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Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln

Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln

Titel: Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
Autoren: Alisa Bowman
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von ihm, und jeder Schwerverbrecher hätte kehrtgemacht. Er wurde nie laut, aber er hatte eine Art zu sprechen, dass selbst der größte Kraftmeier keinen Mucks mehr von sich gegeben hätte.
    Trotz alledem hatte er eine weiche Ader. Er ließ den Hund auf unserem Bett schlafen, statt auf dem Boden. Er kaufte dir fast alles, was du wolltest. Nachts deckte er dich immer wieder zu, wenn du dir im Schlaf die Decke immer wieder weggestrampelt hast.
    Und Mark war gutherzig. Er besuchte auch mal Kunden, wenn er wusste, dass sie alleine lebten und einsam waren. War jemand neu in der Stadt, sah er zu, dass derjenige sich schnell einlebte, Freunde fand und sich wohlfühlte. Brauchte irgendwer Hilfe, egal bei was, war er stets als Erster zur Stelle. Dabei wollte er nie ein Dankeschön, und er wollte auch nie, dass es die Runde machte.
    Er mochte es auch nie, wenn ich anderen erzählte, dass er sich jedes Mal freute, wenn im Frühling die ersten Blumen sprossen. Er stand dann am Magnolienbaum und rief mir zu: » Schau dir mal unseren Baum an! Sieh mal, wie viele Blüten er hat. Riechst du sie?« Er konnte zwar Tulpen nicht von Narzissen unterscheiden, aber er wusste, dass er uns, dir und mir, ein Lächeln ins Gesicht zauberte, wenn er uns die ersten gelben, roten und violetten Farbkleckse im Jahr zeigte.
    Dein Vater war auch ein Spaßvogel. Auf unserer Hochzeit tat er so, als hätte er mir den Slip unter dem Brautkleid vorgezogen, dabei war es nur das Strumpfband. Ja, das hat er wirklich getan. Und das, während meine Großeltern zugesehen haben! Einmal, du warst gerade erst vier Jahre alt, hat er mich in den April geschickt. Er hat dich angestiftet, mir zu erzählen, du hättest aus Versehen ins Bett gemacht. Hattest du natürlich nicht.
    Und dein Vater war ehrgeizig. Er war wochenlang eingeschnappt, weil ein Freund einmal flapsig bemerkt hatte, dass er auf seinem Rad eine ziemlich lahme Ente sei. Natürlich war er das nicht. Er war eine echte Sportskanone. Im Klettern. Im Surfen. Im Laufen. In Sachen Sport war er ein echtes Naturtalent.
    Was gut war, denn er konnte schlecht verlieren. Wenn ich ihm zum zweiten Platz gratulierte, sagte er nur: » Der zweite Sieger ist der erste Verlierer.« Andere Eltern lassen ihre Kinder bei Brettspielen oder beim Wettrennen gewinnen. Nicht dein Vater. Er musste immer gewinnen– beim Rutschen, beim Strickleiterklettern oder beim Lufthockey. Er hatte die Siegerkrankheit.
    Ein einziges Mal– und das auch nur, weil ich ihn ins Gebet genommen hatte– ließ er dich beim Fahrradwettrennen gewinnen, woraufhin du ihn mit großen Augen angeschaut und gefragt hast: » Daddy, warum hast du verloren? Ich wollte, dass du gewinnst.« Das geschah ihm recht und war ihm eine saftige Lehre. Aber dass er dich gewinnen ließ, zeigte mir auch, dass er alles für dich getan hätte.
    Dein Vater machte das beste Grillhähnchen, das ich je gegessen habe. Und das wusste er. Er war außerdem ein heimlicher Junkfood-Fan. Er erlaubte dir, Sachen zu essen, die ich dir nie gegeben hätte. Du und er, ihr wart ganz heiß auf Käsekracker, Pommes und anderes Fastfood, das ihr euch hinter meinem Rücken bei jeder Gelegenheit einverleibt habt. Aber es gefiel mir, dass ihr eine gemeinsame Freude hattet, auch wenn ihr damit auf lange Sicht eure Gesundheit ruinieren würdet.
    Dein Vater liebte Apfelstrudel. Lammbraten. Dunkles Bier und einen guten Espresso.
    Und sein Rad. Er brauchte seine tägliche Fahrradtour, und wenn er die nicht kriegte, war er der miesepetrigste Miesepeter auf der Welt. Er liebte die Geschwindigkeit und fuhr immer schnell. Er liebte Motorräder. Die Angst und die Gefahr. Die Todesgefahr.
    Doch vor allen Dingen liebte er dich und mich. Er liebte uns mehr als sein eigenes Leben, und mehr als sein Rad. Ja, das tat er.
    Zwei Jahre später nahm ich an einem buddhistischen Meditationskurs teil. Eine Übung bei diesem Kurs bestand darin, uns schwierige Menschen in Erinnerung zu rufen und ihnen Glück und Liebe zu wünschen.
    Danach sagte jemand: » Ich denke, das fällt einem beim eigenen Partner am schwersten.« Beifälliges Nicken von allen Seiten.
    Ich dachte anders. Mein Mann ist neben meiner Tochter der Mensch, bei dem mir das (heute) am leichtesten fällt.
    Und dann dachte ich: Ich kann kaum glauben, dass ich das eben gedacht habe. Ich? Die, die ihren Mann einst ins Grab wünschte? Die, die überzeugt war, dass alle Ehefrauen, die behaupteten, ihren Mann zu lieben, sich und anderen etwas vorlogen.
    Ich?
    Ja.
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