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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition)
Autoren: Brenda Joyce
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sich zu verschlucken.
    „Wir haben einen bedeutenden Sieg errungen“, fuhr der Admiral fort. „Ich werde in meinem Bericht vermerken, welche Rolle die ,Defiance’ mit ihren Seesoldaten in dieser Schlacht gespielt hat. Gute Arbeit, Captain, wirklich sehr gute Arbeit.“ Cockburn lächelte ihn anerkennend an.
    Devlin hatte nicht vor, über den furchtbaren Kampf um Hampton zu sprechen. Er brannte darauf, von Bord zu kommen. Entschlossen wandte er sich dem Oberbefehlshaber zu. „Ich lege mein Offizierspatent nieder, Admiral.“
    Cockburn starrte ihn mit offenem Mund an. Hughes sah nicht minder verblüfft aus. „Wie bitte?“, rief der Admiral.
    Devlin lächelte. „Sie haben mich schon richtig verstanden, Sir“, sprach er. „Entschuldigen Sie mich, aber ich kehre nach Hause zurück.“ Mit diesen Worten schritt er zu seiner Kajüte und ließ die beiden Männer einfach stehen. Ihm war mit einem Mal ganz leicht ums Herz, und er hatte das Gefühl, nach langer Zeit wieder frei atmen zu können.
    Er wusste nichts über Lebensfreude und Liebe, aber gewiss könnte Virginia ihm dabei helfen. Denn sie kannte sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens aus.
    Und er lachte.
    Dann nahm er an seinem Schreibpult Platz, schrieb sein Rücktritts gesuch, streute ein wenig Löschsand auf die Tinte und faltete das Papier. Rasch folgte das Wachssiegel. Im nächsten Augenblick trat er wieder hinaus an Deck und reichte dem verdutzten Admiral das Schreiben. „Ich empfehle Ihnen, das Kommando über die ,Defiance’ Red Barlow zu übertragen, Sir“, sagte er.
    Cockburn kochte vor Wut. „Wenn ich Sie nicht besser kennen würde, würde ich Sie jetzt einen Feigling schimpfen, Captain.“ Mit einer Handbewegung deutete er seinen Männern an, dass es nun an der Zeit sei, auf das Flaggschiff zurückzukehren. Wortlos machte er auf dem Absatz kehrt und stolzierte zur Reling.
    Devlin zuckte unbeeindruckt die Schultern. Dann wandte er sich einem gänzlich verblüfften Tom Hughes zu. „Ich habe noch etwas für Sie“, sagte er ungewohnt freundlich.
    „Was führen Sie im Schilde, O’Neill?“, rief Hughes argwöhnisch und beobachtete jede von Devlins Bewegungen, als erwarte er jeden Moment, von einem Messer bedroht zu werden.
    „Ich erkläre das Spiel hiermit für beendet“, sagte Devlin. „Ich vergeude nur meine Zeit. Hier, nehmen Sie das.“ Er reichte Hughes ein Schreiben auf Pergament, das er Stunden zuvor im Gefängnis abgefasst hatte.
    Hughes blieb zögerlich. „Was ist das?“
    „Eine Übertragungsurkunde“, erwiderte Devlin und sog einmal mehr die frische Luft an Deck ein. Sie roch anders, schmeckte anders und erfüllte ihn mit neuem Leben.
    „Ich brauche das Haus in London nicht mehr. Waverly Hall gehört Ihnen.“
    Hughes hatte es die Sprache verschlagen.
    Devlin winkte einen Seemann zu sich. „Ich gehe an Land“, sagte er. „Machen Sie ein Beiboot klar.“ Und sein Herz begann schneller zu schlagen, als er an ein Wiedersehen mit Virginia dachte.
    „Aye, Sir!“ Der Seemann lief zur Reling und gab einige Befehle.
    „Sie geben uns Waverly Hall zurück?“ Hughes war ihm an die Reling gefolgt. Unglaube schwang in jedem seiner Worte mit.
    „Ja.“
    „Ich verstehe das nicht.“
    „Das tut nichts zur Sache.“ Er blickte auf den sandigen Küstenstreifen und die Wälder, die sich weit ins Landesinnere erstreckten. Mit seinen Gedanken war er längst bei Virginia.
    „Was reden Sie da?“, rief Tom Hughes aus. Dann senkte er die Stimme. „Mein Vater hat Ihren Vater ermordet. Sie haben Ihr ganzes Leben der Rache verschrieben. Sie haben uns unser Haus gestohlen, mit meiner Stiefmutter geschlafen, meine Cousine zu Ihrer Mätresse gemacht und mich übel zugerichtet. Es ist keine 24 Stunden her, da hätte ich Sie beinahe getötet! Und Sie sagen, es tue nichts zur Sache?“
    Devlin würdigte den Mann neben sich keines Blickes, denn das Beiboot wurde bereits zu Wasser gelassen. „Ich will keine Rache mehr“, sagte er. „Ich will etwas anderes.“
    Virginia fühlte sich todmüde. Der Einspänner hielt vor dem Haus, doch sie war so erschöpft, dass sie einfach nur dasaß und die weißen Pfosten der Veranda und die am Geländer hochrankenden Rosen anstarrte. Zum Glück war Devlin nicht unter den Toten in Hampton gewesen.
    Aber er war ein Gefangener, unter Arrest gestellt von seinen eigenen Leuten.
    Tillie legte Virginia tröstend den Arm um die Schulter. „Wir werden sofort Admiral Cockburn schreiben. Du bist Devlins Ehefrau.
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