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Wie ich Schriftsteller wurde

Wie ich Schriftsteller wurde

Titel: Wie ich Schriftsteller wurde
Autoren: Norbert Golluch
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Potenzschwierigkeiten auftraten. Nach nur drei
Geschlechtsakten an einem Tag versagte zuerst mein Namensgedächtnis. Dieser
Zusammenhang ist in der medizinischen Literatur dokumentiert. Ich geriet in
erhebliche Verwicklungen, weil ich in der Erregung meine Partnerin falsch
titulierte. Wenig später folgte das Versagen in apparativer Hinsicht, und das
mehrmals hintereinander ... Auf die davon betroffene Freundin musste es wirken,
als ob ich beim ersten und einzigen Mal an diesem Tag keine Leistung brachte.
„In deinem Alter“, sagte Pia verärgert und riet mir, einen Arzt aufzusuchen.
Der jedoch weigerte sich standhaft, mir ein Potenzmittel zu verschreiben.
     
    Als ich dann das Studium an den Nagel hängte und in die
Berufspraxis als Schriftsteller wechselte, ein erotisch attraktiver Beruf, wie
ich dachte, sollte alles anders werden. Tat es aber nicht. Daran war die Frau
an sich schuld. Oder Paula.

Party mit Paula
    Mein intensivstes Gespräch ist immer das Selbstgespräch. Mit
meinen Freunden rede ich nicht im eigentlichen Sinne, wir tauschen eher
bestimmte Codes und Floskeln aus und deshalb fehlt es mir eindeutig an kommunikativer
Kompetenz.
     
    „Gehst du oft auf Partys?“ fragte Paula auf der Party bei
Jens.
     
    „Nein“, antworte ich cool, „es gibt für mich nur zwei
Gründe, auf Partys zu gehen: Der eine davon ist Sex, der andere ist, Geschäfte
zu machen.“
     
    Auswendig gelernter Spruch, für einen Schriftsteller die
reinste Armutserklärung, sagt mein noch nicht komplett vom Alkohol geknebelter
Verstand. Das hast du irgendwo gehört, du Sprachversager!
     
    „Wie ein Geschäftsmann siehst du nicht aus“, meint Paula. „Und
ein Geschäftsmann hätte auch keine Chancen bei mir.“
     
    „Was für ein Glück, ich bin Schriftsteller. Damit ist ja alles
klar zwischen uns“, erwidere ich fantasielos. „Gehen wir zu mir oder zu dir?“
     
    „Du tickst wohl nicht sauber! Und so was will Schriftsteller
sein?“
     
    „Haben Schriftsteller etwa keine sexuellen Bedürfnisse?“ höre
ich mich laut sagen, ich bin dabei, mich so richtig reinzureiten.
    „Das schon“, sagt Paula, „aber ein Schriftsteller kann sich und
seine Wünsche etwas dezenter artikulieren und fällt nicht gleich mit der Tür
ins Haus!“
     
    Zum Glück ist Paula wohl informiert über männliche
Krisenlagen.
     
    „Jetzt setzt dich erstmal und trink was!“
     
    Sie räumt fürsorglich einen Platz auf dem Sofa neben sich
frei.
     
    „Und erzähl mal …“
     
    Paula ist Kindergärtnerin, also genau die richtige
Berufsgruppe für meine kindischen Probleme, auch wenn diese eher in der
Spätpubertät angesiedelt sind.
     
    Ich weiß nicht, was ich an diesem Abend noch alles getrunken
habe und schon gar nicht, was ich Paula noch alles erzählt habe. Als ich am
nächsten Morgen aufwache, herrscht in meinem Kopf englischer Nebel. Gerade, dass
ich Paula neben mir noch erkenne.
     
    „Oha“, stoße ich hervor. „Haben wir …“
     
    Das Gelächter, das jetzt auf mich herabregnet, nehme ich ihr
übel.
     
    „Du warst so was von hackedicht …“
     
    Kurz: Es ist wieder einer dieser Tage, an dem ich über freiwillige
Kastration nachdenke. Warum dieser Aufwand für das bisschen Sex, nur um dieses schlimme
gemeine Triebtier in dir ruhig zu stellen? Ich weiß nicht, ob es der Kater ist
oder die allgemeine Einsicht in die Lage des männlichen Geschlechts.

Bukowski war kein Volltrottel
    Sie kennen dieses miese Gefühl im Urlaub: Sie sitzen in
einem dunklen, schlecht eingerichteten Zimmer, überall der Müll und die
ungewaschene Kleidung der vergangenen Tage, draußen regnet es in Strömen oder
ein Sturm tobt, als gäbe es kein Morgen. Am liebsten würden Sie sofort Ihre
Koffer packen und nach Hause fahren. Nur: Es ist kein Urlaub, und Sie können
nicht nach Hause fahren, weil Sie schon zu Hause sind.
     
    Exakt so geht es mir gerade. Ich bin schon zu Hause, es
regnet und mein Schädel brummt auch nach einem Aspirin und einer Flasche Bier.
Ich habe das Gefühl, mich gestern komplett zum Affen gemacht zu haben, und erst
jetzt fällt mir ein, dass so gut wie mein kompletter Freundeskreis anwesend war.
Paula kann mich sozial ruinieren, wenn sie will.
     
    Es gibt diese Frauen, die einen Mann mit einem Lächeln im
Gesicht auf eine brutale Art und Weise hinrichten können, indem sie seinen
Freunden von der letzten Nacht und den kläglichen Überredungsversuchen
erzählen, die ein betrunkener Mann unternommen hat. Hoffentlich ist
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