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Wie zaehmt man einen Scheich

Wie zaehmt man einen Scheich

Titel: Wie zaehmt man einen Scheich
Autoren: Trish Morey
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würde sie den Hörer an Zoltan weiterreichen, damit er sich selbst überzeugen konnte, denn aus ihrem Mund glaubte er es ja nicht.
    „Papà, es tut so gut, deine Stimme zu hören.“
    Sie lachte und hörte ihrem Vater zu, der seine Freude über ihre Rettung ausdrückte und sich entschuldigte, dass er bei ihrer Ankunft nicht hatte anwesend sein können, und sie versicherte ihm, dass sie unverletzt sei und es nicht erwarten könne, endlich nach Hause zu kommen.
    Noch immer ein Lächeln auf den Lippen, warf sie Zoltan einen Blick zu. Sicherlich biss er jetzt die Zähne zusammen. Gewiss war der Anruf ihres Vaters das Letzte, was er gewollt hatte, denn ihr Vater würde ihr in diesem ganzen lachhaften Szenario die Unterstützung geben, die sie brauchte.
    Bis vom anderen Ende nur noch ein Schweigen kam, das sich nicht länger ignorieren ließ. „Papà?“
    Die nächsten Worte, die durch die Leitung drangen, erfüllten sie mit ungläubigem Schock und ließen sie schwindeln.
    „Aisha, du kehrst nicht nach Hause zurück. Hat es dir denn niemand gesagt? Du heiratest Zoltan.“
    Sie beging den Fehler und blickte zu Zoltan – und sah den triumphierenden Ausdruck auf seiner Miene, so als hätte er die Kehrtwende in der Konversation erkannt. Kein Wunder, er hatte ihr Gesicht genau beobachtet und gesehen, wie ihre Züge sich verändert hatten. Abrupt drehte sie sich um und verfluchte sich dafür, dass sie dem Impuls nachgegeben hatte, ihn im Raum bleiben zu lassen. Sie hasste die gelangweilte Aura, die von ihm ausstrahlte, hasste das süffisante Lächeln, das um seine Lippen zuckte.
    Sie hasste alles an ihm.
    Doch sie war noch nicht fertig. „Aber Papà, ich will ihn nicht heiraten!“
    Fast hätte Zoltan aufgelacht. Glaubte sie wirklich, er wollte sie heiraten? Absurd! Eigentlich war es nur traurig, die eine Hälfte dieses Gespräch mit anhören zu müssen, wenn keine Hoffnung bestand.
    Es folgten noch unzählige „Aber Papàs“, gespickt mit ebenso vielen „Aber warums?“, und immer wieder sagte sie gar nichts, hörte nur den Erklärungen ihres Vaters zu. Das, was ihm nahezu zusetzte, war ihr „Bitte, Papà, bitte!“. In dieser Kleinmädchenstimme. Die leidende Prinzessin. Doch, das war rührend, wirklich. Wenn es einen interessierte.
    Selbst wenn … was ließe sich schon tun? Hatte er selbst nicht auch nach anderen Möglichkeiten gesucht? Jede Option in Betracht gezogen?
    Dann der letzte Paukenschlag – das „Ja, Papà“. Wie ein Kind, das gescholten worden war und nun versprach, brav zu sein. Damit legte sie den Hörer auf und blieb mit dem Rücken zum Raum stehen.
    Es war bizarr, die Niederlage und Erniedrigung eines anderen mitzuerleben, vor allem, wenn der andere von seinem Triumph so völlig überzeugt gewesen war.
    Bizarr und gleichzeitig befriedigend.
    Sie sah ihn nicht an, als sie sich umdrehte, doch auch so konnte er erkennen, dass sie geweint hatte. Ihre Augen glänzten feucht, ihre Wimpern staken dunkel und zusammengeklebt hervor. Er fragte sich, warum sie es sich so schwer machte.
    Früh hatte er gelernt, dass es sich für manche Dinge zu kämpfen lohnte, bei anderen dagegen bestand vom ersten Augenblick an keine Hoffnung auf Erfolg. „Wähle sorgfältig, für was du deine Energien einsetzt“, hatte sein Onkel, der König, ihn schon als Junge gelehrt. Wie oft war er nicht wütend gewesen, weil sein Vater bei einem Streit der Halbbrüder wieder einmal Partei für Mustafa ergriffen hatte. „Vergeude weder Zeit noch Energie auf Dinge, die du nicht ändern kannst. Wähle deine Schlachten und schlage sie nur dann, wenn sie es wert sind.“
    Damals hatte Zoltan die Worte nicht wirklich verstanden, doch nach und nach hatte das Leben ihn die gleiche Lektion gelehrt. Er hatte gelernt zu akzeptieren, was er nicht ändern konnte. Jemand hätte dieser Frau das auch beibringen sollen.
    Sah sie denn nicht ein, dass es nicht zu ändern war? Sie war in einer jahrhundertealten Zeitschleife gefangen. Genau wie er.
    „Sie haben also alles besprochen?“, fragte er, als sie sich nicht rührte.
    Aisha stieß einen kaum hörbaren Seufzer aus, dann streckte sie den Rücken durch. „Mein Vater wird morgen hier sein.“ Ihre Stimme klang flach und tonlos, alles Leben schien aus ihr gewichen.
    Er wartete weiter. Er konnte sich vorstellen, was es sie an Kraft kosten musste, die Niederlage einzugestehen, und fast fühlte er so etwas wie Bewunderung für sie. Vielleicht war sie ja doch nicht so schwach, wie er angenommen
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