Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Krähen im Nebel

Wie Krähen im Nebel

Titel: Wie Krähen im Nebel
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
hin? Sie würde Bertolucci in den nächsten Tagen nach ihm befragen. Außerdem wusste sie nicht, was sie mit Anita und Clara machen sollte. Aber das weitaus größte Problem war Angelo Guerrini. Sie konnte ihn unmöglich mit nach Hause nehmen. Sie konnte ihn ebenso unmöglich in ein Hotelzimmer stecken. Aber sie wollte ihn mit nach Hause nehmen! Sie würde ihn mit nach Hause nehmen! Luca und Sofia schliefen sicher schon.
    Gerade wollte Laura die Handynummer ihres Ex-Mannes wählen, um herauszufinden, ob er zu Hause auf sie wartete, da klingelte ihr Diensttelefon.
    «Ja, Gottberg!»
    «Ein Glück, dass ich Sie erwische, Frau Hauptkommissarin! Hier Polizeimeister Brenner. Ich bin der vom Rechts der Isar, vom Krankenhaus.»
    «Ja   … Sie passen auf den jungen Mann mit der Amnesie auf, nicht wahr?»
    «Äh, ja, Frau Hauptkommissarin, eigentlich schon. Aber er ist weg!»
    «Wer ist weg?»
    «Der junge Mann mit der Amnesie!»
    «Was?»
    «Ich schwör’s Ihnen, Frau Hauptkommissarin, ich bin nur mit dem Doktor weg, weil der meine Hilfe gebraucht hat. Es hat nicht einmal fünf Minuten gedauert. Seit drei Wochen sitz ich vor dieser blöden Tür, und nie ist was gewesen.» Seine Stimme klang verzweifelt.
    «Und jetzt ist er weg?»
    «Ja, weg! Spurlos verschwunden! Ich hab ihn überall g’sucht, der Doktor hat sogar geholfen und eine Schwester. Aber wir haben ihn nicht gefunden.»
    «Wann ist das passiert, Brenner?»
    «Vor einer halben Stunde, Frau Hauptkommissarin! Soll ich eine Fahndung rausgeben?»
    «Nein, warten Sie, bis ich da bin. Ich werde so schnell wie möglich kommen. Wie ist übrigens der Name von dem Doktor, dem Sie geholfen haben?»
    «Libermann, Doktor Libermann!»
    «Ah so! Sagen Sie dem Doktor, dass er auf mich warten soll!»
    «Jawohl, Frau Hauptkommissarin!»
    Laura legte den Hörer weg und knipste das Licht an. Vor ihr auf dem Schreibtisch lag ein dicker Umschlag. «Frau Laura Gottberg   – Persönlich» stand in großen Buchstaben drauf. Daneben klebte ein Zettel: Wurde sicherheitstechnisch überprüft.
    Nett, dachte Laura. Wenigstens ist keine Bombe drin. Sie öffnete den Umschlag, ahnte bereits, wer ihn abgegeben hatte, begann zu lesen:
     
    Verehrte Laura,
    leider werden wir uns nicht mehr treffen. Ich habe mir Ihre Empfehlung zu Herzen genommen und bin umgezogen. Es war nicht leicht für mich, aber unter den gegebenen Umständen sicher die beste Lösung für alle. Ich bin sicher, dass Sie den Mörder der Frauen finden werden, und ich hoffe, dass ich ein wenig dabei helfen konnte. Wie Sie wahrscheinlich bald erfahren werden, bin ich nicht allein gereist. Ich habe einen mitgenommen, der ebenfalls einen neuen Anfang braucht, und es gibt auch Männer, die ich mag. Er ist so einer. Einer, der selbst als kleiner Mensch missbraucht wurde, von seinem eigenen Großvater. Wenn Sie die Frau sind, die ich in Ihnen vermute, werden Sie nicht nach uns suchen. Irgendwer segne Sie dafür.
    Anbei die Transfer-Ziele von Clara und Anita und ihre Flugtickets. Sehen Sie zu, dass die beiden nicht zurückgeschickt werden!
     
    Dr.   Natali Petrovic
     
    PS: Wundern Sie sich nicht über Dr.   Libermann. Männer sind im Allgemeinen ziemlich leicht erpressbar. Er war einer meiner besten Kunden!
     
    Laura las den Brief dreimal, dann rief sie Polizeimeister Brenner an und sagte ihm, dass er nach Hause gehen könne, der Verdacht gegen den Amnesiepatienten hätte sich als unbegründet herausgestellt. Er hörte sich verblüfft an, was Laura durchaus verstehen konnte. Danach rief sie ihren Ex-Mann an und hörte erleichtert, dass er bereits bei sich zu Hause war, nachdem er mit den Kindern bis halb elf Karten gespielt hatte.
    «Sie schlafen!», sagte er. «Zufrieden?»
    «Ja!», antwortete Laura. «Danke!»
    Es war kurz vor zwölf. Laura kehrte ins Vernehmungszimmer zurück, betrachtete die hohläugigen Männer, deren Bartstoppeln deutlich zu sprießen begonnen hatten.
    «Hat Castelli was gesagt?», fragte sie.
    «O ja!», erwiderte Baumann. «Er hat ausgesagt, dass Bertolucci ihn gezwungen hat, den Südtiroler Lastwagenfahrer zu beschuldigen. Er hat auch gesehen, wie Bertolucci den jungen Mann niederschlug und aus dem Zug warf, weil der offensichtlich die Tote entdeckt hatte. Castelli hat eine Frau und zwei Kinder. Seine Sexabenteuer haben ihn verdammt erpressbar gemacht!»
    «Jaja!», murmelte Laura. «Da ist er nicht der Einzige! Hat er irgendwas gesagt, warum Bertolucci die Frauen umgebracht hat?»
    «Das musst du den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher