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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm
Autoren: Lynsay Sands
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ich Julianas Zofe mit, sie solle ihre Herrin davon unterrichten, dass du ihr das Kind entreißen wolltest. Und dir erzählte ich, die Zofe habe mich gewarnt, dass Juliana dich verlassen wolle.“ Er pfiff leise durch die Zähne, als er sich vergegenwärtigte, wie erfindungsreich er vorgegangen war. „Es verlief besser, als ich zu hoffen gewagt hatte. Sie floh noch in derselben Nacht und bekam die ersten Wehen, in deren Verlauf sie auf Claymorgan den Tod fand. Alles wäre vollkommen gewesen“, ein kalter Blick fiel auf Willa, „wenn du gestorben wärst.“
    Seine Augen funkelten wütend. „Ich habe versucht, diesen kleinen Schönheitsfehler zu bereinigen. Viele Male. Aber dir scheint ein teuflisches Glück vergönnt zu sein -wie auch deinem Vater, der jeden Kampf unbeschadet überstand, während all die an seiner Seite hingeschlachtet wurden.“
    „Oder vielleicht bist du einfach nur unfähig“, sagte Willa und hielt seinem sengenden Blick stand.
    Garrod schnaubte vor Wut.
    „Aber warum? Nach all dem, was ich für dich getan habe, Garrod. Wieso?“ fragte Lord D’Orland.
    Willa schaute ihren Vater an und hatte Mitgefühl, als sie den Schmerz und die Fassungslosigkeit in seiner Stimme wahrnahm.
    „Was du für mich getan hast?“ Garrod klang erzürnt, und Willa betrachtete ihn mit wachsendem Unbehagen. In seinem Zorn hatte er die Hände zu Fäusten geballt. „Du hast überhaupt nichts für mich getan! Rein gar nichts! Ich bin dein Verwalter. Nichts weiter als ein Lakai! Ich habe deine Güter aufblühen lassen. Ich verteidige sie, fordere die ausstehenden Summen ein … und was ist der Lohn? Ein Ort, an dem ich essen und schlafen kann, und eine Menge Münzen! In all den Jahren, in denen du dir deine Sporen auf dem Schlachtfeld verdient hast, habe ich für dich gearbeitet. Ich hatte den Traum, eines Tages der alleinige Burgherr zu sein. Warum auch nicht? Du warst nicht verheiratet und hattest keinen rechtmäßigen Erben. Daher ging ich fest davon aus, dass du mir bei deinem Tod alles überlassen würdest.“ Sein Mund wurde zu einem dünnen Strich, und Garrod stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Nie hast du verlauten lassen, dass du dir längst eine Gemahlin ausgeguckt hattest. Dann kehrtest du plötzlich zurück und verkündetest, es sei an der Zeit, deine Braut heimzuführen.“
    Garrod nahm eine hochnäsige Haltung ein und ahmte den Tonfall von Tristan nach. „Sei gegrüßt, Garrod. Wie steht es? Ich breche nun auf, um meine Braut zu holen. Ich werde hier bleiben und eine Familie gründen.“
    Willa versteifte sich, als Garrod völlig unvermutet sein Schwert aus der Scheide zog. Er umklammerte es mit beiden Händen und fuhr grimmig fort: „Ich arbeitete hart und malte mir schon aus, dass der Besitz eines Tages mir allein gehören würde. Doch dann hast du mir wie beiläufig mitgeteilt, du würdest heiraten und einen Sohn zeugen, der dein Erbe antreten sollte. Am liebsten hätte ich dich auf der Stelle erschlagen! Aber ich wusste, dass ich auf diesem Weg nichts erreichen würde. Ich musste sehr viel klüger vorgehen. Und das tat ich auch.“
    „Nicht klug genug“, entgegnete Willa, als sie merkte, dass ihr Vater versuchte, sich schützend vor sie zu stellen. Er war im Begriff, sie abzuschirmen, obwohl er keine Waffe zur Hand hatte, und sie verspürte einen stechenden Schmerz in ihrem Herzen, als sie sich vorstellte, dass noch ein weiterer Mensch bereit war, für sie sein Leben zu lassen. D’Orlands Schwert lag immer noch auf dem Boden. Wenn sie die Waffe doch bloß erreichen könnte …
    „Was willst du nun machen?“ fragte ihr Vater und schob sich weiter schützend vor Willa. „Du glaubst doch nicht, dass du irgendetwas erreichst, indem du uns beide tötest.“
    „Natürlich erreiche ich etwas, du törichter alter Mann! Ich werde meinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Außerdem werde ich deine Besitztümer erlangen.“
    „Mach dich nicht lächerlich, Garrod!“ fuhr Lord D’Orland ihn an. „In deinem Irrsinn wirst du überhaupt nichts bewirken!“
    Garrod wurde plötzlich ganz ruhig und lächelte. „Das wird sich zeigen. Ich denke, dass allein Willas Anblick deinen Zorn heraufbeschworen hat“, meinte er mit einem unheilvollen Glitzern in den Augen. „Vielleicht hast du deinen Hass und deine Eifersucht von damals auf deine Tochter übertragen. Vielleicht hast du Willa in deinem fortgeschrittenen Alter aber auch nur mit Juliana verwechselt. Du hast sie getötet, und dann hast du
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