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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch?
Autoren: Thomas Fricke
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eine länger anhaltende, ökonomisch positive Spirale.
    Je mehr die Wirtschaft dank schrumpfender Finanzzauberei von der Binnennachfrage getragen wird, desto mehr würden Unternehmen im Land investieren, desto mehr würde gebaut, geforscht und eingestellt werden – vielleicht werden sogar wieder mehr Kinder gemacht. So wie das in anderen Ländern der Fall ist, deren Wirtschaft stabiler wächst.
    Die Liste der Vorzüge einer neuen Kleinfinanzwelt lässt sich noch verlängern. Mangels atemberaubender Renditen wird es auch keine so grotesken Vermögenspreisspiralen mehr geben – womit per Definition auch die andere Seite der Bilanz stabiler bleibt: die Verschuldung. Anders als dies in den Jahren der Vermögensillusion der Fall war, wo jeder Kursanstieg bilanzgetreu anderswo Verbindlichkeiten erhöhte – und »ein zunehmender Fluss an Geld für Zinsen und Gebühren an die Banken ging, der sonst effektiver dazu genutzt werden konnte, Produkte und Dienstleistungen zu kaufen, mit denen wiederum das Wirtschaftswachstum gestützt würde«, wie es Dirk Bezemer formuliert.
    Eine Welt ohne ständige Finanzblasen und Crashs, ohne getriebene Regierungen und ohne Notenbanken, die zerrissen sind zwischen realen und virtuellen Inflationsrisiken – und mit Unternehmen,die sich wieder auf ihr Geschäft konzentrieren können. Das klingt nach einem lohnenswerten Großprojekt. Wer das nicht glaubt, sollte die Zeit vor der großen Finanzsause nochmal studieren. Da gab es keine Bankenallmacht – und trotzdem, oder, besser gesagt: gerade deshalb eine Menge mehr Dynamik, Internationalisierung und Vollbeschäftigung.
    Wenn Regierungen ihre Finanzen besser konsolidieren, Notenbanken wieder gezielt Inflation kontrollieren und Unternehmen wieder besser planen und ihr Geld für sinnvollere Projekte behalten können, würde das eine Menge Wohlstand und Geld sichern. Weit mehr als wir durch den Wegfall des Ultrahandels von diesen oder jenen Derivaten je verlieren können. Der Neustart würde auch helfen, Schulden abzubauen und das blasenbedingt entstandene Gefälle bei Vermögen und Einkommen abbauen helfen. Was nur die Frage noch offen lässt, wie es gelingen kann, diese Ressourcen sinnvoll zu nutzen – und nicht gleich für den nächsten Unsinn.
    Banker zur Sonne – mehr Geld für die Klimarettung
    Verrückte Welt. An einem Tag werden heute rund um den Globus Währungen für vier Billionen Dollar gekauft und wieder verkauft. Von ein paar Leuten. Das ist rund zwanzigmal so viel, wie weltweit im Gesamtjahr 2010 für grüne Investitionen ausgegeben wurde. Wie gesagt: an einem Tag! Und: Seit Ausbruch der Finanzkrise 2007 hat allein die Europäische Zentralbank locker 1,5 Billionen Euro aufgewandt, um Banken zu retten und das Finanzsystem vor dem Kollaps zu bewahren (wodurch sich die Bilanzsumme der EZB in der Zeit auf rund 3 Billionen Euro verdoppelt hat). Das ist auch etwa doppelt so viel, wie in diesen Jahren weltweit in die Rettung des Klimas investiert wurde. Verrückt.
    Was bringt es der Menschheit, wenn noch für 10 Milliarden mehr Derivate gehandelt werden – verglichen dazu, was es brächte, mit dem Geld, sagen wir, das Tankstellennetz für Elektroautos auszubauen? Wenn letzteres mit hoher Wahrscheinlichkeit hilft, die Erderwärmung zu bremsen, die künftige Generationen sonst abkriegen– und ersteres vor allem dazu dient, dass irgendwer Geld macht und andere dafür mehr Schulden haben.
    Jetzt könnte sein, dass die Aufregung um die Klimakatastrophe total übertrieben ist, wie es der eine oder andere wieder behauptet. Selbst dann wirken die Verhältnisse schräg. Und verlassen will man sich auf das Nichteintreten des Weltuntergangs ja auch nicht; dann wäre es gegebenenfalls zu spät, um darauf noch zu reagieren. Kurz: Es spricht eine Menge dafür, dass die Menschheit Bedarf hat, Geld sinnvoller zu investieren. Nicht für algorithmische Spiele, sondern zur eigenen Rettung. Und das kostet.
    Den größten Bedarf sehen Klimaexperten heute in der Sanierung von Millionen Häusern und Gebäuden, die gedämmt werden müssten – es aber viel zu langsam werden. Nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts wurde durch Investitionen im Laufe der Jahre in Deutschland eine wirtschaftliche Substanz im Wert von 7 Billionen Euro aufgebaut. An diesem Kapitalstock machen private und öffentliche Gebäude alleine 6 Billionen Euro aus. Und der Großteil davon ist schlecht saniert. Ergebnis: Allein ein Drittel des CO 2 -Ausstoßes entweiche heute aus
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