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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei
Autoren: Dinah McCall
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zurückgeben. Sie sahen sich so ähnlich, dass niemand einen Unterschied bemerkt hätte. Damit hätte meine Sophie ihren rechtmäßigen Platz als Erbin des Sealy-Vermögens eingenommen.”
    “Und was ist geschehen?” fragte Trey.
    “Die beiden spielten zusammen, sie saßen auf dem Boden und spielten.” Sie legte die Hände vors Gesicht, als könnte sie so die Erinnerung abwenden. “Ich ließ sie nur für eine Minute aus den Augen, weil ich ihnen etwas zu essen machen wollte. Ich war nicht gemein zu ihnen. Die beiden hatten Hunger.”
    “Und dann?”
    “Plötzlich hörte ich eines der Kinder schreien. Als ich zurückkam, hatten sie sich beide ausgezogen und standen auf ihrer Kleidung, die sie auf den Boden geworfen hatten. Einen Moment lang konnte ich sie nicht voneinander unterscheiden. Dann bückte sich Olivia und hob ihre Decke auf, und da wusste ich wieder, wer wer war. Meine Sophie griff daraufhin ebenfalls nach der Decke und zog daran, doch Olivia wollte nicht loslassen. Ich gab ihr eine Ohrfeige, aber sie fiel nach hinten und schlug mit dem Hinterkopf gegen die Kante des Kamins. Ich hörte den Knall, als sie aufprallte, und danach bewegte sie sich nicht mehr. Ich hatte das nicht gewollt, aber es war zu spät, um noch etwas daran zu ändern. Sie lag ganz ruhig da. Ich zog ihr die Sachen an, die sie zuvor getragen hatte, und legte sie aufs Bett. Ich wusste nicht, was ich mit dem Leichnam machen sollte. Mir war nur klar, dass niemand sie finden durfte.”
    Trey zwang sich, nicht zu Olivia zu sehen, weil er auf Anna konzentriert bleiben musste. “Aber Sie haben das falsche Kind getötet, Laree. Sie haben Ihr eigenes Baby getötet.”
    “Nein, das Mädchen hatte sich die Decke genommen, mit der Olivia zu mir gekommen war.”
    “Das beweist überhaupt nichts. Das Ergebnis der DNS-Analyse dagegen sehr wohl. Sie haben Ihr Kind getötet. Foster kam bei Ihnen vorbei, und ehe Sie sich versahen, hatte er ein Lösegeld gefordert, was Ihren Plan völlig auf den Kopf stellte. Und dann brachte er auch noch das Baby zurück, das überlebt hatte, ohne Rücksicht auf Ihre Gefühle zu nehmen.”
    “Das ist egal”, gab sie zurück. “Wie es abgelaufen ist, macht nichts aus. Wichtig ist nur, dass Sophie dort war, wohin sie gehörte.”
    Trey zeigte auf Olivia. “Nur dass sie nicht Sophie ist.”
    “Sie ist Sophie. Als Marcus mich einstellte, hörte sie auf zu weinen – weil sie mein Baby ist.”
    “Sie hörte auf zu weinen, weil sie nicht mehr weinen konnte”, widersprach Marcus.
    Anna begann zu zittern und sah Olivia an.
    “Du bist mein Baby. Sag es ihnen, Darling. Sag ihnen, dass du mein Baby bist.”
    Olivia stand auf und verließ das Verhörzimmer.
    Anna erhob sich ebenfalls und wollte ihr folgen, doch Trey hielt sie auf. Er drehte sie so, dass sie in den Spiegel schauen konnte, hinter dem ein halbes Dutzend Leute stand, die alle das Drama verfolgt hatten.
    “Sehen Sie sich an, Laree. Sehen Sie sich genau an. Sie haben aus Eifersucht und Rachegefühlen heraus Michael und Kay Sealy ermordet, aber das war nicht mal der schlimmste Fehler, den Sie begehen konnten. Der kam erst, als Sie deren Tochter an sich nahmen. Was für eine Frau sind Sie, dass Sie nicht mal Ihr eigenes Kind erkennen konnten? Was für eine Mutter macht das, was Sie getan haben?”
    Sie wollte ihr Gesicht bedecken, aber Trey ließ ihre Arme nicht los. Sie schloss die Augen, doch das änderte nichts an den Tatsachen. Und es änderte nichts an den Erinnerungen an diesen kleinen toten Körper, der in diesem Koffer lag, den sie zufällig in einem Schrank gefunden hatte. Sie wollte diese Erinnerung verdrängen und an den Ort in ihrem Geist zurückkehren, an dem die Wahrheit so tief verborgen lag, dass niemand sie finden konnte.
    “Und es kommt noch schlimmer, Laree. Der Gerichtsmediziner hat etwas entdeckt, was bei der ersten Untersuchung nicht berücksichtigt worden war, weil niemand so etwas in Erwägung gezogen hatte.”
    Sie wollte ihn nicht ansehen, und sie wollte erst recht nicht fragen.
    Trey schüttelte sie brutal. “Machen Sie verdammt noch mal die Augen auf und sehen Sie Ihr Spiegelbild an!” fuhr er sie an.
    Laree gehorchte.
    “Das Baby, das Sie in den Koffer gesteckt und eingemauert haben … das war gar nicht tot. Im Koffer wurden winzige Kratzspuren gefunden, und unter einem Fingernagel fanden sich Spuren von der Innenverkleidung des Koffers.”
    Draußen hielt sich Olivia entsetzt die Hände vor den Mund. Chia Rodriguez stellte
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