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Wie man sich beliebt macht

Titel: Wie man sich beliebt macht
Autoren: Meg Cabot
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Gatorade-Zwischenfall erzählt hat. Als wäre es unbedingt nötig gewesen, sie aufzuklären.
    Und danach hatte er auch noch den Nerv, vorzuschlagen: »Hey, wie wär’s, wenn wir noch zum Hügel fahren?« Als würde ich mir mit einem Typen die Sterne anschauen wollen, der mich vor der einzigen Bewohnerin dieser Stadt bloßgestellt hat, die nicht wusste, was es bedeutet, »eine original Steph-Landry-Nummer« abzuziehen.
    Ganz abgesehen davon dass ich mein Insektenspray nicht mithatte und mich garantiert nicht ins Gras lege und mich bei lebendigem Leibe von Mücken auffressen lasse, bloß um mir ein paar Sternschnuppen anzuschauen. Ich meine, hallo? Wozu hat Grandpa seine Sternwarte gebaut?
    Meine Schuldgefühle halten sich also in Grenzen. Jedenfalls sind sie nicht so stark, dass ich deswegen zur Beichte gehen würde.
    Vor allem weil Father Chuck alles garantiert brühwarm meiner Mutter weitererzählen würde - das weiß ich genau.
Und die würde es Kitty weitererzählen. Und Kitty würde es ihrem Sohn, Dr. Hollenbach, weitererzählen, der es wiederum Jason erzählen würde (oder ihm zumindest raten würde, sich ein Rollo zuzulegen). Und dann würde ich ihn nie mehr sehen. Nackt, meine ich.
    Und das wäre echt schade.
    Außerdem kann mir niemand weismachen, dass das, was ich tue, SO furchtbar schlimm ist. Männer machen das mit Frauen schon seit Hunderten - ach was, Tausenden von Jahren. Seit es Fenster gibt und Frauen, die sich vor diesen Fenstern ausziehen, ohne vorher das Rollo runterzulassen, gibt es Männer, die in diese Fenster hineinschauen.
    Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir Frauen uns rächen.
    Und im Fall von Jason ist diese Rache - auch wenn ich das nur widerwillig zugebe - sehr süß. Ich habe keine Ahnung, was er in Europa gegessen hat, aber seit er zurückgekommen ist, sieht er wirklich richtig heiß aus. Früher hatte er jedenfalls nicht solche Armmuskeln. Und erst recht nicht so einen Waschbrettbauch.
    Oder sah er vielleicht doch immer schon so aus und es ist mir nur nie aufgefallen?
    Natürlich habe ich Jason vor seinem Europatrip auch nicht regelmäßig nackt gesehen. Erst seit er auf den Dachboden gezogen ist, ist mir aufgefallen, dass ich von unserem oberen Badezimmer aus direkt in sein Zimmer schauen kann.
    Seitdem wundern sich alle aus unserer Familie darüber, was ich so lange im Bad treibe. Zum Beispiel mein Bruder Pete, der gerade an die Tür hämmerte: »Was machst du denn?«, wollte er wissen. »Du bist schon seit einer Stunde da drin!«

    Mein großer Fehler war, dass ich die Tür aufgemacht habe.
    »Was willst du?«, raunzte ich ihn an. »Wieso bist du nicht im Bett?«
    »Blöde Frage.« Pete drängelte sich an mir vorbei und holte sein Ding raus. »Weil ich pinkeln muss.«
    »Igitt!«, sagte ich. Lauren Moffat muss ihrem kleinen Bruder bestimmt nicht beim Pinkeln zusehen. Aber Lauren Moffat hat wahrscheinlich auch ein eigenes Badezimmer und muss es nicht mit vier - bald sogar fünf - Geschwistern teilen.
    Pete, dem es offensichtlich völlig egal war, welches psychologische Trauma er mir zufügte, indem er mir seine nackte Vorderseite präsentierte, begann, ungeniert zu pinkeln. Er schaute über die Schulter zu mir rüber und fragte: »Wieso hockst du hier im Dunkeln rum?«
    »Tu ich doch gar nicht«, behauptete ich, obwohl das Licht im Bad aus war. Ich konnte ihn nur sehen, weil das Mondlicht so hell hereinschien.
    Pete war inzwischen fertig und drückte auf die Spülung. »Weißt du was, Steph? Du bist echt voll komisch.«
    »Geh wieder ins Bett, du Hasenhirn.«
    »Wer ist hier das Hasenhirn?«, fragte Pete.
    Aber er ging ins Bett. Ohne das Fernglas zu bemerken. Gott sei Dank.
    Wahrscheinlich sollte ich etwas nachsichtiger mit Pete sein. Angesichts seiner persönlichen Lebenssituation, meine ich. Immerhin ist er der Bruder der berühmt-berüchtigten Steph Landry, was zwangsläufig ein großer gesellschaftlicher Nachteil für ihn ist - in unserer Stadt jedenfalls. Wenn ich bedenke, wie viele blöde Bemerkungen
er einstecken und wie oft er sich auf dem Spielplatz meinetwegen prügeln muss, das ist bestimmt nicht einfach für ihn.
    Na ja, es könnte aber auch schlimmer sein. Bis letztes Jahr hatten wir zum Beispiel ein Mädchen an der Schule, Justine Yeager, die erwiesenermaßen ein Genie war - sie schrieb nur Einsen und schnitt im Einstufungstest für die Uni besser ab als alle anderen, sogar im Essayteil. Aber ihre Intelligenz beschränkte sich nur auf Bücher, nicht auf Menschen.
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