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Wie Kinder heute lernen

Titel: Wie Kinder heute lernen
Autoren: Martin Korte
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werden. Eine gute Lösung sind Schulen mit Hochbegabtenklassen. In der Akzeptanz und Verbreitung dieser schulinternen Hochbegabtenförderung gibt es in den einzelnen Bundesländern ganz unterschiedliche Förderkonzepte. Fast 1000 Schulen in Deutschland bieten in irgendeiner Form eine besondere Betreuung für Hochbegabte an. Wo diese sind, wie sie bewertet werden und welches Förderkonzept sie verfolgen, kann man in der Schuldatenbank des Magazins FOCUS-SCHULE unter www.schulkompass.denachschlagen .

Gegen die Vorurteile: Fortbildung für Schwerstbegabte
    Die Kursleiterin Dr. Maria Lempa berichtet: »Wie durch eine Plexiglaswand nehme ich morgens am Frühstückstisch das angeregte Gespräch über den Verlust des alten Identitätsbegriffes in der Postmoderne wahr: Eine Gruppe von 17-Jährigen tauscht gerade Argumente aus. Wieder mal war es abends spät geworden. Hätte ich die Referatsbesprechung vertagen sollen? Oder …? Ach, da war doch noch die ›Endlosdiskussion‹ über das Leib/ Seele-Problem und der Versuch, den nächsten Kurstag noch ein wenig vorzubereiten - wieder einmal mussten wir unser Konzept ändern. Am Vortag konnten wir längst nicht alle Fragen beantworten, die Schüler und Schülerinnen sind einfach unersättlich in ihrer Lust am Fragen.«
    Dies ist weder eine Beschreibung eines realitätsfernen Tagtraumes frustrierter Pädagogen noch ein Eldorado für Streber, sondern alljährliche Wirklichkeit an neun Orten in Deutschland, wo sich hochbegabte Schüler und Schülerinnen zum freiwilligen und intensiven Arbeiten treffen. Die oben geschilderten Jugendlichen waren Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet an der »Deutschen SchülerAkademie«. Schülerakademien werden seit
1988 von dem Verein »Bildung und Begabung e. V.« in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Fördermaßnahme für besonders »motivierte und befähigte« Schülerinnen und Schüler, die in den Sommerferien für zweieinhalb Wochen an verschiedenen Internaten in Deutschland durchgeführt werden. Etwa 90 Jugendliche verteilen sich auf sechs Kurse. Jeder Kurs wird von zwei Kursleitern betreut, die jeweils als Fachleute auf ihrem Gebiet ausgewiesen sind.
    Zu den Schülerakademien motiviert wurde der Verein »Bildung und Begabung e. V.« durch die ungenügende Fördersituation für hochbegabte Jugendliche in Deutschland. Im Zuge einer bestmöglichen Förderung jeder Schülerpersönlichkeit gehört die Beachtung der besonderen Bedürfnisse von hochbegabten Schülerinnen und Schülern. Neben dem intellektuellen Ansporn geht es auch darum, einer Vereinzelung dieser Jugendlichen entgegenzuwirken. Zum anderen stellt der Kontakt mit ebenbürtigen Diskussionspartnern für viele in ihrer Schule herausragende Schüler eine »Begegnung der dritten Art« dar: Er trägt dazu bei, dass »Begabung« nicht als eine »Anomalität« begriffen wird, sondern als eine von vielen menschlichen Eigenschaften, die auch im Kontext mit sozialer Kompetenz und Mitverantwortung für Mitlernende steht. Leider ist es immer noch so, dass eine Förderung sportlicher oder musikalischer Hochbegabung gesellschaftlich und politisch unumstritten ist, während man oft hört, dass es für intellektuelle Hochbegabte keiner Förderung bedarf.
    Eingeladen werden zu solchen Akademien zum einen Sieger und Platzierte aus den Bundeswettbewerben. Zum anderen gibt es die Möglichkeit, von der eigenen Schule vorgeschlagen zu werden. Daneben sind Selbstbewerbungen durch Schülerinnen und Schüler ebenfalls möglich, sie bedürfen aber der Unterstützung eines Lehrers. Die Kursthemen generieren sich aus den Fächern Mathematik, Physik, Biologie, Germanistik, Philosophie und Soziologie. Außerdem werden Kurse in Romanistik, Jura, Medizin,
Musik, Theater oder Chinesisch angeboten. Sie finden auf dem neuesten Stand der Forschung statt, sodass der Unterricht eher einem Hochschulseminar als einer Schulstunde gleicht.
    In den kursfreien Zeiten werden weitere Aktivitäten angeboten oder von den Teilnehmern selbst organisiert: z. B. Theaterproben, Abendvorträge, Sport und Musikproben (Chor, Kammerorchester, freie Spielgruppen), Sprachkurse, aber auch Drachenbauen oder Zeichnen. Vor allem fallen die Breite der Interessen sowie der Ideenreichtum und der hohe Arbeitseinsatz der hochbegabten Jugendlichen auf. Die Lust am Fragen ist es, die diese Jugendlichen am meisten auszeichnet, und gerade diese können die »mehrfach
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