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Wie verkuppelt man eine Familie?

Wie verkuppelt man eine Familie?

Titel: Wie verkuppelt man eine Familie?
Autoren: Jennifer Greene
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angefangen?“
    „Ungefähr vor einer Stunde.“
    Vor ungefähr einer Stunde, wenn Tucker sich recht erinnerte, war Will nach einem frühen Mittagessen mit einer Angelrute losgezogen und bester Laune zurückgekehrt.
    Nur eine einzige Straße führte vom Berggipfel hinunter. Eine Haarnadelkurve jagte die nächste. Hinter jeder Biegung bot sich ein neuer Ausblick – ein steiler Berghang, samtgrüne schattige Wälder, gleißender Sonnenschein.
    Er war diese Strecke schon unzählige Male gefahren und wurde sie nie leid. Das Wort zauberhaft wollte er zwar nicht benutzen, weil es zu kitschig klang, aber es war ihm erst gelungen, seine angstvolle Kindheit hinter sich zu lassen, seitdem er dauerhaft auf dem Berg lebte.
    Nun fragte er seinen Sohn: „Hast du es dir mit der Arbeit für Garnet anders überlegt?“
    „Nicht direkt.“
    „Aber irgendwas stört dich daran.“
    „Nicht direkt.“
    „Könntest du mir das vielleicht näher erklären?“
    „Ihr Geschäft ist interessant und sie ist auch ganz okay. Das weiß ich, weil sie oft in der Schule war.“
    „Aber?“, hakte Tucker nach. Mit seinem Sohn zu kommunizieren, kam manchmal dem Versuch gleich, einen Bären aus dem Winterschlaf zu wecken.
    „Aber vielleicht will sie mich nicht um sich haben, Dad. Ich will nicht, dass ich ihr lästig bin.“
    Weil er ein ausgeglichenes Gemüt besaß, dachte er nur ganz ruhig daran, wie viel Schaden seine Exfrau ihrem Sohn zugefügt hatte, anstatt darüber nachzusinnen, ihr den Hals umzudrehen. „Garnet hat darum gebeten , dass du ihr hilfst. Sie ist ja nicht mal so groß wie du und wiegt auch weniger und hat überhaupt keinen in der Nähe, der ihr zur Hand gehen kann. Deswegen hofft sie, dass du bereit bist, richtig anzupacken.“
    „Mir gefällt die Idee ja auch. Das habe ich dir doch gesagt. Ich hab mich heute Morgen sogar richtig drauf gefreut. Mir ist sogar egal, ob sie mich bezahlt. Es ist bloß … Na ja, ich hab halt Angst, dass ich einfach nicht weiß, was ich zu ihr sagen soll.“
    Das ist dein ganzes Problem? Tucker hatte selbst keine Ahnung, was er zu ihr sagen sollte. Obwohl ihre Söhne bereits seit Jahren in dieselbe Klasse gingen, nahm sie seine Existenz erst seit Neuestem wahr. Und er hatte sie praktisch über den Haufen rennen müssen, um ein Gespräch mit ihr in Gang zu bringen.
    Keine zehn Minuten vergingen, bevor sie in Garnets Auffahrt einbogen. Ein halbes Dutzend Autos stand vor dem Shop. Mehrere Kunden spazierten auf dem Gelände herum. Trotzdem entdeckte er Garnet auf Anhieb.
    Ihr Haar war unter einen Strohhut gestopft. Sie trug ein ärmelloses Tanktop mit dem Logo von Plain Vanilla, Shorts und Sandalen. Die Sonne schien ihr auf die nackten Schultern und Oberarme.
    Lachend unterhielt sie sich mit einem Kunden, doch sie ließ ihn prompt stehen und kam auf den Truck zu. Ihr Gang war geschmeidig und lässig. Tucker fiel auf, dass ihr Lächeln nicht ihm, sondern allein Will galt.
    „Hey, Jungs! Will, bin ich froh, dass du hier bist! Ich habe da gleich ein Problem, bei dem du mir echt helfen könntest. Es ist zudem ein großes Geheimnis. Also brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann.“
    „Ich kann Geheimnisse hüten.“
    „Großartig! Es stört dich doch nicht, wenn du ein bisschen schmutzig wirst, oder?“
    „Überhaupt nicht. Ich mach mich gern schmutzig.“
    „Wirklich?“ Garnet zwinkerte Tucker verstohlen zu, aber sie beachtete ihn nicht wirklich. Sie war ganz auf Will konzentriert. „Ich denke, dass wir am Nachmittag beide eine Pause brauchen. Aber ich wusste nicht, was du so magst. Deshalb habe ich verschiedene Säfte besorgt und Schokokekse gebacken und …“
    „Schokokekse mag ich echt gern.“
    „Gott sei Dank!“
    Die Fliegentür des Shops flog auf und Pete kam heraus. Er trug denselben Gesichtsausdruck zur Schau wie Will bei der Abfahrt. Die Leidensmiene, die besagte: Ich spiele mit, aber Spaß habe ich deshalb noch lange nicht.
    „Hey, Pete!“, rief Tucker.
    „Hey, Mr MacKinnon.“
    Der Junge war angemessen gekleidet: robuste Shorts, kurzärmliges Hemd, Laufschuhe. Sein Haar sah aus wie eine Kappe, als wäre es um einen Topf herum abgeschnitten worden. Es umrahmte sein Gesicht, betonte die runden Brillengläser und die vereinzelten Sommersprossen auf der Nase.
    „Ich bin echt froh, dass wir diesen Tausch durchziehen“, erklärte Tucker freundlich. „Deine Mom sagt, dass du echt gut ordnen und mit Zahlen umgehen kannst.“
    „Stimmt. Manchmal.“
    „Ich weiß nicht, ob man
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