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Wie redest du mit mir

Wie redest du mit mir

Titel: Wie redest du mit mir
Autoren: Franz Thurmaier , Joachim Engl
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bloß nicht unterzugehen, immer massivere Vorwürfe und Gegenvorwürfe, Drohungen und Gegendrohungen, Entwertungen und Beschuldigungen produziert, bis ein friedlicher Abbruch einer solchen Eskalation immer unwahrscheinlicher wird.
    Was kennzeichnet solche destruktiven Streitgespräche?
    Vorwürfe und Schuldzuschreibungen sind kaum geeignet, Konflikte und Probleme zu klären. Eigene Gefühle und Wünsche können damit nicht direkt geäußert werden. Vorwürfe und Schuldzuschreibungen können beim Partner eine Reihe von unangenehmen Emotionen auslösen. Von leichter Zerknirschtheit, Unverständnis und Enttäuschung über die Äußerung des Partners bis zu maßloser Wut. Von einem Sich-etwas-herabgesetzt-Fühlen bis zu Ohnmacht und Hilflosigkeit. Vom Trennungswunsch bis zur Trennungsangst. Von Rachegedanken bis zu Gewissensbissen und einiges mehr.
    Wenn man destruktive Streitgespräche von Paaren genauer betrachtet, tauchen in Vorwürfen immer wieder bestimmte Kommunikationsmerkmale auf. Jedes dieser Merkmale verleiht dem Gespräch einen vorwurfsvollen Anstrich und hat spezifische Auswirkungen auf den Partner, die in jedem Fall unangenehm sind. Betrachten wir diese charakteristischen Elemente einmal genauer. Wer sie sofort (bei sich oder bei anderen erkennt) kann leichter aus einer drohenden Eskalation aussteigen.
    Die folgenden Merkmale sind Kennzeichen für Vorwürfe:
    Du-Botschaften
    »Du hast dich nicht richtig verhalten.«
    Du-Botschaften oder Du-Sätze stecken nahezu in jedem Vorwurf, meist verbunden mit einem oder mehreren der nachfolgend aufgeführten Merkmale. Im positiven Sinne lässt man sie sich gerne gefallen (»Du bist ein toller Mann«, »Wie gut du heute wieder aussiehst«), und wenn sich auch durch die persönlicheren Ich-Aussagen (»Ich bewundere deine Schlagfertigkeit«, »Dein Kleid finde ich unglaublich schick. Mir gefällt dein guter Geschmack.«) dieses Wohlgefallen noch steigern lässt, schafft es doch einen unmittelbaren Gefühlsbezug.
    Negativ gemeint bedeuten Du-Botschaften, ein eigenes Problem, ein eigenes unangenehmes Gefühl am anderen festzumachen. Die eigenen Beweggründe werden in der Du-Botschaft nicht genannt. Der andere hat etwas Falsches getan, er ist unzulänglich, und das steht mit einem Du-Satz unerschütterlich fest – zumindest für den, der ihn ausspricht, in diesem Moment. Es entsteht sofort ein hierarchisches Gefälle. Man erhebt sich über den anderen, indem man mit dem Du-Satz scheinbar objektiv
feststellt
, was am Partner nicht stimmt. Damit geht es erst einmal nicht mehr um Meinungen und Gefühle, sondern um Wahrheit – was stimmt, was stimmt nicht, wer hat Recht. Eine negative Du-Botschaft weckt beim so angesprochenen Partner daher meistens den sofortigen Wunsch nach Widerspruch (»Das stimmt doch gar nicht!«, »Was soll das denn?«, »Geht’s dir nicht gut?«). Er gerät in eine Verteidigungshaltung und wird geneigt sein, sich sofort zu rechtfertigen und das so entstandene Hierarchiegefälle zu seinen Gunsten zu verändern.Zum Beispiel mit einem eigenen Du-Satz und unter Zuhilfenahme weiterer aggressiver Varianten, wie den unten aufgeführten.
    Verallgemeinerungen
    »Du kümmerst dich nie um mich.«
    »Es stört mich, dass du dir
nie
die Schuhe abstreifst,   … dass du
immer
zu spät kommst,   … dass du
nie
den Mülleimer rausträgst,   … dass du
immer
so lange das Bad blockierst   … usw.«
    Verallgemeinerungen sind häufig ein indirekter Ausdruck von Ärger, oft aber auch nur so dahin gesagt. Man erkennt sie an Vokabeln wie »immer«, »ständig«, »dauernd«, »allzeit«, »jedes Mal«, oder »nie«. Sie beziehen sich auf einen Zeitraum, der unendlich groß oder gar nicht bestimmbar ist. Der Anlass der Äußerung, fast immer eine konkrete Situation, wird zum Dauerzustand erklärt. Wer in Situationen, in denen einem das Verhalten des Partners gerade mal wieder »auf den Keks geht«, zu solchen Wörtern greift, möchte damit eigentlich seinen Argumenten eine besondere Durchschlagskraft verleihen und dem Partner kein Schlupfloch für eine Ausrede lassen. Dabei wird nur das Gegenteil erreicht: Verallgemeinerungen reizen den so Angesprochenen zum sofortigen Widerspruch (»Das denkst auch bloß du, ich habe z.   B. letzte Woche zweimal den Mülleimer rausgetragen, aber du bemerkst das ja offensichtlich nie«) oder zum Gegenangriff mit Themenwechsel (»und du nervst mich jedes Mal mit deiner übertriebenen Pünktlichkeit, typisch deutsche
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