagen, daß Sie besessen von Lady Edgecombe sind, daß Sie glauben, sie wäre die Witwe Ihres Vaters. Ich werde ohne den Schatten eines Zweifels beweisen, daß diese Ehe niemals vollzogen wurde. Es wird zur Sprache kommen, daß Sie einen Groll gegen mich hegen, weil ich Sie habe verprügeln lassen, nachdem Sie versuchten, in mein Haus einzudringen. Glauben Sie mir, das steht Ihnen alles bevor. Und was meinen Sie wohl, wem ein Richter Glauben schenken wird? Dem Herzog von Redmayne oder einem ignoranten Tölpel von einem Landjunker?«
    George starrte in
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