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Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Titel: Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer
Autoren: Brunnen Verlag , Lynn Vincent
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freundlicherweise an, zu deinem Schutz alle seine Freunde und die US-Küstenwache zu mobilisieren.
    Für den Fall, dass die Küstenwache eine Entführung nicht verhindern kann und die Piraten eine Lösegeldforderung stellen, haben wir ein Paypal-Konto zur Spendensammlung eingerichtet. Laut Jeff befindet sich auf dem Konto bereits eine beachtliche Summe von 38 Dollar, was als Lösegeld hoffentlich ausreichen wird.
    Für heute liebe Grüße
    von deinem Team
    Ich musste laut lachen über den gelungenen Aprilscherz.
    Am 2. April hatte die
Wild Eyes
einen neuen Ozean unterm Kiel: Nun war ich offiziell im Südatlantik. Zum ersten Mal seit zwei Monaten sah ich wieder Land: die
Isla de los Estados
, eine unbewohnte Insel östlich von Feuerland. Ich wünschte, ich hätte auf der Insel einen Zwischenstopp einlegen und die süßen Pinguine besuchen können, die dort leben. Sie kennen keine Scheu vor Menschen und kommen neugierig auf Besucher zu. Aber das ging leider nicht – ich wollte ja nonstop segeln. Außerdem musste ich mich nach dem Kap beeilen, so schnell wie möglich wieder in nördlichere Gewässer zu kommen, denn das Südpolarmeer ist voll von Eisbergen.
    Jeff und Gail Casher hatten einmal in Alaska bei einem Segeltörn Cola mit Rum mit Eis von einem Eisberg getrunken. Aber ich legte keinen Wert darauf, einem Eisberg so nahe zu kommen.
    Commanders’ Weather
empfahl als schnellste Route nach Norden die Strecke westlich der Falklandinseln. Auf der Höhe der Falklands wehte eine steife Brise von etwa zwanzig Knoten direkt von vorn. Die
Wild Eyes
ließ sich schlecht hart am Wind segeln – also mit dichtgeholten Segeln und dem Bug so weit wie möglich in den Wind gedreht –, ohne dass die Segel anfangen zu killen (flattern). Das hieß im Klartext: mühsam gegen den Wind aufkreuzen. Und je weiter ich nach Norden segelte, desto näher rückte die Küste der Inseln. Ich wusste, dass ich mich, sobald ich die Falklands hinter mir gelassen hatte, scharf rechts halten und nach Osten segeln musste. Doch ich war nur noch knapp fünfzig Kilometer von der nördlichsten Inselgruppe entfernt und wollte nicht zu weit nach Lee geraten.
    Die Leeküste ist immer die Küste, in deren Richtung der Wind bläst – für Segler also auf der windabgewandten Seite des Bootes. Das heißt der Wind treibt einen genau auf diese Küste zu – was zum Schiffbruch führen kann, besonders wenn ein Boot wie die
Wild Eyes
sich schwer am Wind segeln lässt.
    So ging es nicht weiter, ich musste irgendetwas tun. Außerdem war ich schon viel zu lange gegen den Wind gekreuzt. Also drehte ich ab und steuerte nach Süden, segelte quasi unterhalb den Falklandinseln durch und wagte mich damit wieder in den Südatlantik vor.
    Die nächsten Tage waren ruhig und angenehm. Im Atlantik lief eine schöne Dünung und die Temperaturen waren erstaunlich mild: bis zu 17 Grad Celsius. So warm, dass ich meinen Pullover ausziehen musste! Ich hatte Windgeschwindigkeiten von fünfzehn bis fünfundzwanzig Knoten, was toll für den Windgenerator war. Das verhieß jede Menge Strom für wind- und sonnenlose Tage!
    Wenn die Leser meiner Blog-Seite fragten, wie es mir ginge und was ich so machte, fiel mir auf, wie normal mein Leben eigentlich war: Ich hatte (schon wieder) meine Haarbürste verloren, meine Gummistiefel waren immer noch nass, wieder hatte kein Fisch angebissen, und mit dem Lernen für die Schule war es so … Na ja, eher schleppend. Trotzdem lernte ich eine ganze Menge im Südatlantik, zum Beispiel, dass ein plötzlicher Abfall der Wassertemperatur „Eisberg voraus“ bedeuten kann; deshalb beobachtete ich fleißig meinen Wassertemperaturanzeiger – und verbuchte es als „naturwissenschaftlichen Unterricht“.
    Als ich mich gerade daran gewöhnt hatte, leicht und beschwingt auf der Dünung dahinzugleiten, flaute der Wind ab und bald machte die
Wild Eyes
fast gar keine Fahrt mehr. Um mich herum war alles grau. Graues Wasser, graue Wolken und dichte, graue Nebelschwaden. Außer dem trägen Plätschern der Wellen gegen den Bootsrumpf war nichts zu hören. Die Welt war auf einmal seltsam still, völlig unwirklich. Im sonnigen Südkalifornien liebte ich die Wolken – wahrscheinlich deshalb, weil es selten welche gab. Nun fand ich sie irgendwie deprimierend. Die
Wild Eyes
hatte inzwischen die Geschwindigkeit einer Schnecke erreicht. In dem Tempo würden wir ewig brauchen, um den Atlantik zu überqueren! Der war noch dazu der zweitgrößte Ozean der Erde. Umso
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