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Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Wie Rosenblätter im Wind: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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dichten Kronen der Bäume herrschte.
    Wieder rief sie nach Janna, doch es blieb zunächst still. Doch dann glaubte sie ein schwaches Rufen zu hören.
    “Mama!”
    Sie atmete scharf ein. Es war Janna. Ganz sicher!
    “Wo bist du?”, rief sie so laut sie konnte und blickte sich suchend um. Der Waldboden war von Gestrüpp und dornigen Büschen bedeckt, was ein Vorankommen sehr mühsam machte und auch die Sicht behinderte.
    “Mama, komm schnell, ich habe solche Angst! Es ist so schrecklich dunkel hier unten!”
    Unten? Millas Gedanken rasten.
    “Ich bin gleich bei dir, mein Schatz”, rief sie. “Aber du musst dich weiter bemerkbar machen, hörst du?”
    Es dauerte nur ein paar Minuten, dann hatte Milla den Rand der Grube erreicht, in die Janna gestürzt war. Ihre Tochter kauerte am Grund des etwa drei Meter tiefen Schachts und wirkte zwar verängstigt, schien aber nicht ernsthaft verletzt zu sein. Der Schacht besaß glatte Wände aus Stein, vermutlich handelte es sich um einen stillgelegten Brunnen.
    “Bitte, Mama, hol mich ganz schnell hier raus!”, schluchzte die Kleine herzerweichend. “Ich hab furchtbar Angst!”
    Milla ging am Grubenrand in die Knie. “Hier, nimm meine Hand!” Sie streckte den Arm aus, konnte ihre Tochter aber nicht erreichen. Einen Fluch unterdrückend legte sie sich auf den Bauch und versuchte es erneut. Dieses Mal fehlten nur noch wenige Zentimeter. Sie schob sich noch ein Stück vor, lehnte sich tiefer nach unten, ihre Finger berührten die von Janna – und da passierte es: Milla rutschte ab und stürzte selbst in die Grube.
    Sie schrie.
    Seit knapp einer Stunde durchkämmten Mårten und seine Helfer nun schon den Schlosspark im Bereich rund um den Englischen Garten. Millas Schwestern bildeten zusammen einen Suchtrupp, ebenso wie ihre Eltern und einige andere Freiwillige. Doch bisher hatte noch niemand auch nur die kleinste Spur von Janna entdecken können.
    Was Mårten zusätzlich Sorge bereitete, war, dass auch Milla wie vom Erdboden verschluckt war. Sie war doch höchstens zehn Minuten vor ihm und den anderen aufgebrochen! Wie konnte sie da einfach so verschwinden? Wenn ihr oder der Kleinen etwas zugestoßen war …
    Diesen Gedanken wollte er nicht einmal zu Ende denken. Er hatte seine kleine Tochter gerade erst gefunden, es durfte nicht sein, dass er sie jetzt schon wieder verlor!
    Und Milla wollte er ebenso wenig verlieren.
    Er liebte sie, ganz gleich, was in der Vergangenheit zwischen ihnen vorgefallen sein mochte. Es war sinnlos, gegen diese Gefühle anzukämpfen, denn sie waren stärker als er. Trotzdem fragte er sich, warum Milla so lange gezögert hatte, ihm die Wahrheit zu sagen. Seine Mutter war damals von blindem Hass auf seinen Vater, von dem sie sich verraten glaubte, getrieben gewesen. Aber Milla? Sie mochte wütend auf ihn gewesen sein, weil sie annahm, dass er sie mit einer anderen Frau betrogen hatte, aber deshalb hätte sie ihm niemals seine Tochter vorenthalten – und Janna ihren Vater.
    Nein, es musste einen anderen Grund geben. Nur welchen?
    Und dann, ganz plötzlich, begriff er. Er musste aufhören, die Situation objektiv zu betrachten, und stattdessen versuchen, sie aus dem Blickwinkel einer Mutter zu sehen. Milla war es vor allem darum gegangen, Janna zu schützen. Sie hatte in ihm eine Gefahr für sie gesehen und daraufhin so gehandelt, wie es wohl jede andere fürsorgliche Mutter ebenfalls getan hätte.
    All die verschenkten Jahre – nur wegen eines dummen Missverständnisses.
    Sie hatten beide Fehler gemacht. Mårten, weil er zu stolz und zu verletzt gewesen war, um auch nur zu versuchen, Millas Beweggründe zu verstehen. Und sie, weil sie einfach davongelaufen war, ohne ihm eine Chance zu geben, alles aufzuklären.
    Doch das würde ihm niemals wieder passieren, das schwor er sich in diesem Moment. Wenn er Milla und Janna gesund zurückbekam, war er bereit, alles dafür zu geben, dass aus ihnen eine richtige Familie wurde.
    Vater, Mutter, Kind.
    Woher willst du wissen, dass du das wirklich kannst, fragte eine innere Stimme skeptisch. Hast du jemals erlebt, was es bedeutet, eine Familie zu haben?
    Doch Mårten wischte alle Zweifel beiseite. Er spürte einfach, dass es funktionieren würde. Wenn er sie doch nur endlich finden würde!
    “Janna!”, rief er. “Milla! Hört ihr mich?”
    Nichts. Er versuchte es ein paar Meter weiter noch einmal und wollte gerade weitergehen, als er plötzlich ganz leise jemanden rufen hörte.
    Wie angewurzelt blieb er
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