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Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Wieweitdugehst - Wieweitdugehst

Titel: Wieweitdugehst - Wieweitdugehst
Autoren: Friederike Schmöe
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dieser Stelle gespart.«
    »Sobald alles aufgebaut war, hat er seine Leute zum Bier eingeladen. Die haben sich, gelinde gesagt, die Kante gegeben.«
    »Und ›The Demon‹ lag solange verwaist da«, vollendete Nero. »Bis auf die Ehefrauen, die Cousinen und Söhne, die vielleicht nicht ganz so besoffen waren und eventuell jemanden gesehen haben könnten, aber sie sprechen alle kein Deutsch und die Rumänisch-Dolmetscher sind überlastet, außerdem haben sie Angst oder sie leiden an einer transienten Globalamnesie und wissen von nichts.« Weil es sowieso besser ist, nichts zu wissen, wenn es um einen Job geht, fügte er für sich hinzu. »Ich muss los.«
    »Ich halte Sie auf dem Laufenden«, versprach Sandra und klemmte einen Stapel Unterlagen unter ihren Busen.

11
    »Alle reden von einem Mörder. Nicht von einem Täter. Ist dir klar, was das bedeutet?« Markus Freiflugs Hand knallte auf die aufgeschlagene Zeitung vor ihm. »Die Presse hat Spaß, die Leute von ›The Demon‹ haben von ihrem Chef Redeverbot bekommen, das Ausländeramt kriegt die Krätze, weil offensichtlich einige der Angestellten auf der Geisterbahn keine Arbeitserlaubnis haben, und, und, und.«
    Das Fenster stand offen und ließ die kühle Septembermorgenluft in das winzige Büro strömen. Freiflugs Rechner lief schon. Der Lüfter summte überlaut. Nero setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und rieb sich den Bart. Er war schon zu lang geworden. Normalerweise trimmte Nero ihn auf genau drei Millimeter. Das Sodbrennen wurde schlimmer. Er musste in die Kantine und irgendwas essen.
    »›The Demon‹ kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr raus«, nickte er. »Erst Werbung und Freifahrtscheine, dann ein Mord.«
    »Ja. Mord. Scheiße.« Freiflug hob einen Pappteller hoch, auf dem zwei Stücke Zwetschgenkuchen lagen. »Willst du?«
    Nero schüttelte den Kopf.
    »Fragt man sich doch, cui bono«, dozierte Freiflug. »Wem nützt es. Entschuldige, manchmal muss ich den Humanisten raushängen lassen. Wer wollte dieses Krisperl umbringen? Einen 14-jährigen Buben? Mutter alleinerziehend. Vater vor Kurzem gestorben.«
    »Haben wir etwas damit zu tun?«, wollte Nero wissen. Er hatte nur noch den Wunsch, sein nächstes Fortbildungsseminar vorzubereiten, das er in Passau halten sollte. Im Frühsommer war er in Landshut bei der Aufklärung eines Falles beteiligt gewesen, in dem das Abfischen von sensiblen Daten aus dem Netz eine zentrale Rolle gespielt hatte. Aufgeklärt haben wir eigentlich nicht viel, dachte er selbstkritisch und schaltete seinen Computer ein. Aber die Kollegen vor Ort waren mit den Sachverhalten ziemlich überfordert gewesen.
    »Ich darf mitspielen«, stöhnte Freiflug. »Wer hätte das gedacht.«
    »Du?« Nero sah von seinem Bildschirm auf. Dahinter fühlte er sich sicher. Theorie. Virtualität. Dinge, die auf einem Siliciumchip geschahen, nicht in der Wirklichkeit. Auf seinem Desktop erschien ein Foto von Kea zur Begrüßung.
    »Glaub es oder nicht, die haben mich abgeordert, den Computerkram von ›The Demon‹ durchzuchecken. Die Techniker, die bislang dran waren, meinen, es könnte ein Virus eingeschleust worden sein, das den ganzen Dreck ausgelöst hat.«
    »Und ein Virus hat die Hand des Sensenmannes so ausgezehrt, dass die Isolierung weggeschmolzen ist«, juxte Nero. Er zuckte zusammen, als ein Windstoß das Fenster zustieß.
    »Im Ernst. Es gibt Anzeichen.«
    »Wie soll das Virus ins System gekommen sein?«
    »Über einen externen Rechner.« Markus Freiflug wedelte mit einem Zettel. »Angeblich hat der Mörder seinen eigenen Laptop dabeigehabt.«
    »Das hat Sandra mir auch gesagt.«
    Freiflug sah hoch. »Wie? Sandra? Aha!« Er grinste und zurrte seinen Pferdeschwanz fest. Die Geste erinnerte Nero an Kea. Sie machte das auch immer so. Kea. Überall Kea.
    »Ich habe mich eben bei ihr informiert. Aber sie hat nichts davon gesagt, dass eine Anfrage an unsere Abteilung gegangen wäre.«
    »Die ermitteln wie die Verrückten. Woncka hat vor zehn Minuten angerufen und mir ins Ohr gehustet, ich sollte mich ranhalten. Bodo darf es nicht machen, weil er mit dir den Knaben beatmet hat, du hängst ohnehin in deinen Lehrgängen drin, Kröger hat ab heute Urlaub, und unserer Sigrun traut Woncka nicht über den Weg.«
    »Was wir dann wieder büßen müssen«, seufzte Nero und rief seine Mails auf. »Weil die arme Frau von den Männern nur untergeordnete Arbeiten zugewiesen bekommt.«
    »Womit sie recht hat«, bestätigte Freiflug.
    Sieh an, der
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