Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie es Euch gefaellt, Mylady

Wie es Euch gefaellt, Mylady

Titel: Wie es Euch gefaellt, Mylady
Autoren: Jillian Hunter
Vom Netzwerk:
sei sie bereits Teil der Sippe.
    Die Familie versammelte sich zu einem reichhaltigen Frühstück mit Tee, gebratenem Schinken, Eiern, frischen Teekuchen und Marmelade. Während Julia der angeregten Unterhaltung, den scherzhaften Bemerkungen und Plänen für die kommende Woche mit halbem Ohr folgte, fragte sie sich verwundert, ob Heath tatsächlich gestern Nacht einen Mann getötet hatte. Bald wurde ihr klar, dass die gute Laune der Familie Ausdruck großer Erleichterung war, eine tödliche Gefahr gebannt zu wissen. Die Boscastles teilten alles miteinander, Gutes und Schlechtes. Sie liebten das Leben und liebten einander; gelegentlich aber prallten Gefühle und Eigensinn aufeinander, was zu schmerzhaften Konflikten führte.
    Bezeichnend für diese Familie war ihre Neigung zu Extremen. Das Wort lauwarm existierte nicht in ihrer Welt. Und Julia wurde überschwänglich und vorbehaltlos in ihrem leidenschaftlichen Chaos willkommen geheißen.
    Der jüngste Spross, Devon Boscastle, traf zum Entzücken aller am späteren Vormittag ein, zog sich aber bald zu einem Gespräch mit seinen Brüdern zurück. Julia hatte keine Ahnung, wie Devon von Auclairs Tod erfahren hatte, entnahm aber seinem triumphierenden Lächeln, mit dem er Heath begrüßte, dass er Bescheid wusste und gekommen war, um den Sieg mit der Familie zu feiern.
    Auch die Schwestern Emma und Chloe hatten ihre Ankunft angemeldet. Der Marquess war in Hochstimmung angesichts des bevorstehenden Familientreffens, und seine gute Laune wirkte ansteckend auf alle.
    Hermia und Odham lachten und tauschten heimliche Blicke. Endlich hatten auch sie alle Hindernisse überwunden und konnten sich eingestehen, was sie füreinander empfanden.
    Der Charme und die Heiterkeit der Boscastles waren so ansteckend, dass Julia die bevorstehende unangenehme Aussprache völlig vergaß.
    Ihre Begegnung mit Russell und die Lösung ihrer Verlobung.
    Althornes Kutsche fuhr eine Stunde nach dem Frühstück vor, nachdem die Familie sich zurückgezogen hatte, um sich für ein Kricketspiel umzukleiden. Julia war noch geblieben, um im sonnigen Frühstückszimmer eine Tasse Tee zu trinken und die Ruhe zu genießen, die ihr Muße gab nachzudenken.
    Die wärmenden Sonnenstrahlen schienen plötzlich ihre Kraft zu verlieren, als ein Diener Russell hereinführte. Julia stellte die Tasse ab und erhob sich langsam. Er schien schmaler geworden, sein Gesicht wirkte beinahe hager, dennoch sah er blendend aus in dunkelbraunen Hosen und doppelreihigem Reitjackett. Seine schwarze Augenklappe verlieh ihm wie gewöhnlich einen verwegenen Reiz. Ein vertrauter Mann aus ihrer Vergangenheit, aber ihr Herz schlug bei seinem Anblick nicht schneller. Sie wären niemals glücklich miteinander geworden. Julia hoffte, er würde das einsehen.
    „Russell.“
    „Wie reizend. Du erkennst mich noch.“
    Er wollte es ihr offenbar nicht leicht machen. Das hatte sie auch nicht erwartet. Aber plötzlich bereute sie, dass sie nicht Heaths Angebot angenommen hatte, ihr dieses Gespräch abzunehmen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    „Ich habe mein Leben riskiert, um Heath zu retten, und das Gleiche hätte ich getan, um dich zu beschützen. Ich habe dich in seiner Obhut gelassen, weil ich euch vertraute. Wie konntest du mir das antun? Stört es dich gar nicht, was die Leute reden?“ Seine Stimme klang schneidend wie ein Peitschenhieb.
    Julia wandte den Blick aus dem Fenster und sah sein Haar im Sonnenlicht blauschwarz glänzen. Mit dem Rücken zu ihr stand Heath im Garten am Marmorspringbrunnen. Er wirkte so einsam. Sie wollte bei ihm sein, wollte die Düsterkeit vertreiben, die ihn umgab.
    Was hatte er einmal gesagt? Dass er glaubte, er sei für die Einsamkeit bestimmt? Das war ein Irrtum. Sie würde durch die Flammen der Hölle gehen, um an seiner Seite zu sein.
    Sie hörte, wie Russell sich hinter ihr bewegte. „Hörst du mir überhaupt zu, verdammt nochmal?“, fragte er gereizt und hochmütig.
    Nein, sie hatte ihm nicht zugehört. Heath hatte sich umgedreht und lenkte sie ab. Sie studierte sein kühnes Profil im Sonnenlicht, dachte an ihre leidenschaftliche Liebesnacht mit ihm, fühlte sich noch schwach von seinen heißen Umarmungen und beschloss, sich noch weitere Anregungen von Audrey geben zu lassen. Heath schien Gefallen an ihrem Wissen in der Kunst der Liebe zu finden. „Hast du etwas gesagt, Russell?“
    „Ich weiß, dass du ein Verhältnis mit Heath hast. Leugne es nicht.“
    Er fuchtelte mit einem Papier vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher