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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer
Autoren: Shirley Waters
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niemals Christ zu werden. Hast du das alles vergessen? Du stammst von ihm ab. Wir alle! Was glaubst du, wird er denken, wenn er von Walhall aus zusieht, was hier geschieht? Dass du diesen Mann da liebst? Und alles verrätst, wofür er gekämpft hat?«
    »Man sagt, in Walhall begrüßen sich einstige Feinde und trinken miteinander. Denn sie werden am Tag der Götterdämmerung Seite an Seite in die letzte Schlacht ziehen. Und überhaupt: Ich glaube nicht, dass den Helden dort oben noch so wichtig ist, was auf der Erde geschieht.«
    Noch drei Schritte trennten sie von dem Mann, der ihr Gefährte hätte werden sollen, hätten die Nornen nicht anders entschieden.
    Ihr Götter, beendet das Kämpfen , flehte Rúna im Stillen. Sie war sich sicher, dass auch Rouwen seinen Gott um Frieden bat.
    Ihre Gebete schienen erhört zu werden.
    Yngvarr schob das Schwert in die Scheide zurück und ging in einem Bogen an ihr vorbei zu seinem abseits stehenden Pferd. Der Knecht, der es am Zügel gehalten hatte, sprang zurück, als er nach Sattel und Zaumzeug griff und sich hochwuchtete.
    Langsam ritt er zum Tor. Die Schwertmänner machten ihm Platz. Doch sie griffen zu ihren Schwertern, bereit, ihren Häuptling zu verteidigen.
    »Du bist ein alter Narr geworden.« Yngvarrs Stimme troff vor Hohn. »Wo ist der Mann geblieben, den ich meinen Häuptling genannt habe? Er hat die alte Tradition der Wikingfahrten wiederaufleben lassen. Wollte, dass seine Tochter eine große Kriegerin wird. Und hat bedauert, dass Arien so schwach ist. Er war bereit, alles für seine Rache zu tun!«
    »Ja, weil ich Ingvildr so liebte.« Baldvin starrte ins Leere. »Ich wollte sie rächen, wie es die Pflicht eines Mannes ist. Weil ich es für meine Bestimmung hielt. Und weil es gut tat, den Schmerz in Rache zu ersäufen. Aber es war weder Ariens noch Rúnas Bestimmung. Vielleicht ist der Engländer Rúnas Schicksal … Sie liebt ihn.« Sein Blick richtete sich auf Yngvarr. »Und das hätte ich nie für möglich gehalten, das kannst du mir glauben! Aber ich sehe daran, dass die Götter diese Fehde beenden wollen. Sie wollen nicht, was du willst, Yngvarr.«
    Yngvarrs graue Augen verengten sich. Was immer ihm noch auf der Seele liegen mochte, er schluckte es herunter. Er warf Rúna über die Schulter einen letzten Blick zu, in dem sie nichts als Verachtung las. Dann gab er dem Schecken die Sporen und ritt durch das Tor.

21.
    R úna hatte das Schwert abgelegt. Die Hosen ebenso. Stattdessen trug sie ein Seidenkleid, das ihr eine Magd gebracht hatte. Das edle Kleidungsstück, ein Bad und wohlduftendes Parfum hatten sie in eine Dame verwandelt. Es kam ihr seltsam vor. Andererseits musste sie nur in die Runde schauen: Alle hatten das Ordentlichste und Beste am Leib, das sie besaßen – und keine Waffe.
    Der Burgherr hatte zum Friedensmahl geladen und tatsächlich saßen sie alle einvernehmlich zusammen. Auch ohne Waffe und in einem feinen Zwirn fühlte sich Rúna nach wie vor als Kriegerin, genauso mutig wie jeder der anwesenden Kämpfer. Und sie saß auch mitten unter ihnen – Rouwen zu ihrer Rechten, Baldvin zu ihrer Linken. Ein Bediensteter hatte sie zu der Tafel führen wollen, wo die Frauen saßen, doch Rúna war, kaum dass sie gesehen hatte, wo man Rouwen hinführte, mit gerafftem Kleid über Tische und Bänke gesprungen und hatte sich unter dem Gelächter der Männer an seine Seite gesetzt.
    Die Wikinger unterhielten sich angeregt mit den Schotten und sprachen dem Ale, dem Bier und dem ungewohnten Wein aus Südengland und dem Frankenreich zu. Riesige Holzplatten mit dampfenden Spanferkeln, Eierpasteten, gefüllten Broten und saftigen Kuchen waren herangetragen worden. Sogar ein Schwan, dem man die Federn nach dem Braten wieder angesteckt hatte. Davon hatte sich Rúna mit spitzen Fingern ein kleines Stück Fleisch abgepflückt und probiert – zu ihrem Leidwesen. Doch ansonsten war das schottische Essen würzig und wohlschmeckend. Auch Rouwen langte zu, anders als der Burggeistliche, der neidisch auf dessen Teller schielte – Mönchsritter durften ohne Zurückhaltung essen, wie Rouwen ihr erklärt hatte.
    Zumal er fleischliche Genüsse anderer Art längst gekostet hatte. Sein durchdringender Blick, das Gefühl seiner Schenkel an ihren und die wie zufälligen Berührungen, wenn er nach etwas langte, erinnerten sie nur zu deutlich daran. Allein ihm zuzusehen, wie er Apfelmost trank und seine Zunge über seine schönen Lippen glitt, um einen Tropfen abzulecken, ließ
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