Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie es mir gefaellt

Wie es mir gefaellt

Titel: Wie es mir gefaellt
Autoren: Cecily von Ziegesar
Vom Netzwerk:
Enttäuschung«, murmelte er im Weggehen.
    »Aber ich hab doch aufgehört zu
kif...«, rief Nate ihm hinterher, doch der Wind verschluckte seine Stimme. Der
Himmel war stahlgrau und es knarrte und ächzte in den kahlen Baumwipfeln. Den
Lacrosse-Schläger in der Hand, stand Nate allein auf dem märzbraunen Rasen und
zitterte vor Kälte. Als Sohn eines ehemaligen Kapitäns der Marine war er an die
profilneurotischen Ausbrüche mürrischer alternder Autoritätspersonen gewöhnt,
aber es war trotzdem ziemlich heftig, dass der Coach ihn - den einzigen
Nichtkiffer der ganzen Mannschaft - für einen ungeeigneten Kapitän hielt. Er
hatte ihm noch nicht einmal eine Chance gegeben, sich zu verteidigen.
    Nate bückte sich nach seinem Mantel.
Wäre er bekifft gewesen, hätte er die Vorwürfe seines Trainers milde lächelnd
abgeschüttelt und sich noch einen reingezogen. Stattdessen legte er sich den
Mantel um die Schultern, zeigte dem Rücken des davongehenden Coach den
Fuckfinger und schlappte über die dunkel daliegende Sheep Meadow Richtung Fifth
Avenue.
    Jeremy, Anthony und Charlie Dem
erwarteten ihn am Ausgang. Charlie war zu sehr Dauerbreitling, um sich - vom
gelegentlichen Kicken im Park mal abgesehen - groß sportlich zu betätigen, aber
er holte seine Kumpels immer mit fertig gedrehten Joints und einem seligen
Grinsen unter dem Wust seiner wirren braunen Locken vom Training ab.
    Die vier Freunde schlurften auf die
Fifth Avenue zu. »Und? Was wollte er jetzt von dir?«, fragte Jeremy mit der
schleppenden Stimme, mit der er redete, wenn er dicht war - also quasi immer.
»Er hat dich zum Kapitän ernannt, oder?«
    Nate nahm ihm die Flasche mit dem
blauen Gatorade aus der Hand und trank einen durstigen Schluck. Obwohl die
Jungs seine besten Freunde waren, hatte er nicht vor, ihnen zu erzählen, was
gerade passiert war. »Er hat's mir angeboten, stimmt. Aber ich hab abgelehnt.
Naja, ich bin mir ziemlich sicher, dass das mit der Brown sowieso klappt, fürs
Zeugnis brauch ich jetzt also keine Pluspunkte mehr. Außerdem werd ich nicht
immer mitspielen können, weil ich an den Wochenenden öfter bei Georgie in
Connecticut bin. Deshalb hab ich dem Coach geraten, lieber einen aus der Elften
zu nehmen.«
    Die drei anderen zogen überrascht und
voller Hochachtung die Brauen hoch. »Boah, Alter!«, meinte Jeremy anerkennend.
»Das war aber verdammt nobel von dir.«
    In diesem Moment durchströmte Nate ein
Glücksgefühl, als hätte er dem Coach tatsächlich gesagt, er solle an seiner
Stelle einen Elftklässler zum Kapitän ernennen. Er fühlte sich so nobel, wie er
sich hätte fühlen können, wenn... tja, wenn sich die Sache tatsächlich so abgespielt hätte.
    »Och, na ja.« Er lächelte unbehaglich
und knöpfte den Mantel zu. Er hatte nicht nur bezüglich seiner Ernennung zum
Kapitän gelogen, sondern auch was seine Chancen an der Brown anging. Okay, sein
Vater hatte dort studiert, und das Auswahlgespräch war bestens gelaufen, aber
das änderte nichts daran, dass er seit der achten Klasse bei jedem Test bis an
die Schädeldecke zugeknallt gewesen war und seine Noten grade mal im unteren
Mittelfeld lagen.
    »Da, nimm.« Charlie hielt ihm die
brennende Tüte hin. Er war anscheinend nicht imstande, sich länger als eine Stunde
zu merken, dass Nate mit dem Rauchen aufgehört hatte. »Aus Kuba. Hab ich von
einem Cousin, der in Florida am Rollins studiert.«
    Nate winkte ab. »Ich muss noch was für
die Schule machen.« Er machte sich auf den Weg nach Hause. Es fiel ihm schwer,
sich daran zu gewöhnen... so nüchtern zu sein. Er war so klar im Kopf, dass es
fast wehtat. Und auf einmal gab es so vieles, über das er nachdenken musste.
    Holla!
     

 
    ds glas ist halb leer
    Nach
Unterrichtsschluss gesellte sich der einstmals verschlunzte, jetzt aber trendig
gestylte und gelackte Daniel Humphrey nicht zu den anderen Jungs aus der Oberstufe,
die noch vor dem Schulgebäude abhingen, Basketbälle prellten und Pizzastücke
von der Fressbude Ecke 76. Straße/Broadway in sich reinstopften. Nein, er zog
den Reißverschluss seiner neuen schwarzen Windjacke von APC hoch, schnürte
seine Campers neu und machte sich querstadtein auf den Weg zum Plaza, wo er mit
seiner Literaturagentin verabredet war.
    Im prunkvollen, ganz in Gold gehaltenen
Teesalon des Hotels saß die übliche Meute grellbunt gekleideter russischer
Touristen, exzentrischer Großmütter und texanischer Großfamilien, die alle
Einkaufstüten von FAO Schwarz oder Tiffany neben sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher