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Wie ein stummer Schrei

Wie ein stummer Schrei

Titel: Wie ein stummer Schrei
Autoren: Dinah McCall
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Sie”, bat Trey ihn.
    Terrence entfernte sich einige Schritte, damit Marcus nicht mithören konnte. “Die Frau wurde festgenommen, man hat versucht, ihr ihre Rechte vorzulesen. Aber wir waren alle der einhelligen Meinung, dass sie es weder verstanden noch gehört hat. Die Sanitäter bringen sie ins Dallas Memorial, und die beiden Detectives fahren zusammen mit Mrs. Collier hinterher. Sie sagten, sie würden sich bei Ihnen melden.”
    Trey nickte und deutete auf Marcus. “Braucht er einen Arzt?”
    “Ich glaube nicht. Er braucht vor allem Zeit.”
    “Wer hätte das gedacht?” warf Carolyn ein, die sich zu ihrem Mann stellte und sich bei ihm einhakte. “Wären wir damals nicht nach Italien ausgewandert, hätten wir Anna sicher als die Frau erkannt, die Michael uns vorgestellt hatte.”
    “Aber wir
waren
bereits in Italien”, gab Terrence zurück. “Daran lässt sich nichts mehr ändern, nichts lässt sich rückgängig machen. Mit dieser Erkenntnis muss ich schon mein ganzes Leben klarkommen.”
    Carolyn lehnte ihre Schulter an Terrence’ Schulter und fragte an Trey gerichtet: “Was wird mit Anna geschehen?”
    “Vermutlich wird sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.”
    “Welches Baby sie nun wirklich getötet hat, ist doch immer noch nicht klar, oder?”
    “Nein.”
    “Aber es lässt sich feststellen?”
    “Sobald Sherees DNS-Probe untersucht ist, wissen wir es. Zur Sicherheit wird man aber auch Annas … Larees DNS analysieren, damit kein Zweifel aufkommen kann.”
    “Geht es Olivia gut?”
    “Nein, aber sie wird sich bald wieder erholen.”
    “Es tut mir Leid”, sagte Carolyn. “Aber Sie sollen wissen, dass ich froh bin, Sie in unserer Familie zu haben.”
    “Danke”, erwiderte Trey. “Aber die Freude ist ganz meinerseits.”
    “Trey!” rief Marcus, dessen Befehlston unverkennbar war. Trey wandte sich ihm zu, ohne an dem Tonfall Anstoß zu nehmen.
    “Ja?”
    Marcus stand auf. “Egal, was heute ans Licht gekommen ist, Sie sollen wissen, dass wir Ihnen dankbar sind.”
    “Ja, Sir”, erwiderte Trey.
    “Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen mich mit Marcus anreden?”
    Trey seufzte. “Ja, stimmt.”
    Marcus machte einen Schritt nach vorn und reichte ihm die Hand, doch statt sie zu schütteln, nahm er Trey in die Arme. Es war eine kurze Geste, und er ging rasch wieder auf Abstand. “Danke. Ich hatte mich damit abgefunden, dass der Mörder meines Sohns niemals aufgespürt würde und ich diese Frage mit ins Grab nehmen müsste”, erklärte er mit belegter Stimme.
    “Aber es gibt immer noch eine andere Frage, nicht wahr?” gab Trey zurück.
    Während er sich über die Augen wischte, wurde Marcus wieder ernst. “Sie ist und bleibt meine Enkelin. Es ist egal, wie die Wahrheit aussieht. Sie wird nichts an dem ändern, was zwischen uns ist.”
    “Selbst wenn sie die Tochter der Frau ist, die Ihren Sohn ermordete?” wollte er wissen.
    Marcus schwankte ein wenig, doch sein Blick blieb auf Treys Gesicht gerichtet. “Selbst dann.”
    “Olivia ist in ihrem Schlafzimmer”, sagte Trey. “Ich glaube, sie würde das gern von Ihnen hören.”
    Während Marcus aus dem Zimmer ging, wurde Trey mit einem Mal bewusst, dass jemand fehlte. Unruhig suchend schaute er sich um. “Wo ist Ella abgeblieben?” rief er. “Ich habe sie …”
    “Ich bin hier, mir geht’s gut”, fiel sie ihm ins Wort, als sie aus der Küche gehumpelt kam. “Hand aufhalten”, wies sie ihn an.
    Er gehorchte, ohne nachzudenken, und sah, dass sie ihm zwei Schmerztabletten gab und ihm dann ein Glas Wasser reichte.
    “Die nehmen Sie jetzt. Falls Sie nicht schon Kopfschmerzen haben, werden Sie die ganz sicher noch bekommen.”
    Trey schluckte die Tabletten, stellte das Glas weg und nahm Ella vorsichtig in die Arme.
    “Mir gefällt das überhaupt nicht, dass meine zwei liebsten Frauen zu zerbrechlich sind, um sie anständig in den Arm zu nehmen.”
    “Wir sind nicht zerbrechlich”, widersprach sie und drückte sich an ihn. “Wir sehen nur so aus.”
    “Danke für alles”, murmelte er.
    “Hey, Sie haben mir das Leben gerettet, da ist das doch wohl das Mindeste, was ich für Sie tun kann.”
    “Oh, Ella, hören Sie bloß auf”, sagte er leise.
    Sie grinste ihn an und entgegnete: “Mein Held.”
    Trey stöhnte auf. Ein toller Held war er. Er hatte eben Olivias Welt zum Einsturz gebracht und konnte nur hoffen, sie würde ihm verzeihen.
    Nach einer weiteren Woche war Olivias Schulter fast vollständig verheilt.
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