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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch?
Autoren: Thomas Fricke
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der Grünen und von Ökonomen wie Ulrich Blum aus Halle-Wittenberg würde es zudem lohnen, eine Vermögensabgabe zu erheben, wie es sie als Lastenausgleich nach dem Zweiten Weltkrieg gab. Würden alle Wohlhabenden besteuert, die ein Nettovermögen von mehr als einer Million Euro besitzen, und dies mit einem sachten Satz von jährlich 1,5 Prozent über zehn Jahre, könnten 100 Milliarden Euro zusammen kommen – die zweckgebunden genutzt würden, um jene Staatsschulden abzubauen, die durch die Bankenrettung seit 2008 entstanden, sozusagen als Folgekosten der Vermögenszauberei.
    Weil das betroffene Vermögen zum Großteil während und dank des Finanztrubels der 80er und 90er Jahre entstanden sein dürfte, müssten durch so eine Abgabe vor allem die abgeben, deren Vermögen sich in der verrückten Zeit über Nacht vervielfacht hat – was ökonomisch nicht tragbar war und, wie wir gesehen haben, erst zu jenen Schuldenanstiegen und Vermögensblasen geführt hat, deren Platzen jetzt so teuer wird. Klingt gerecht. Warum sollen stattdessenBäckereiangestellte oder andere Nichtbanker höhere Steuer zahlen, wie das in vielen Krisenländern der Fall ist? Warum sollen die zahlen, die das Pech der späteren Geburt hatten – und sich gar nicht im Aktiendusel der 80er und 90er Jahre bereichern konnten?
    Selbst wenn die Vermögensabgabe nur zum Abbau alter Schulden genutzt werden würde, wie es die Grünen vorsehen, bliebe noch Geld fürs Klima übrig. Und zwar so: Bei 100 Milliarden Euro weniger Staatsschulden würde der Bundesfinanzminister jährlich allein 3 Milliarden Euro an Zinskosten sparen, so Grünen-Experte Schick. Geld, das anderswo einsetzbar wäre.
    Und: Wenn all das nicht reicht, ließe sich im Sinne der Rückkehr zur Vernunft auch die Abgeltungssteuer wieder abschaffen – ebenfalls eine zweifelhafte Errungenschaft aus Zeiten, in denen man glaubte, dass das scheue Kapital nicht mehr so besteuert werden darf (weil alle anderen das ja auch machen). Würde immerhin noch mal 1,5 Milliarden Euro jährlich bringen, schätzt Schick.
    Ob das zählerisch reicht, um alles zu finanzieren, was das Klima rettet, ist gar nicht entscheidend. So eine Wende weg vom Finanzunsinn der Vergangenheit würde so viel mehr sinnvolle Investitionen ermöglichen und neue Wachstumspotenziale schaffen, dass sich der Einsatz früher oder später allemal auszahlen würde. Schon ein halber Prozentpunkt mehr Wachstum brächte auf zehn Jahre mehr als 100 Milliarden Euro mehr Wirtschaftsleistung und entsprechend viele Arbeitsplätze.
    Es wäre absurd, solche Finanzierungsmodelle zu verdammen, weil da plötzlich Geld von hier nach da geschoben würde: vom Banker zur Sonne(nenergie). Schief gelaufen ist die Sache über 30 Jahre, in der eine irre Idee außer Kontrolle geraten ist – und alle plötzlich dachten, es sei gut und weise, wenn Leute bei Banken unzählige Milliarden verdienen und endlos Macht ausüben. Das ging ja nur, weil sich Geld prozyklisch an Finanzmärkten vermehren ließ.
    Zeit für die Wende. Das Geld ist da. Es muss nur aus dem Irrsinn abgezogen und endlich wieder in die Zukunft unserer Kinder und ihrer Kinder investiert werden.

Schluss: Eine kleine Utopie – von Bankfurt zu Solarfurt
    Noch bis in den Sommer 2008 gab es gute Gründe anzunehmen, dass die Finanzbranche mal wieder in einer ihrer typischen Krisen steckt. Nach Jahren der Euphorie hatte die Flucht eingesetzt – ohne dass diese Krise den Rest der Menschheit ins Verderben stürzen müsste. So wenig wie das bei all den Krisen seit Beginn der tollen neuen Finanzglobalisierung vor gut 30 Jahren der Fall war.
    Von wegen. Was seitdem passiert ist, stellt alles in den Schatten, was bis dahin war. Da stehen Banken plötzlich vor dem Kollaps und Menschen wieder Schlange vor geschlossenen Bankschaltern. Da stürzt der Welthandel so stark wie zuletzt in den furchtbaren 30er Jahren. Da müssen Staatsschulden aufgenommen werden, um Geldhäuser zu retten, mit denen sonst ganze Sozialbudgets zu finanzieren gewesen wären. Da gibt es in vielen Ländern erstmals seit Jahrzehnten wieder Massenarbeitslosigkeit. Und da treiben plötzlich die Verursacher des Desasters die Retter, die, ohne eine Wahl zu haben Geld ausgeben mussten, damit die armen Banken auch bloß nicht kollabieren. Bis ihnen selbst irgendwann das Geld fehlte und aus der Bankenkrise eine Staatsschuldenkrise wurde.
    All das hat gezeigt, wie teuer uns heute diese irrsinnige Idee kommt, Banken und Finanzjongleure trotz aller
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