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Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer

Titel: Wild Eyes - mit dem Wind um die Welt - mit 16 allein auf dem Meer
Autoren: Brunnen Verlag , Lynn Vincent
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Bericht erstattete. Manchmal wurden es auch dreißig Minuten oder mehr. Ohne Abby an der Ruderpinne, das wussten die Männer, dümpelte die
Wild Eyes
hilflos umher, immer noch etwa dreißig Kilometer von den westlichsten Inseln vor der chilenischen Küste und etwa achtzig Kilometer von Kap Hoorn entfernt. Die Minuten wurden zur Ewigkeit, während sie auf Abbys Anruf warteten – Scott zu Hause und Jeff auf seinem Boot in Marina del Rey. Besorgt fragten sie sich, ob etwas passiert war.
    Gegen 2 Uhr morgens kamen Scott ernste Zweifel, ob die Reparatur überhaupt gelingen würde. Nach neuneinhalb Stunden Fehlersuche schickte er eine SMS an Jeff: „Es haut nicht hin. Sie muss von Hand steuern und Ushuaia anlaufen.“
    Jeff kann sich nicht mehr erinnern, was er zurückschrieb. Aber von Anfang an hatte er unterschiedliche Szenarien durchgespielt. Abby befand sich noch in chilenischen Hoheitsgewässern und nah genug, um von Hand um Kap Hoorn zu steuern und die ruhigere Bucht nördlich des Kaps anzulaufen. Je nach Wind- und Wetterverhältnissen müsste man vielleicht die chilenische Küstenwache um Hilfe bitten. Außerdem war Laurence in der Nähe, irgendwo südlich von Ushuaia; er konnte sicher die Reparaturarbeiten koordinieren.
    Fieberhaft überlegte Jeff, was Abby tun sollte, falls sie wenigstens einen Autopiloten wieder in Gang kriegte. Sollte sie weitersegeln bis zu den Falklandinseln oder sogar bis nach Kapstadt in Südafrika? Aber wenn dann der einzige funktionierende Autopilot den Dienst quittierte, müsste sie die ganze lange Etappe im Cockpit sitzen, bei Nässe und Kälte, und von Hand durch den sturmgepeitschten Atlantik steuern – täglich nonstop sechzehn Stunden. Ging sie unter Deck, um ein paar Stunden zu schlafen, würde die
Wild Eyes
driften, wohin sie wollte, schlimmstenfalls auch rückwärts.
    Dabei war das Boot selbst sehr zuverlässig. Die Segel, die Ruderanlage – alles war solide und stabil. Außerdem waren die Seefahrer früher ganz ohne technische Hilfsmittel gesegelt.
    In ihrer Bauart nach Scott Jutson war die
Wild Eyes
außerdem praktisch unsinkbar.
    Jeff fragte sich, ob Abby die Strapazen durchhalten würde. Und er glaubte, dass sie es schaffen konnte. Sie würde vor Nässe und Kälte schlottern, aber sie würde es überstehen.
    Plötzlich, nach zehn Stunden Fehlerbehebung, hatte Jeff einen Geistesblitz: „Warum nehmen wir nicht diese eine funktionierende Sicherung aus Box B und setzen sie in Box A?“
    Scott zuckte die Achseln. „Okay. Warum nicht. Versuchen wir’s.“
    Jeff gab die Instruktionen an Abby weiter, sie stimmte zu und schaltete das Telefon aus.
    Nach zehn Stunden waren meine Sachen so nass, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen konnte, wie man sich in trockenen Kleidern fühlt. Meine Haare klebten am Kopf. Hätte ich Zeit gehabt, in den Spiegel zu schauen, hätte ich darin ein schmutziges, vom Schmierfett der Hydraulikantriebe geschwärztes Gesicht gesehen. Meine Hände waren so taub, dass ich kaum noch den Nagelknipser halten konnte, dessen Feile ich als Schraubenzieher benutzte.
    Als Jeff vorschlug, diese eine Sicherung zu wechseln, hatte ich wenig Hoffnung. Aber das würde nicht lange dauern, also ließ ich das Telefon eingeschaltet, kroch in den Heckraum, tauschte die Sicherung aus und griff wieder zum Telefon.
    „Fertig. Ich hab sie ausgetauscht.“
    „Okay, dann schalt mal ein“, sagte Jeff.
    Ich drückte den Einschaltknopf von Box A und staunte nicht schlecht, als plötzlich das Display zum Leben erwachte.
    Abbys Stimme erklang in der Leitung: „Pilot A ist an.“ „Wow“, sagten Jeff und Scott beinahe gleichzeitig.
    „Okay, jetzt das Setup“, fuhr Jeff fort.
    Erneut schwieg das Telefon, und als Abby danach anrief, jubelte sie: „Ich glaube, es funktioniert!“
    Jeff und Scott kannten Abby lange genug, um den Jubel aus ihrer Stimme herauszuhören. Es war nur eine leichte Veränderung ihrer Stimmlage – Überschwänglichkeit war ihr fremd –, doch die beiden Männer konnten hören, wie erleichtert sie war und wie sehr sie sich freute. Abby hatte – nach zehn Stunden Arbeit – ein elektronisches System in Einzelteile zerlegt und wieder zusammengebaut, um aus zwei kaputten Geräten ein funktionierendes zu machen. Jeff und Scott konnten kaum glauben, dass das einem sechzehnjährigen Mädchen gelungen war.
    Ich konnte es kaum fassen, als sich der Computer hochfuhr und das Autopilot-Programm auf dem Schirm erschien. Ich war ja so was von erleichtert! Mein erster
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