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Wie zaehmt man einen Scheich

Wie zaehmt man einen Scheich

Titel: Wie zaehmt man einen Scheich
Autoren: Trish Morey
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befriedigende Erfahrung gewesen, dass er das Gefühl noch jahrelang genießen würde.
    Allerdings sah er sich jetzt mit einer verwöhnten Prinzessin konfrontiert, die sich tatsächlich einbildete, sie hätte ein Mitspracherecht. Warum hatte er ihr überhaupt den Eindruck vermittelt? Warum hatte er ihre Forderungen toleriert und ihre Fragen nicht unmissverständlich beantwortet?
    Er wusste, warum. Weil er selbst in dieser unerquicklichen Situation gefangen war. Weil er nicht einsah, dass er als Einziger frustriert sein sollte. Weshalb also sollte er nicht wenigstens die Befriedigung empfinden, sie aus ihrer komfortablen Prinzessinnenrolle zu reißen?
    Und welches Recht hatte sie überhaupt, wütend zu sein, wenn die Heirat das Einzige war, was von ihr verlangt wurde? Er dagegen hatte eine ganze Liste von Notwendigkeiten vom Wesir vorgelegt bekommen, die er alle erfüllen musste, bevor er den Thron von Al-Jirad besteigen konnte. Wer hatte überhaupt so viel Zeit? Er sollte fließend Jiradi und Arabisch sprechen können, das Heilige Buch auswendig lernen, um in der Lage zu sein, jederzeit daraus zu zitieren. Und um die Allianz zwischen den beiden Nationen weiter zu festigen, wurde ihm die zweifelhafte Ehre zuteil, eine Prinzessin aus dem königlichen Hause des Nachbarstaats zu heiraten.
    Plötzlich wurde ihm alles zu viel. Er seufzte schwer, als er die offene Feindseligkeit in ihrem Blick las. Ihm reichte es schon jetzt, obwohl es noch gar nicht angefangen hatte.
    „König Hamra ist tot.“
    Sie blinzelte. Blinzelte noch einmal. Dann schien sich ihr Gesicht in ein einziges Fragezeichen zu verwandeln, mit offenem Mund und aufgerissenen Augen. „Nein!“ Schockiert schlug sie die Hand vor dem Mund. „Aber Sie sagten doch, Königin Pet­ra … Nein!“
    Er hob den Blick zu ihren Augen. Sie hatten sich mit Tränen gefüllt, die überzulaufen drohten. Es überraschte ihn, dass sie offenbar die Macht besaß, ihn vom Wesentlichen abzulenken, und fluchte in Gedanken. Das, was er bisher unerwähnt gelassen hatte, war noch schlimmer.
    „Aber wie?“, rief sie aus. „Wann?“
    „Am Morgen Ihrer Entführung. König Hamra und die Königin waren unterwegs zu einem Urlaub in Ägypten. Seine Berater saßen mit ihnen in einem Helikopter, seine Mutter mit den anderen Söhnen und deren Familien in einem zweiten. Aus bisher ungeklärtem Grund sind die Rotoren während des Fluges aneinandergeschlagen. Beide Hubschrauber stürzten ab.“ Er machte eine Pause, ließ ihr Zeit, die Neuigkeit zu verarbeiten. „Es gab keine Überlebenden“, fügte er dann leise hinzu.
    Ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren, ihre Augen kontrastierten scharf mit der bleichen Haut und wirkten wie dunkle Höhlen. Sie sah aus, als könnte sie jederzeit zusammenbrechen, und er packte sie bei den Schultern und drückte sie auf den nächsten Stuhl.
    „Keine Überlebenden? Aber doch nicht Akram und Renata? Und Kaleem und Akra? Nein, bitte nicht auch die Kinder. Sie waren noch so jung, noch Babys …“
    Er hatte ihr nichts anzubieten, also schwieg er, nickte nur unmerklich.
    „Man hat mir nichts davon gesagt. Keiner in dem Lager hat etwas davon gesagt. Sie haben nur gelacht und anzügliche Bemerkungen darüber gemacht, was Mustafa mir antun wird. Niemand hat mir gesagt, dass der König und seine Familie tot sind. Niemand hat etwas gesagt …“
    Mit großen Augen starrte sie ihn an, der Schock, die Verzweiflung, die Trauer deutlich darin zu lesen. Fast hatte er Mitleid mit ihr, was diese ganze scheußliche Angelegenheit für sie bedeuten würde. Aber warum sollte er Mitleid mit ihr haben, wenn es auf sein Leben ebenso weitreichende Auswirkungen hatte? Seine Zukunft wurde von Regeln bestimmt, die vor Jahrhunderten aufgestellt worden waren. Sie beide waren hilflos der Situation ausgeliefert.
    „Ist das der Grund, weshalb dies alles passiert? Wegen der schrecklichen Tragödie?“
    Warum musste sie so verdammt verletzlich aussehen? Er wollte wütend auf die verwöhnte Prinzessin sein, die jetzt ihre Pflicht gegenüber ihrem Volk erfüllen musste, statt dem eigenen Vergnügen nachzugehen. Mitleid und Verständnis für sie waren das Letzte, was er fühlen wollte. Vor allem, weil er sich denselben Zwängen zu beugen hatte. „Al-Jirad braucht einen König.“
    Tränen hingen an ihren langen Wimpern, als sie ihn ansah. „Dieser Mann, der Wesir … er hat Sie mit Hoheit angesprochen. Heißt das, Sie werden der neue König?“
    „König Hamra war mein Onkel. Mein Vater
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