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Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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ultralimitierten
Louis-Vuitton-Tasche. »Mach dich auf was ge- fasst, Danny-Hase! Ich rufe jetzt
Sig Kästle vom Red Letter an und sag ihm, er soll dir einen Job geben.« Der Red Letter war das derzeit wohl angesagteste
Literaturmagazin der Welt. Er war vor fünf Jahren von dem deutschen Lyriker
Siegfried Kästle in einer alten Fabriketage in Ostberlin gegründet worden und
erst kürzlich vom Medienkonzern Conde Nast aufgekauft und nach New York geholt
worden, wo er sich als avantgardistische kleine Schwester anderer
Conde-Nast-Publikationen wie Vogue und Lucky glänzend verkaufte.
    Noch bevor Dan reagieren konnte, tippte
Rusty schon eine Nummer ein. Natürlich wusste Dan, dass es eine unerhörte Ehre
war, einen Job beim Red Letter angeboten zu bekommen, andererseits stand er dem Arbeitsmarkt momentan
eigentlich ja nicht zur Verfügung.
    »Aber ich geh doch noch in die Schule«,
protestierte er schwach. Seine Agentin schien gern zu vergessen, dass er erst
siebzehn war und sich an Montagvormittagen nicht mit ihr auf einen Espresso
treffen, mal eben spontan nach London zu einer Dichterlesung jetten - oder
einen Vollzeitjob annehmen konnte.
    »Sig-Sig, hier ist Rusty«, flötete sie
ins Handy »Süßer, hör mal, ich schicke euch einen Jungdichter vorbei - Dan
Humphrey heißt er. Er hat Potenzial, aber vielleicht fehlt ihm noch etwas Schirmekes... na, du weißt schon.«
    Kästle (Dan fasste es immer noch nicht,
dass Rusty tatsächlich mit dem Siegfried Kästle telefonierte) antwortete etwas für Dan Unhörbares. Rusty hielt
ihm das Handy hin. »Sig will dich persönlich sprechen.«
    Mit schweißnasser Hand presste Dan das
Telefon ans Ohr und ächzte kraftlos: »Hallo?«
    »Hi! I have zwar noch
never geheard from you, but I weiß, that the Rusty has a good nose, because she
has entdeckt the brandnew Megatalent Mystery Craze. Also vertrau I the Rusty
and give you a Praktikumsplace here by me«, knödelte Siegfried Kästle
teutonisch in den Hörer.
    Äh, was? Dan hatte bis auf das
überschwängliche Lob für Mystery Craze fast nichts verstanden. Aber wie kam es,
dass jeder von Mystery gehört hatte und niemand von ihm? Immerhin war sein Gedicht im New Yorker veröffentlicht worden. »Danke, das ist
echt eine tolle Chance«, sagte er kläglich. »Ich hab nächste Woche Osterferien,
da könnte ich den ganzen Tag für Sie arbeiten. Nach den Ferien kann ich dann
immer erst nach der Schule.«
    Rusty riss ihm das Handy aus der Hand.
»Montagmorgen steht er bei euch auf der Matte«, versprach sie. »Cheerio,
Sigster.« Sie klappte ihr Handy zu, warf es in die Tasche zurück und griff nach
ihrem Martini. »Wir hatten eine Zeit lang eine Fickbeziehung, aber seit wir nur
noch gute Freunde sind, läuft es besser«, vertraute sie Dan an, streckte den
Arm aus und kniff ihn in die bleiche, verwirrte Wange. »Och, wie süüüß! Bald
bist du Sigs neuer Praktikant, sein kleines schnuckeliges Helferlein.«
    Bei Rusty klang das so läppisch, als würde
sich Dans Job darauf beschränken, Siegfried Kästies entkoffeinierten Mokka
umzurühren und seine Bleistifte zu spitzen. Aber ein Praktikumsplatz beim Red Letter war so heiß begehrt und so
unwahrscheinlich schwer zu ergattern, dass sich Dan unmöglich beschweren
konnte.
    »Ist der Red Letter eigentlich nach >Der scharlachrote
Buchstabe* benannt? Sie wissen schon, dieser Roman, in dem die Heldin Hester
Prynne des Ehebruchs angeklagt wird und deshalb das große rote A auf der Brust
tragen muss?«, erkundigte er sich mit ehrlichem Interesse.
    Rusty guckte entgeistert. »Scheiße,
woher soll ich das wissen?«
     

 
    wie es klingt, wenn
zwei nicht mehr miteinander reden
    Nach
der Redaktionssitzung der Schülerzeitung riss Vanessa Abrains die Tür der Constance-Billard-Schule
auf und sprang die Treppe hinunter. Ihre Haare flatterten dabei nicht lustig
hinter ihr her, weil sich Vanessa regelmäßig den Schädel rasierte und praktisch
keine Haare besaß. Sie brauchte auch keine Angst zu haben, sich in ihren hochhackigen
Schuhen den Knöchel zu verstauchen, denn sie trug nie hochhackige Schuhe. Genau
genommen trug sie überhaupt keine Schuhe, sondern Stiefel. Fette Stiefel mit
Stahlkappen.
    Vanessa war in Eile, weil ihre
Schwester Ruby ihr morgens einen Einkaufszettel für den Bioladen in die Hand
gedrückt hatte und sie den Einkauf schnellstmöglich hinter sich bringen
wollte. So konnte sie zu Hause, bevor ihre Eltern zu Besuch kamen, eventuell
noch herumliegende Hinweise auf ihre selbst
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