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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition)
Autoren: Brenda Joyce
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schloss Devlin die Augen. Zum Glück hatte niemand Virginia Gewalt angetan, und, großer Gott, kein Mann hatte sich so töricht benommen wie er. Er hatte Virginias Liebe und ihre gemeinsame Ehe für diese verfluchte Vergeltung aufs Spiel gesetzt. Unzählige Male in den zurückliegenden Stunden hatte er dem Allmächtigen gedankt, dass Virginia lebte. Er hatte gesehen, dass Tillie und Frank sie sicher fortgebracht hatten.
    Er vergrub das Gesicht in den Händen. Er brauchte seine Frau. Dieser letzte Kampf hatte ihm gezeigt, wie sehr er ihre Liebe und ihre Vergebung brauchte.
    Sein Leben war von Tod und Hass geprägt gewesen. Damit musste jetzt Schluss sein. Er würde von nun an Lebensfreude und Liebe wählen – falls Virginia ihm verzieh und ihn wieder aufnähme.
    „Möchten Sie etwas Grog gegen die Schmerzen, Sir?“
    Devlin schaute zu dem Schiffsarzt auf. „Nein, danke.“ Der Schmerz war kaum zu ertragen, doch er wütete in seinem Herzen, und dagegen würde auch der Grog nicht helfen. Nur Virginia könnte diese Qualen lindern, wenn sie bereit wäre, zu ihm zurückzukehren – wenn sie ihm vergeben könnte und ihm ihre Liebe schenken würde.
    Schritte waren zu hören. Jemand öffnete die Luke über dem Gefängnis. Devlin und der Arzt sahen, wie ein Paar polierte Stiefel auf den oberen Sprossen der Leiter sichtbar wurden. Es folgten weiße Breeches, ein blauer Marinerock, goldene Knöpfe und Medaillen sowie zwei goldene Epauletten. Admiral Cockburn trat vor das Gitter, während ein jüngerer Offizier die Leiter hinabstieg. Es war niemand anders als Thomas Hughes.
    Devlin sah Eastleighs Sohn an und stellte mit Erstaunen fest, dass er weder Wut noch Zorn verspürte. Dieser Mann war ihm seltsamerweise gleichgültig geworden, und Devlin wurde nur noch von einem Wunsch beherrscht: endlich seine Gemahlin wiedersehen zu dürfen.
    „Wie geht es ihm?“, wandte Cockburn sich an Mr. White.
    „Er hat eine starke Schulterverletzung und eine Beule am Kopf, aber er müsste in einigen Tagen wieder seiner Pflicht nachkommen können. Ich meine, wenn er nicht hier im Gefängnis säße“, fügte der Arzt ein wenig verlegen hinzu.
    Devlin erhob sich langsam und spürte die Blicke der drei Männer, während er nach seinem blutverschmierten Hemd griff. Wie eigenartig diese Gleichgültigkeit sich anfühlte, wie ungewohnt und unglaublich erlösend – endlich hatte er sich aus den Klauen der Vergeltung befreit. Er hatte es geschafft!
    Er spürte, wie seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln verzogen, als er sich Cockburn und Hughes zuwandte und seelenruhig sein Hemd zuknöpfte. Er hatte sich für Lebensfreude und Liebe entschieden.
    Als er sich umdrehte, erhaschte er einen Blick auf Hughes. Die feindselig verengten Augen von Eastleighs Sohn weiteten sich plötzlich vor Verwirrung und Erstaunen, als ihre Blicke sich trafen. Devlin schaute weg. Er spürte die drängende Ungeduld, seinem Leben eine neue, verheißungsvolle Richtung zu geben. Doch zuvor galt es, einige grundlegende Dinge zum Abschluss zu bringen – das war er Virginia und ihrem gemeinsamen Kind schuldig.
    „Lassen Sie ihn frei“, befahl Cockburn.
    „Aber Sir“, protestierte Hughes. „Er hat britische Soldaten erschlagen!“
    Devlin sagte kein Wort, als er die Zelle verließ, dicht gefolgt von Mr. White.
    „Wir sprechen an Deck weiter“, beschied der Admiral seinem untergebenen Offizier, drehte sich um und stieg als Erster wieder die Leiter hinauf. Devlin achtete nicht weiter auf den ungläubig dreinschauenden Hughes und folgte Cockburn auf das Deck, wo die frische Luft ihm um die Nase wehte. Die See war ruhig, der Himmel klar und blau.
    Er lächelte, und vor seinem geistigen Auge sah er Virginia: Sie strahlte ihn an, streckte die Arme nach ihm aus und vergab ihm. Sein Herz schlug schneller. Rasch schaute Devlin sich an Deck um. Er begriff sofort, wo sie sich befanden – unmittelbar vor der Bucht von Chesapeake, vielleicht eine Meile von der Küste entfernt. Die Fregatte fuhr in südlicher Richtung, ungefähr drei oder vier Knoten schnell. Er könnte in zwei Stunden in Sweet Briar sein, und er konnte es kaum noch abwarten.
    „Ich werde freigelassen?“, fragte er, als Tom Hughes an Deck erschien.
    „Ja, in der Tat. Im Krieg geschehen unvorhergesehene Dinge, mein Junge, und ich wäre ein Narr, wenn ich meinen besten Offizier wegen einer Schar ehrloser Soldaten verlöre. Zudem hätte jeder Mann so gehandelt wie Sie, um seine Gemahlin zu schützen.“
    Hughes schien
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