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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen
Autoren: Pierre Pevel
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schwere Ladung ließen sie herabstürzen. Sie breitete die Flügel weit aus, doch der Boden kam immer näher. La Fargue riss mit aller Kraft an den Zügeln. In letzter Sekunde fing sich die Wyverne und erhob sich wieder in die Lüfte. Ihr Bauch streifte fast den Boden, und die Fänge schlugen Funken auf dem Pflaster. Um in dem engen Hof wieder an Höhe zu gewinnen, war sie viel zu schnell. La Fargue schaffte es gerade noch, sie zum Tor des Burgfrieds zu lenken.
    Das Reptil fegte unter dem Bogen hindurch, doch die Spannweite der Flügel war zu groß. Beim Aufprall brach es sich die ledernen Flügel. Die Wyverne kreischte auf. Wie ein Stein sank sie herab und durchschlug dabei die geschlossene Zugbrücke, dann überschlug sie sich in einem Wirbel aus Staub und Blut. Die Reiter wurden von ihrem Rücken geschleudert. Doch der brave Flugdrache rutschte mitten in einen der Scheiterhaufen, die für die Zeremonie entzündet worden waren.
     
    Ballardieu hatte das Spektakel verfolgt und beobachtete, wie beim Sturz der Wyverne drei Körper durch die Luft geschleudert wurden.

    »AGNÈS!, brüllte er, als er sah, wie das Reptil in den Scheiterhaufen rutschte.
    Mit einem Satz sprang er über die Brustwehr sechs Meter in die Tiefe. Ohne auf den Schmerz zu achten, der seinen Fußknöchel durchzuckte, rannte er weiter.
    Zwei Draqs griffen ihn an. Doch er zog nicht einmal den Degen. Er packte nur den Quersack mit den restlichen Granaten am Trageriemen, wirbelte ihn herum und traf seine Widersacher an den Schläfen und schuppigen Kiefern.
    Unbeirrt rannte er weiter, stieß jeden, der sich ihm in den Weg stellte, zur Seite, und schrie sich heiser: »AGNÈS! AGNÈS!«
    Da entdeckte er La Fargue, der sich bereits wieder aufrappelte, und rannte auf ihn zu.
    »AGNÈS! WO IST AGNÈS?«
    Der Hauptmann taumelte noch benommen. Er kniff die Augen zusammen und wäre beinahe gestolpert. Ballardieu musste ihn stützen.
    »HAUPTMANN! WO IST SIE? WO IST AGNÈS?«
    »Ich … ich weiß es nicht …«
    Da trat auch Marciac zu ihnen. »WAS IST LOS?«, schrie er, um das Donnergrollen zu übertönen.
    »AGNÈS!«, rief der alte Soldat voller Sorge. »SIE MUSS HIER IRGENDWO SEIN! HILF MIR! WIR MÜSSEN SIE FINDEN!«
     
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete sich Laincourt mühsam auf. Sein Blick war noch verschwommen. Er musste husten und spuckte Dreck und Blut.
    Dann stand er langsam auf.
    Um ihn herum herrschte das Chaos des ausklingenden

    Kampfes und des brausenden Gewitters. Die zerstörerischen Blitze wurden immer heftiger, und das wütende Donnergrollen erschütterte das Burgschloss bis in die Grundfesten. Schon lösten sich die ersten Steine aus dem alten Gemäuer. Nun dachte keiner mehr ans Kämpfen. Alles, was nun zählte, war, diesem wütenden Inferno zu entkommen. Die wenigen überlebenden Anhänger der Schwarzen Kralle und ihre Söldner drängten zum Haupttor, das nun nicht mehr von Ballardieu und seinen Granaten verteidigt wurde.
    Auch Laincourt hätte ohne zu zögern fliehen können.
    Doch er hatte noch eine letzte Mission zu erfüllen.
     
    Gagnière, der immer noch die bewusstlose Vicomtesse trug, erreichte den Hof des Burgfrieds gleichzeitig mit Savelda und seinen Mannen.
    »Wir wurden angegriffen!«, rief der schweißgebadete Gagnière.
    »Ja«, erwiderte der einäugige Spanier. »Und wir haben die Schlacht bereits verloren … Übergebt sie mir.« Und schon hatte er die Last der ohnmächtigen Vicomtesse an sich gerissen.
    Der Marquis ließ es geschehen. Er war zu verblüfft und auch zu erschöpft, um zu protestieren.
    »Wir müssen hier weg!«, rief er. »Noch ist es nicht zu spät. Kommt!«
    »Nein.«
    »Wie bitte?«
    »Ihr nicht. Ihr bleibt hier.«
    »Aber warum?«
    »Ihr müsst uns Deckung geben … Vor ihm.«
    Gagnière fuhr erschrocken herum.

    Saint-Lucq trat durch den Torbogen in den Hof. Er hatte einen Degen in der rechten und einen Dolch in der linken Hand.
    »Du und du, ihr kommt mit mir«, befahl Savelda. »Die anderen bleiben beim Marquis.«
    Und schon machte er sich durch eine kleine Tür davon, gefolgt von den beiden Männern. Der Marquis und vier Söldner blieben im Hof zurück.
    Gagnière wollte Savelda folgen, doch die Tür gab nicht nach. Ängstlich starrte er das Mischblut an, das ihn über die Reihe der vier Söldner hinweg angrinste, als wären diese Männer nur ein lästiges, aber leicht zu überwindendes Hindernis.
    Gagnière schnappte sich den Degen eines der Gefallenen, die herumlagen, und schrie:
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