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Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt
Autoren: Cecily von Ziegesar
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ein paar Wochen zusammen war, wohnte derzeit in einer
exklusiven Entzugsklinik in ihrer Heimatstadt Greenwich in Connecticut und
durfte nur zu bestimmten Tageszeiten und unter Aufsicht telefonieren. Als sie
Nate kürzlich nicht hatte erreichen können, hatte sie aus lauter Verzweiflung
einen akuten Rückfall erlitten und war Nicorette-Kaugummis kauend und
Nagellackentferner schnüffelnd auf dem Klinikdach gefunden worden. Beides hatte
sie einer Pflegerin aus der Tasche geklaut.
    »Du bist ja total außer Atem«, säuselte
Georgie kokett. »Hast du etwa gerade an mich gedacht?«
    »Wir haben Lacrosse-Training«, erklärte
Nate. Einen knappen Meter neben ihm spuckte Coach Michaels geräuschvoll ins
Gras. »Aber ich glaub, wir machen jetzt sowieso gleich Schluss. Bei dir alles
okay?«
    Wie üblich überging Georgie diese
Frage. »Ich find es echt geil, dass du so sportlich und so gesund und
unvergiftet bist, während ich hier im Kerker festsitze und mich nach dir
verzehre. Genau wie eine Prinzessin im Märchen.«
    Naja, vielleicht nicht ganz genau.
    Ein paar Wochen zuvor war Nate bei dem
Versuch, im Central Park ein Tütchen Gras zu kaufen, festgenommen und zur
ambulanten Drogentherapie in die Breakaway- Klinik nach Greenwich geschickt
worden, wo er Georgie kennen gelernt hatte. Als eines Abends sämtliche Züge
nach New York durch einen heftigen Schneesturm lahm gelegt worden waren, hatte
sie ihn in ihre herrschaftliche Villa eingeladen. Sie hatten etwas geraucht und
dann war Georgie irgendwann ins Bad verschwunden und hatte dort irgendwelche
rezeptpflichtigen Pillen eingeworfen. Ziemlich bald danach war sie halb nackt
auf dem Bett ohnmächtig geworden, und Nate hatte nichts anderes tun können,
als sie in die Klinik einliefern zu lassen. Seitdem waren die beiden ein Paar.
    Also ein ziemlich kaputtes Märchen,
wenn es denn eines wäre.
    »Du, weshalb ich anrufe...«, lispelte
Georgie.
    Mittlerweile hatten sich die anderen
Spieler um Nate geschart, zogen ihre Jacken an und tranken gierig aus den
mitgebrachten Gatoradeflaschen. Das Training war beendet. Der Coach spuckte
einen Schleimbatzen dicht neben Nates Turnschuhspitze und richtete einen
knotigen Zeigefinger auf ihn.
    »Ich muss Schluss machen«, raunte Nate
ins Handy. »Ich hab so ein Gefühl, dass der Coach mich zum Mannschaftskapitän
ernennen will.«
    »Kapitän Nate!« Georgie war
hingerissen. »Mein süßer kleiner Käpt'n!«
    »Ich ruf dich nachher an, okay?«
    »Warte, warte, warte! Ich muss dir noch
was sagen. Ich hab meine Mutter dazu gebracht, diese Affen hier zu überreden,
mich schon nächsten Samstag rauszulassen. Wenn jemand Volljähriges auf mich
aufpasst, darf ich mich frei bewegen. Das heißt, wir können in den Osterferien
nach Sun Valley in Moms Chalet fahren. Du bist doch dabei, oder?«
    Coach Michaels knurrte irgendetwas
Ungeduldiges in Nates Richtung und stemmte beide Hände in seine Altmännerhüften.
Aber Nate musste ohnehin nicht lang über Georgies Angebot nachdenken. Sun
Valley war verdammt viel besser, als im Ferienhaus seiner Familie auf Mount
Desert in Maine den alten Katamaran seines Vaters aufzuarbeiten.
    »Klar bin ich dabei. Auf jeden Fall.
Aber ich muss jetzt echt Schluss machen.«
    »Jippieee!«, jubelte Georgie und fügte
noch ein kehliges »Ich liebe dich« hinzu, bevor sie auflegte.
    Nate warf das Handy auf seinen
marineblauen Hugo- Boss-Mantel und rieb sich tatendurstig die Hände. Seine
Mannschaftskameraden hatten sich alle schon verabschiedet. »Was gibt's,
Coach?«
    Coach Michaels trat kopfschüttelnd
einen Schritt auf ihn zu und saugte dabei geräuschvoll weiteren Schleim aus den
Nasennebenhöhlen.
    Mhm, lecker.
    »Als Doherty letztes Jahr das Knie
zerfetzt wurde, hätte ich dich beinahe zum Kapitän gemacht«, verkündete er. Er
spuckte aus und schüttelte wieder den Kopf. »Gut, dass ich's nicht gemacht
hab.«
    Oh-oh.
    Nates siegessicheres Lächeln bekam
erste Risse. »Wieso denn das?«
    »Du hast nicht das Zeug zum Kapitän,
Archibald!«, bellte der Coach. »Guck dich doch an. Hängst am Handy wie ein
Playboy, während sich der Rest der Mannschaft auf dem Spielfeld abrackert. Und
glaub ja nicht, ich wüsste nicht, dass sie dich wegen Drogen drangekriegt
haben.« Er stieß ein drohendes Knurren aus. »Du hast keine Führungsqualitäten,
Archibald.« Er spuckte wieder aus, kehrte Nate den Rücken zu und rammte die Hände
in die Taschen seines roten Anoraks von Lands' End. »Du bist eine Niete. Eine
einzige große
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